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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Kennen Sie Edgar Allan Poes ›Der entwendete Brief‹? Der Brief blieb verborgen, weil er in der Briefablage lag. Dort hatte ihn niemand vermutet.«
    »Die Homepage funktioniert als Briefkasten?«, fragte Malbek.
    »Genau. Der Code enthält eine Information. Der Sender kann aus einer oder mehreren Personen bestehen, die den Schlüssel zum Ändern der Seite haben. Entsprechendes gilt für den Empfänger.«
    »Also Bönig.«
    »Nicht unbedingt. Aber es ist doch sehr wahrscheinlich, da ihm die Domain gehört, in der die Seite geschaltet ist. Nach seinem Tod verschwand die Nachricht. Das kann irgendwo auf der Welt passiert sein, von irgendjemandem, der diese Nachricht an Bönig in die Website geschrieben hat. Der natürlich, wie auch der Eigentümer dieser Website, den Schlüssel hat, um dort Änderungen vorzunehmen.«
    »Das Komische ist … es kommt mir bekannt vor«, sagte Malbek. »Aber ich weiß nicht, wieso.« Malbek nahm sich einen Zettel und einen Kugelschreiber, schrieb die Zeichenfolge auf und steckte den Zettel in die Hosentasche.
    »Soll ich einen Decrypter damit füttern? Das kann Tage, aber auch Wochen, Monate, oder Jahre dauern. Das Programm sucht nach einem Sinn und vergleicht mit bestehenden Zeichenfolgen im gesamten Internet.«
    »Besser als gar nichts. Das wäre doch was, wenn mir mein Unterbewusstsein die Lösung schneller liefert! Okay. Und was war jetzt mit der Korrespondenz, die Sie gefunden haben?«
    »Ich kann Ihnen das morgen ausdrucken. Viel stand nicht drin. Es ging um eine Erpressung. Fünfzigtausend Euro gegen das Versprechen, ein Geheimnis aus einem Hinterzimmer in Klaipëda nicht einem Geschäftspartner zu verraten. Können Sie damit was anfangen?«
    »Volltreffer. Vielen Dank. Und jetzt habe ich noch eine Bitte.«
    Malbek erklärte Frerksen, dass er eine Abhöranlage brauchte, die in verschiedenen Räumen eines Hauses installiert werden konnte und Gespräche auf Abruf speicherte. Die gespeicherten Daten müssten für ihn abrufbar sein.
    »Faszinierend, aber kein Problem. Wie schnell brauchen Sie das?«
    »Jetzt.«
    »Geht es nur um den Ton? Oder auch Video?«
    »Ton reicht.«
    »Dann ist alles viel einfacher. Um was für ein Zielobjekt handelt es sich?«
    »Eine größere Villa, zweigeschossig, so zehn bis fünfzehn Zimmer plus Nebenräume. Aber ich brauche nur zwei bis drei Räume. Die sind entsprechend groß … ungefähr so groß wie diese Räume.«
    Frerksen ging zu einem alten Wandtresor in einer dunklen Ecke des Raumes.
    »Darf ich vorstellen? Franz Jäger, Berlin, 1911. Hat mir ein Antiquitätenhändler vermittelt. Fielspitz, kennen Sie den?«, fragte Frerksen.
    »Lüthje hat schon öfter mit ihm zu tun gehabt.«
    »Man kann von ihm sagen, was man will, aber er ist eine Kapazität.« Er stellte eine Kombination auf dem großen Zahlenschloss ein, öffnete die schwere Tür und stellte eine Schachtel auf einen Stahltisch, der danebenstand.
    »Sieht aus wie eine Pralinenschachtel, nicht?«, sagte Frerksen.
    »Ja, Sie haben recht, daran dachte ich auch gerade«, antwortete Malbek irritiert. Elektronische Geräte verschiedener Größe lagen in Löchern, die passgerecht in eine Schaumstoffmatte geschnitten waren.
    »Ja, es sind wirklich Leckerbissen. Na ja, Hardware und Software in der neuesten Version. Die ›Meisen‹ sollten immer an der Wand kleben, am besten in Fußbodennähe. Die Bewohner solcher Häuser kennen sich erfahrungsgemäß nicht im Detail in ihren Häusern aus. Sie wissen meist nicht, wo Steckdosen, Internetanschlüsse, Antennenanschlüsse, Temperaturensensoren und so weiter installiert sind. Wenn sie dann einmal auf diese ›Meisen‹ stoßen, zum Beispiel die Putzfrau …« Er hielt ein Gerät von Knopfgröße in die Höhe, das aussah wie die Kupplung eines winzigen Antennensteckers. »… nimmt sie das als Inventar des Hauses wahr, vielleicht neu eingebaut, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Das ist besser als diese lächerlichen Verstecke wie Lampenschirme und Blumentöpfe. Die plastische Emulsion auf der Rückseite haftet überall und sofort. Sie brauchen nicht mal zu drücken, das saugt sich innerhalb von Sekunden geräuschlos an. Und lässt sich ebenso problemlos wieder entfernen. Die von ›Meisen‹ gesendeten Signale werden auf ein in der Nähe des Hauses verstecktes Speicherdepot gesendet, das Sie abrufen und auf einem Notebook speichern können.« Er hielt ein kleines Gerät mit einer winzigen Peitschenantenne hoch. »Nicht weiter als ungefähr

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