Totenschleuse
einhundert Meter irgendwo verstecken, am besten in Erdbodennähe positionieren. Die Akkus halten etwa vier Monate. Bei durchschnittlichem Signalaufkommen. Wenn Sie einen Besprechungsraum abhören wollen, sieht das natürlich anders aus. Und damit können Sie die Daten auf Ihrem Notebook abrufen.«
Es sah aus wie ein simpler Datenstick. »Einfach in Ihr Notebook stecken. Sie haben doch eins?«
»Ja, nur ein handelsübliches«, sagte Malbek kleinlaut.
»Das reicht. Nicht weiter als wiederum hundert Meter vom Depotsender entfernt. Natürlich sind die Signale abhörsicher.«
Als Frerksen ihm die Sachen wie ein Lebensmittelhändler einpackte, fragte Malbek, wie viel es kostete. Frerksen schüttelte den Kopf. Lüthje habe ihm gesagt, dass er Malbek nichts verkaufen solle. Und daran halte er sich. Er wolle von Malbek nur einen Erfahrungsbericht über das System.
Malbek wusste, dass er die aufgezeichneten Gespräche nicht als Beweis verwenden durfte, da er keine richterliche Genehmigung besaß und sie beim mageren Stand der Ermittlungen auch nicht bekommen würde.
Aber er hoffte, dass er so dem fehlenden Mosaikstein auf die Spur kommen würde.
25.
»Das passt mir im Moment aber gar nicht«, sagte Molsen, als Malbek sich über die Gegensprechanlage des Einfahrtstores meldete.
»Ich möchte Frau Bönig sprechen«, sagte Malbek.
»Ach so.« Es klang erleichtert. Die in das Tor geschmiedeten Buchstaben CM glitten vor Malbeks Windschutzscheibe nach rechts in einen Spalt in der Mauer.
»Sie ist oben.« Molsen stand in der Haustür und wies zur Treppe ins obere Stockwerk. Er ließ Malbek nur einen Spalt frei, um ins Haus zu schlüpfen. Als ob er die Sicht in den weitläufigen Flur verbergen wollte.
»Hallo, Herr Malbek, schön, Sie zu sehen.« Rita Lüthje sah aus einer Tür und winkte augenzwinkernd.
Malbek winkte zurück und bedeutete mit bedauernder Geste, dass er »dort oben« zu tun hätte.
Manuela Bönig stand in einer Fenstergaube halb zum Fenster gewandt, die Hände tief in die lange Wolljacke gesteckt, als wage sie nicht, nach draußen in die Weite, über die Dünen zum Meer zu sehen. Malbek war sich sicher, dass sie noch vor Sekunden hinter der Tür gestanden hatte, um jedes Wort im Flur verstehen zu können. Sie war nicht überrascht, ihn nach dem Anklopfen in der Tür zu sehen.
»Sie hängt«, sagte sie mit spöttischem Ton und bewegte ihre Lippen dabei kaum.
»Wie bitte?«
»Er hat ein Bild von ihr gekauft. Jetzt sucht sie einen Platz im Haus, an dem es am besten zur Wirkung kommt.« Das Wort »Wirkung« sprach sie nicht, sondern schien es auszuspucken. »Aber nehmen Sie doch Platz«, sagte sie und wies zu einer Sitzgruppe in der Mitte des Zimmers.
»Wissen Sie, um welches Gemälde es sich handelt?«, fragte Malbek.
»Er sagte nur, es sei ein großes Bild.«
»Frau Bönig, wie Sie sich denken können, bin ich hier, um Ihnen noch einige Fragen zu stellen. Ich hoffe, Sie haben sich inzwischen etwas erholt.«
»Oh ja.« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Wir werden heiraten. Wir sind verlobt«, stieß sie hervor.
»Herzlichen Glückwunsch! Das kommt für mich sehr überraschend. Für Sie auch?«
Von unten hörte man Rita Lüthje auflachen, Molsen stimmte ein.
»Ja und nein. Wir sind jedenfalls sehr glücklich.«
»Ist das jetzt eine vertrauliche Nachricht, oder weiß man schon Bescheid, ich meine, auch Herr Molsens Tochter?«
»Er wird es ihr morgen sagen.« Sie bekräftigte es durch ein Nicken.
Ein Sektkorken knallte durch das Haus. Ein männlich brünstiger Laut und glockenhaft weibliches Lachen drangen von unten durch Türen und Wände.
»Als Sie mit Herrn Molsen an dem besagten Abend noch hier im Haus waren, haben Sie da auch Sachen Ihres Mannes mitgenommen?« Malbek sah sich demonstrativ im Zimmer um. »Das ist Ihr Notebook?« Er stand auf und ging zu einem entzückenden Schreibtisch im Louis-quatorze-Stil.
»Gestatten Sie?« Sie drängte sich an ihm vorbei und schaltete das Gerät ein. Nach wenigen Sekunden erschien auf dem Bildschirm eine Passwortabfrage. Der Desktop mit einigen Ordnern wurde sichtbar. Buchhaltung, Fotos, eigene Dateien, Inventar, Haushalt und Ähnliches. Als Hintergrundfoto war eine offene Muschel im Strandsand zu sehen.
»Glauben Sie, dass mein Mann so etwas auf seinem Computer gehabt hätte?« Sie klappte das Notebook zu.
»Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass Ihr Mann erpresst wurde. Wissen Sie etwas darüber?«
»Sehen Sie? Ich habe Kommissar Lüthje schon
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