Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
Vom Netzwerk:
hoch?«, fragte Malbek.
    »So meine ich das natürlich nicht.«
    »Wie denn?«
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Aber ich denke, es ist … eine Sackgasse«, sagte Schackhaven.
    »Die Reaktionen der Abteilung vier auf meine Fragen haben einen anderen Eindruck auf mich gemacht.«
    »Sie haben dort angerufen?«, fragte Schackhaven überrascht.
    Malbek sah Schackhaven prüfend an. Das Augenlid hatte nicht gezuckt. Man hatte ihn also wirklich nicht informiert.
    »Vehrs wurde dreimal weiterverbunden und dann vertröstet«, sagte Malbek. »Ich selbst wurde auch zweimal weiterverbunden. Es meldete sich jemand mit ›Hauptkommissar Brahmsdorf‹ und schilderte mir seine Pensionsverlustängste. Schließlich ließ er die Stichworte ›Marine‹ und ›Messungen‹ fallen.«
    »Brahmsdorf?«
    »Ja, kennen Sie ihn nicht?«
    »Oh doch, natürlich.«
    Schackhaven schien in sich selbst zu versinken. Der, dienstlich gesprochen, Abteilungsleiter LPA 4 wusste von nichts. Er grübelte, ob ihm etwas entfallen war. Die Abteilung vier hatte also ein eigenes Spiel gespielt.
    »Sagen Sie mir bitte, was genau ich nicht überwerten soll«, sagte Malbek, um ihn aus der Starre zu holen.
    »Die Jungs haben immerhin dichtgehalten«, murmelte Schackhaven. Und dann etwas lauter zu Malbek gewandt: »Sie brauchen die Jungs nicht mehr anzurufen. Wir regeln das unter uns. Ich vermute, wir reden ausnahmsweise über dasselbe Thema. Es wäre besser gewesen, Sie hätten sich gleich direkt an mich gewandt. Sie müssen Vertrauen haben.«
    »Ja, natürlich, aber um Himmels willen, nun sagen Sie mir endlich, was mir die Ehre verschafft, Sie in meinen bescheidenen Gemächern begrüßen zu dürfen. Darf ich Ihnen Kaffee anbieten? Oder lieber Tee?«
    »Kaffee wäre sehr angenehm. Danke.«
    Malbek stand auf und ging die zwei Schritte in seine kleine Pantry.
    Er stellte eine Blechdose mit dänischen Keksen auf den Tisch. Schackhavens Miene hellte sich auf.
    »Wissen Sie, wer mich angerufen hat?«, fragte Schackhaven kauend.
    Malbek schüttelte brav den Kopf.
    »Mein Schwager.« Schackhaven nickte zur Bekräftigung und suchte sich den nächsten Keks aus.
    Malbek hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, laut zu schreien.
    Schackhaven deutete Malbeks Mimik falsch. »Nein, Sie müssen raten.«
    Malbek gab einen glucksenden Laut unterdrückter Wut von sich.
    »So ähnlich. Klauke heißt er. Der Lotse Klauke. Erinnern Sie sich nicht? Heute Nachmittag haben Sie ihm ein paar Fragen gestellt. Das ist mein Schwager. Gernot Klauke.« Schackhaven suchte kauend in der Keksdose und entschied sich nach relativ kurzer Bedenkzeit für ein mit weißer Schokolade überzogenes Biskuitröllchen.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass er sich über mich beschwert hat?« Malbeks Frage war rein rhetorischer Natur. Es ist bekannt, dass dänische Kekse den Gesprächsfluss hemmen können.
    »Ja. Nein. Er wollte Ihnen ja helfen, wusste aber nicht, wie. Und da wir beide verschwägert sind … also kurz gesagt, wenn wir den Dienstweg gehen, wird es sehr lange dauern, und meinem Schwager werden sehr viele unnötige Fragen gestellt. Und da ist auch noch die Lotsenbrüderschaft. Das allein ist schon fast so viel wie ein Disziplinarverfahren. Und da ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann und dass die Angelegenheit nicht den Aufwand verdient, der hier getrieben würde …« Seine Hand schwebte unentschlossen über der Keksdose.
    »Bin ich einer internationalen Verschwörung auf die Spur gekommen?«, fragte Malbek.
    »Ich mag Ihren Humor sonst sehr, Herr Malbek. Wirklich. Aber damit spaßt man nicht. Nein, es sind schlicht und einfach Geräuschfischer.«
    »Geräuschfischer?«, fragte er so gedehnt, als ob er dieses merkwürdige Wort noch nie gehört hätte.
    »So ist die umgangssprachliche Bezeichnung, die mein Schwager verwendet. Mit ihrer Spezialausrüstung machen die Schallaufnahmen von jedem Schiff, das den Kanal passiert. Mit Unterwassermikrofonen, die an, wie Sie sagten, Angeln hängen.« In diesem Moment nahm Schackhaven sich den letzten Keks, betrachtete ihn etwas mürrisch von allen Seiten, aß ihn aber mit Genuss, eine Blätterteigkreation mit ganzen Nüssen.
    »Und was hört man auf diesen Aufnahmen?«
    »Die Schiffsmaschine«, sagte Schackhaven geräuschvoll kauend.
    »… und weil jede Schiffsmaschine anders klingt«, fuhr Malbek fort, »werden die Audiodateien in der Schiffsdatenbank der U-Boote gespeichert, damit man ein Schiff erkennt, auch wenn man es unter

Weitere Kostenlose Bücher