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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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laut, dass sie es hören konnte. »Das sollten Sie auch nicht tun. Und jetzt achten Sie bitte auf den … sehen Sie bitte nach vorn!«
    Alle Männer hätten ein Beuteschema, hatte Jette mal zu ihm gesagt. War es diese Stupsnase, die lebhafte Art, zu erzählen?
    »Es ist Rot, ich muss warten und –«, sagte sie.
    »Aber jetzt nicht mehr. Grün!«, unterbrach Malbek sie.
    Hinter ihnen hupte jemand.
    »Die brachten heute auf Welle Nord einen ziemlich detaillierten Bericht von einem Nahschuss«, sagte Hoyer, als sie in die Eichhofstraße einbogen. »Woher wissen die davon?«
    »Keine Ahnung.« Malbek hatte sich in den schriftlichen Bericht vertieft. Da waren noch einige offene Fragen.
     
    »Die Schmauchspuren enthielten sehr viel Blei«, sagte Stegner vom LKA zu Malbek am Telefon. »Es war also kein Zündsatz moderner, westlicher Bauart, sondern ein Billigprodukt. Ich tippe auf russische Produktion. Deshalb habe ich auch keinen Markierstoff gefunden, der uns etwas Näheres über die Herkunft der Munition sagen würde. Da wir das Projektil nicht gefunden haben, ist das alles, was ich im Moment sagen kann. Tut mir leid. Falls ich bei der weiteren Analyse noch etwas Wichtiges finde, melde ich mich.«
    »Danke, Stegner.« Malbek beendete das Gespräch. Er hatte sein Schreibtischtelefon laut gestellt und sah in die Runde.
    »Sie haben es gehört. Aus russischer Produktion. Ich habe nicht den Eindruck, dass uns das im Moment weiterhilft. Oder?«
    »Könnte auch in Weißrussland fabriziert worden sein«, sagte Vehrs mit gespielter Ernsthaftigkeit.
    »Ich tippe auf Rumänien«, sagte Harder betont gelangweilt und betrachtete seinen Kugelschreiber, als hätte er ihn noch nie gesehen.
    »Das ist doch im Moment völlig unerheblich, wo die Munition und die dazugehörige Waffe produziert wurden!«, platzte Hoyer los. »Und witzig finde ich Ihr Getue auch nicht! Damit kommen wir dem Täter keinen Millimeter näher.«
    »Okay, ganz ruhig, lassen Sie mich erklären …«, setzte Harder in beschwichtigendem Ton an.
    »Die Lage des Tatorts, die verwischten Reifenspuren und diese billige Munition zusammen gesehen haben einen professionellen Touch«, sagte Hoyer, plötzlich wieder in ruhigem Ton, zu Malbek gewandt.
    »Touch?« Harder zog die Augenbrauen hoch. Vehrs strich sich skeptisch das gut rasierte Kinn.
    »Ich habe mir den Tatort heute vom Schiff aus angesehen und hatte aus dieser Perspektive ähnliche Gedanken wie Sie«, sagte Malbek.
    Hoyer sah zu Harder, dessen Blick zwischen Malbek und ihr hin- und herwanderte. Harder hielt ihrem Blick nicht stand, er erhob sich und sah aus dem Fenster. Er hat sie wahrscheinlich angemacht, und sie hat ihn angefaucht, dachte Malbek.
    »Hat die Wasserschutzpolizei inzwischen zurückgerufen?«
    Vehrs schüttelte den Kopf.
     
    Malbek hatte sich nach der Besprechung in sein Wohnmobil zurückgezogen und versuchte, den Chef der Wasserschutzpolizei zu erreichen. Er wurde zweimal weiterverbunden, schnauzte seine Gesprächsteilnehmer an, schimpfte, dass er Beziehungen arbeiten lassen würde, die man ihm sowieso nachsagte, und plötzlich meldete sich ein Polizeihauptkommissar Brahmsdorf, der mit verschwörerischer Stimme sagte, dass er schon Schwierigkeiten bekommen könnte, wenn er die vertrauliche Information an den Kollegen Malbek weitergeben würde, dass ihm die Hände gebunden seien, mehr dürfe er wirklich nicht sagen, sonst könne er die Hoffnung auf eine Beförderung endgültig aufgeben, dafür müsse Malbek doch Verständnis haben, und das Ganze sei Chefsache. Malbek beendete das Gespräch ohne ein weiteres Wort.
    Er griff nach dem Autoschlüssel, legte ihn wieder weg und rief Lüthje an. Er schilderte Lüthje, wie man ihn bei seinen Ermittlungen behindere.
    »Mit so einer billigen Mitleidstour wollen die mir kommen! Ich will diese Angler einzeln befragen, jeden einzelnen will ich in die Mangel nehmen, das ist mehr als ein Anfangsverdacht …«
    »Mein lieber Herr Pastorensohn!«, sagte Lüthje in väterlichem Ton. »Weißt du denn, was Sorgen sind? Richtiger Kummer? Schicksalsschläge? Traumatische Erlebnisse? Wie sich plötzlich von einer Sekunde zur anderen dein Leben verändert? Du sieht alles mit anderen Augen, alles trägt den tiefschwarzen Schleier des …«
    »Was ist passiert?«
    »Hilly hat mich auf Trennkost gesetzt!«
    »Grundgütiger Gott. Ist das sehr schlimm?«
    »Weißt du, was ein Fischbrötchen ohne Brötchen ist?«
    »Sag nichts mehr!«
    »Das ist wie Meer ohne Wasser und

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