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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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hatte sprechen hören, glaubte Warren allerdings, dass Auburn Geld verdiente, weil er gar nicht anders konnte. Genau so, wie Warren offenbar nicht anders konnte, als Geld zu verlieren.
    Er hatte Auburn an diesem Morgen angerufen, und Auburn hatte sich sofort mitfühlend gezeigt und ihn aufgefordert vorbeizukommen. Auburn, der Warrens Eltern und deren Freunde
nicht ausstehen konnte, hatte Warren zu seiner Unabhängigkeit von den Ducanes beglückwünscht und versprochen, ihm stets als Berater zur Seite zu stehen.
    Auburn verabschiedete soeben einen anderen Gast, den er Warren noch als Zeke Brennan vorstellte, einen jungen Anwalt, der etwas für Auburn erledigt hatte. Warren bat Brennan um seine Karte, ehe er ging.
    Auburn schenkte Warren ein Glas edlen Scotch ein und äußerte nochmals sein Mitgefühl. Nachdem die beiden Männer eine Weile Konversation getrieben hatten, sagte Auburn schließlich: »Du hast dich doch aus einem bestimmten Grund an mich gewandt. Was kann ich für dich tun, Warren?«
    »Nimm mein ganzes Geld.«
    »Was?«
    »Also, es gehört mir zwar noch nicht, aber irgendwann ist es meines. Vielleicht dauert es noch eine Weile, weil sie erst für tot erklärt werden müssen. Der Anwalt meiner Eltern hat mich angerufen, kurz nachdem die Jacht gefunden worden ist. Wenn Todd auch tot ist, fällt alles an mich. Ich - ich hoffe nach wie vor, dass das nicht der Fall ist und dass jemand sie findet, aber es heißt, das sei eher unwahrscheinlich.«
    Auburn musterte ihn einen Augenblick, ehe er erwiderte: »Ja, ich vermute, du wirst irgendwann ein großes Vermögen erben.«
    »Ich bezahle dich dafür, dass du mich daran hinderst, es in ein kleines zu verwandeln. Hindere mich daran, alles auszugeben, Auburn. Hilf mir, damit ich mich nicht innerhalb eines Jahres oder so in die roten Zahlen manövrieren kann. Ich will etwas über Geld lernen, Auburn, aber das geht nicht über Nacht. Es würde mir reichen, wenn ich angenehm leben kann - nicht wie ein Fürst, und ich will mir auch nicht einfach zum Spaß Sachen kaufen können, aber angenehm leben. Den Rest will ich sparen. Ich kann dir auch sagen, warum.«
    »Das Kind.«

    »Ja. Mein Neffe. Um ihn geht es in erster Linie, ja. Aber das ist nicht der einzige Grund.« Er erhob sich und ging auf und ab. Obwohl er sich zurechtgelegt hatte, wie er es erklären wollte, fiel es ihm nun doch schwer, es auszudrücken. »Es gibt Leute«, begann er und verstummte wieder. »Es gibt Leute, die mich eventuell um Geld angehen könnten, und ich will außerstande sein, es ihnen zu geben.«
    Auburn zögerte ein wenig mit seiner Antwort. »Mir ist aufgefallen, dass am Fuß des Hügels ein Streifenwagen steht. Der Wachmann hat mir berichtet, dass er dir gefolgt ist. Hast du Ärger mit der Polizei, Warren?«
    Warren schüttelte den Kopf. »Nein. Aber sie glauben, dass mir jemand etwas antun könnte. Weil doch in Todds Haus jemand ermordet worden ist.«
    Auburn schwieg einen Moment und sagte schließlich: »Diese Leute, die dich um Geld angehen könnten - schuldest du denen etwas?«
    »Nein, keinen Cent.«
    »Aber sie könnten es von dir erpressen?«
    »Ich weiß nicht. Ich will einfach nicht, dass sie es können, wenn sie es probieren.«
    Auburn trat an ein Fenster und blieb eine Weile davor stehen, während Warren ihn beklommen musterte.
    »Ich habe dir ein ziemlich gutes Alibi geliefert, stimmt’s, Warren?«, fragte Auburn.
    »Hat dich die Polizei belästigt? Das tut mir Leid. Ich hatte nie vor, dir Unannehmlichkeiten zu machen.«
    Auburn lächelte, erwiderte jedoch nichts.
    »Das glaubst du mir doch, oder?«
    »Ja. Aber ich bezweifle, dass deine Absichten an diesem Wochenende eine große Rolle gespielt haben.«
    Warren zuckte zusammen. »Tut mir Leid. Es tut mir alles so unheimlich Leid. Ich hätte heute nicht hierher kommen sollen. Ich gehe wieder.«

    »Nein«, sagte Auburn nachgiebig. »Setz dich doch.«
    »Ich wünschte, ich wäre tot«, flüsterte Warren.
    »Und was hätte dein Neffe dann davon, wenn jemand ein Lösegeld verlangt?«
    Warren hob den Blick. »Das ist auch das Einzige … Also, ich muss zugeben, dass ich den Kleinen kaum beachtet habe. Ich meine, es war wunderbar für Todd und Katy und so, aber …«
    Auburn lächelte. »Aber er war ein Säugling.«
    »Ja. Ein Baby, weiter nichts. Ich dachte, ich würde ihn kennen lernen, wenn er ein bisschen älter ist. Aber jetzt …« Er holte tief Luft. »Das ist jetzt das Einzige, was ich für Todd tun kann. Mich um Max kümmern.

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