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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Angelverein also?«
    »Nicht persönlich.«
    »Aber inoffiziell?«
    »Nicht mal das.«
    »Sie haben diese Kanalangler noch nie gesehen?«
    »Nie. Nicht im Traum.«
    »Warum dürfen Sie nichts sagen?«
    »Warum fragen Sie nicht Ihre Kollegen von der Wasserschutzpolizei? Das geht schneller.«
    »Wenn Sie es mir jetzt sagen, weiß ich es noch schneller.«
    »Verstehen Sie doch! Ich müsste das erst mit unserem Ältermann besprechen und danach mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung abstimmen.« Er nickte unauffällig zuerst zum Kanalsteurer, dann zum Offizier, der in der Nock stand und gespannt auf die Dalben sah.
    »Staatsgeheimnis?«, fragte Malbek belustigt mit gedämpfter Stimme.
    Der Lotse zuckte mit den Schultern.
    Malbek ging nach draußen auf den Niedergang und rief Vehrs an. Die Kollegen waren seit einer Stunde wieder im Büro. In der Kantine habe es heute gebratene Hähnchenkeule gegeben, zwei Stück pro Portion, statt des panierten Seelachsschnitzels, wie es auf dem Wochenplan der Kantine gestanden hatte. Frau Hoyer schreibe gerade an ihrem Bericht über die Befragung des Personalchefs. Ach ja, und Harder würde ihr beim Formulieren des Berichtes behilflich sein. Malbek fragte sich, was dabei herauskommen würde. Er beschrieb Vehrs den Standort der Anglergruppe und wies ihn an, mit Harder sofort dorthin zu fahren. Sie sollten ermitteln, wo und wann die Gruppe sich in den letzten Tagen am Kanal aufgehalten hatte. Und sie sollten sich die Ausrüstung genau ansehen. Und die Wasserschutzpolizei fragen, ob ihnen diese Angelfans mal aufgefallen seien.
    Malbeks Magen knurrte empört. Die Hähnchenkeulen in der Bürokantine waren sehr gut. Aber es gab sie leider nur einmal im Jahr. Und heute sogar außerplanmäßig. Da musste jemand dahinterstecken, der ihm eins auswischen wollte.
    Das Signal an der Weichenausfahrt wechselte auf Grün. Die »Christian Molsen« nahm wieder Fahrt auf, ohne gestoppt zu haben. Malbek wollte Lotse Klauke eigentlich für diese Leistung gratulieren, aber nach der verweigerten Auskunft über die merkwürdigen Angler beschloss er, ihn mit Missachtung zu strafen.
    Malbek ging hinunter in die Messe. Sie war leer. Wahrscheinlich mied die Besatzung diesen Raum, aus Angst, wieder in eine Befragung hineinzugeraten.
    Der philippinische Smutje servierte ihm Bratwurst mit Kartoffelbrei und etwas Sauerkraut. Es war mehrfach aufgewärmt, braun geschmort, mit viel Kümmel, so wie Malbek es mochte. Dankbar nickte er dem Smutje zu und hob den Daumen.
    »It’s wonderful!«
    Der Smutje verbeugte sich und strahlte.
     
    Als Malbek gesättigt den Niedergang zur Brücke aufstieg, sah er die Hüttener Berge und die Ausläufer des Dänischen Wohld vorbeiziehen.
    »Ist das auch Staatsgeheimnis?«, fragte Malbek Lotse Klauke, als er wieder auf der Kommandobrücke erschien, und deutete zum Kanalufer, dessen Buschwerk in einem Streifen von etwa fünf bis zehn Metern entfernt worden war und wo stattdessen in regelmäßigen Abstanden Markierungspfosten gesetzt waren.
    Lotse Klauke ignorierte die Anspielung. »Das sind die ersten Vorbereitungen für die anstehenden Kanalerweiterungsarbeiten. Wir sind hier auf Kanalkilometer 80, auf der Höhe Königsförde. Die Erweiterungsarbeiten sind bis zur Weiche Schwartenbek geplant, also kurz vor Kiel. Die engen Kurven werden abgeflacht, und die Kanalböschung wird ausgebaut, damit größere Schiffe durchfahren können. Die ständig wachsenden Ladungsmengen im Zubringerverkehr zwischen Westeuropa und den Ostsee-Anliegerstaaten machen das notwendig. Das wird wieder ein Jahrhundertbauwerk.«
    »Was bedeutet das für die Reedereien mit solchen Schiffen wie diesem?«
    »Für die wird das nicht so einfach werden. Zwar gehört der Ostseeraum immer noch Schiffen wie der ›Christian Molsen‹, das ist der Baltic-Max-Typ, das heißt, Länge, Breite und Tiefgang sind so, dass sie gerade noch den Nord-Ostsee-Kanal passieren können und nicht den Umweg durch das Skagerrak machen müssen, also um Dänemark herum. Aber Sie müssen das so sehen: Ein Containerschiff, das viermal mehr Container aufnehmen kann, verbraucht nur doppelt so viel Treibstoff. Noch passen diese Schiffe nicht durch den Kanal. Noch nicht …«
    »Bedrohungen ziehen meistens Kämpfe nach sich. Die kleinen Reeder müssen sich was einfallen lassen«, sagte Malbek.
    »Als Lotse möchte ich dazu nicht Stellung nehmen«, sagte Klauke. »Gehört ja aber auch nicht so in Ihre Ermittlungen bei dieser Geschichte … Denke

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