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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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stellte ihre Kaffeetasse auf das Sideboard. »Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch, doch«, brummte er kurz angebunden. »Alles okay.«
    Während seine Frau einen Schluck Kaffee nahm, schaute sie ihn prüfend an.
    Kloppenburg fühlte sich bedrängt. »Es ist wirklich nichts. Nur der Jetlag.«
    »Jetzt mach dich nicht lächerlich! Von Madrid nach Düsseldorf? Da gibt’s keinen Jetlag. Aber wenn du meinst, dann behalt doch deine Probleme für dich. Ich bin ja nur deine Ehefrau.«
    Verblüfft starrte er sie an. Diese Front konnte er überhaupt nicht gebrauchen, er musste sofort eine Friedensinitiative starten, sonst würde ihm alles über den Kopf wachsen. Er hob die Tageszeitung auf, die zerknüllt auf dem Fußboden lag, und drückte sie ihr in die Hand.
    »Hast du was von der Explosion in Paderborn mitbekommen?«
    »Nein, jedenfalls nicht direkt. War ja viel zu weit von hier entfernt. Aber kurz vor Mitternacht hat meine Kollegin Gerda angerufen, wegen einer Unterrichtsvorbereitung für heute, sie hatte da was Wichtiges vergessen. Aber egal, ihr Mann ist ja ein hohes Tier bei der Feuerwehr, und deshalb hat sie mir erzählt, was passiert war. Was hat denn das Ganze mit dir zu tun?«
    Kloppenburg druckste herum. »Das Haus war mal in meinem Portfolio. Ich habe es erst vor einem Jahr verkauft.«
    »Und?«, fragte sie zunehmend misstrauisch. »Was hast du denn noch damit zu tun? Das ist doch alles nicht dein Problem. Oder hast du das Geld noch nicht bekommen?«
    »Doch, das schon. Es ist nur so ein sentimentales Bauchgefühl. Denk dir nichts, ist schon wieder vorbei.« Dabei lächelte er gekünstelt, ging zu seiner Frau, gab ihr einen flüchtigen Kuss und wandte sich zur Tür. »Ich muss ins Büro. Zum Mittagessen bin ich wieder zurück. Versprochen!«
    Er war schon auf dem Flur, als seine Frau hinter ihm herrief: »Du hast dein Handy auf dem Tisch liegen lassen.«
    Als er zurück ins Wohnzimmer kam, hielt sie das Mobiltelefon in den Händen und schaute interessiert auf das Display.
    »Wer ist denn diese Alicija, die du gerade anrufen wolltest?«

13
    Es war wirklich zum Verrücktwerden. Ein Haus war in die Luft gesprengt worden. Es hatte mindestens eine Tote gegeben. Eine Frau hatte einen Polizisten schwer verletzt. Doch das alles musste warten, denn bevor sich Schwiete um die wesentlichen Dinge der gerade passierten verbrecherischen Ereignisse kümmern konnte, verlangten der Leiter der Kreispolizeibehörde und der Landrat einen detaillierten Bericht. Umgehend! Mündlich! Und von ihm persönlich!
    Also tat Schwiete, was von ihm verlangt wurde. Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen. Der Hauptkommissar berichtete, und seine beiden Vorgesetzten hörten, so machte es jedenfalls den Eindruck, gelangweilt zu. Das Ritual wurde jedoch jäh unterbrochen, als Schwiete den Namen des Hausbesitzers nannte: Hatzfeld. Durch den Landrat ging ein Ruck, und er nahm, so schien es, augenblicklich Haltung an.
    »Das ist ein honoriger Bürger, Schwiete«, sagte er dann. »Sie müssen natürlich tun, was getan werden muss, aber da ist umsichtiges Handeln angesagt. Keine Schnellschüsse, Schwiete, keine Schnellschüsse. Der Mann hat Kontakte. Dem gehört die halbe Stadt.«
    Hatzfeld war offenbar nicht irgendjemand, Hatzfeld war ein heißes Eisen. Gut, dass ich Kükenhöner nicht zu dem Mann geschickt habe, dachte Schwiete. Nicht auszudenken, was hier oben los wäre, wenn Kükenhöner die alte Rechnung beglichen hätte, von der er geredet hatte.
    Nachdem Schwiete seiner Berichtspflicht nachgekommen war, machte er sich er auf den Weg ins Vernehmungszimmer. Er fand eine durchgefrorene, junge Frau vor, die verängstigt und eingeschüchtert wirkte wie ein geprügelter Hund. Furchtsame Augen sahen ihn für den Bruchteil einer Sekunde an, um dann wieder durchs Zimmer zu huschen. Die Frau unternahm keinen Versuch mehr, Blickkontakt aufzunehmen, als sich der Polizist ihr gegenüber auf einen Stuhl setzte.
    Was hatten die Kollegen nur mit ihr angestellt? Gut, dachte Schwiete, wenn jemand einem Polizisten mit einer Gaspistole ins Gesicht schoss, dann wurde die Person bei der Vernehmung nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Aber bei dieser Frau mussten die Kollegen jede Verhältnismäßigkeit außer Acht gelassen haben.
    So geht das nicht, dachte Schwiete. Alles hat seine Grenzen. Er räusperte sich, sagte: »Einen Moment, bitte«, und verließ noch einmal den Raum. Auf dem Flur kam ihm Krügermeyer entgegen. Über den Arm hatte er eine

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