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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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gespitztem Bleistift klopfte er ein Stakkato auf den Schreibtisch. Mit seinen lebhaften Knopfaugen und der dürren Hakennase hätte Geerdsen eine gewisse Autorität ausgestrahlt, wie es Personalchefs im Allgemeinen zu tun pflegen. Wenn da nicht der gekrümmte Rücken gewesen wäre, festgetrocknet während der vielen Jahre, die er hinter dem Schreibtisch verbracht hatte, mit dem Telefonhörer in der Hand. Seine grauen Haarsträhnen waren nach vorn gekämmt, über den blanken Schädel, auf dem sich großflächig Altersflecken ausbreiteten.
    »Guten Tag, Herr Geerdsen, behalten Sie ruhig Platz.« Geerdsen hatte sich keinen Millimeter von seinem Bürosessel erhoben. Malbek zog sich den Stuhl etwas näher an den Schreibtisch. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich mich setze. Kommen wir gleich zur Sache. Können Sie sich daran erinnern, dass sich jemand bei Ihnen telefonisch aus irgendeinem Grund nach einem Ihrer Auszubildenden erkundigt hat? Vor dessen Ermordung, meine ich.«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Was fällt Ihnen zum Namen Bönig ein?«
    »Bönig. Bönig? Ja, da war doch was.«
    »Er ist tot.«
    »Ach ja, das sagten Sie mir schon. Wie ist das passiert?«, fragte Geerdsen mit schlecht gespieltem Interesse.
    »Tun Sie nicht so. Oder hat Herr Molsen es Ihnen verschwiegen?«
    »Herr Molsen würde nie …«
    »Sehen Sie, das meinte ich. Die Reederei Molsen hat schließlich einen wichtigen Berater verloren.«
    »Ja, Herr Bönig ist … äh … war einer der externen Finanzberater von Herrn Molsen.«
    »Noch mal zu meiner ersten Frage. Die haben Sie so schön weggewischt. Können Sie sich daran erinnern, dass Herr Bönig Sie irgendwann angerufen und nach dem Namen eines Auszubildenden gefragt hat?«
    »Sie meinen, ob Herr Bönig nach Herrn Peters gefragt hat?«
    »Superkorrekt! Jetzt, wo klargestellt ist, dass Herr Bönig nicht mehr lebt, funktioniert Ihr Gedächtnis wieder!«
    »Ja, äh, doch, das ist tatsächlich schon etwas her. Aber ich kann mich jetzt erinnern. Ich habe im Terminkalender nachgesehen, wann Herr Peters bei mir war. Ich hatte mir seine Handynummer danebengeschrieben, für alle Fälle. So was bleibt doch im Gedächtnis haften! Ich vergesse meine Termine nämlich nicht und bräuchte eigentlich diesen Terminkalender nicht, aber das sind so alte Gewohnheiten …«
    Er sah versonnen auf dem Schreibtisch herum, auf dem dünne und dicke Pappordner lagen.
    »Ja, das kenn ich auch«, sagte Malbek, voll gut geheuchelten Mitgefühls. »Was hat Herr Bönig denn gesagt, als er Sie anrief?«
    »Nun, Herr Bönig erzählte, dass er einen jungen Mann der Reederei auf dem Flur getroffen hätte, nach einer Besprechung mit Herrn Molsen. Der sei möglicherweise aus meinem Zimmer gekommen. Er hätte eine Frage an Herrn Bönig gehabt, und er hat ihm seinen Namen mit der Telefonnummer aufgeschrieben. Herr Bönig hatte den Zettel verloren. Und da er mir das Datum sagen konnte, an dem er in der Reederei war, habe ich in meinem Terminkalender nachgesehen. So einfach war das. Da war klar ersichtlich, dass das nur Markus Peters sein konnte. Der hatte an dem Tag ja einen Termin bei mir. Soll ich noch mal nachsehen, wann das war?« Er griff nach einem kleinen Büchlein in schwarzem Ledereinband und begann umständlich zu blättern.
    »Nein, nicht nötig, ich bin in Eile. Frau Hoyer wird zu Ihnen kommen und das Ganze im Detail festhalten.«
    »Schön.« Geerdsens Gesicht hellte sich in Vorfreude etwas auf.
    »Warum haben Sie das nicht Frau Kommissarin Hoyer gesagt, als sie fragte, was Sie in Zusammenhang mit dem Mord an Markus Peters aussagen können?«
    »Weil es da zwischen Herrn Bönig und Herrn Peters um einen Kredit ging, so habe ich Herrn Bönig verstanden. Er hat dann noch um Diskretion gebeten. Daran halte ich mich natürlich.«
    »Natürlich. Und Sie können sicher sein, dass wir das nur dem Staatsanwalt und dem Richter weitererzählen werden.«
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Herr Molsen hat mir die Anweisung gegeben, nie vorschnell Aussagen gegenüber der Polizei zu machen. Ich muss alles zuerst mit ihm abstimmen.«
    »Herr Molsen ist auf Sylt?«
    »Soll ich Ihnen einen Termin machen?«

24.
     
    Frerksens »Geheimlabor« lag in der Hansastraße, kurz hinter der Kreuzung mit der Olshausenstraße, im dritten Gewerbehof auf der linken Seite. »Benedikt, zweimal klingeln«.
    Frerksen hatte eine ganze Etage belegt, es sei seine ehemalige Studentenbude, behauptete er grinsend. Große Fenster mit

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