Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
Vom Netzwerk:
alle.«
    Rademacher runzelte die Stirn. »Wie bitte, Herr …? Wie war doch gleich Ihr werter Name?«
    »Hauptkommissar Kükenhöner!« Der Polizist zog eine Karte aus der Jackentasche und warf sie despektierlich auf den Schreibtisch.
    »Herr Kükenhöner, noch einmal, womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich möchte mit allen Ihren Nutten sprechen!«
    Peinliches Schweigen erfüllte den Raum. Nach einigen endlosen Sekunden ergriff Rademacher das Wort.
    »Hören Sie mir bitte einmal genau zu, Herr Kükenhöner, Sie haben jetzt genau zwanzig Sekunden Zeit, mir Ihre Legitimation zu zeigen, die Sie dazu berechtigt, hier Ihre Unverschämtheiten zum Besten zu geben. Sollten Sie dazu nicht in der Lage sein, haben Sie wiederum genau zehn Sekunden Zeit, den Raum zu verlassen. Sollte Ihnen auch das nicht gelingen, wird Ihnen Mike gerne dabei behilflich sein. Den haben Sie ja schon kennengelernt. Im Übrigen wird das Ganze ein Nachspiel haben. Darauf können Sie sich verlassen. Wir sind hier nämlich nicht unter vier, sondern mindestens unter fünf Augen.«
    Rademacher wies mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf eine Kamera, die aus einer Ecke des Zimmers genau auf seinen Stuhl gerichtet war.

11
    Den Kuchen hatte Hilde Auffenberg selbst gebacken, das war eine Frage der Ehre. Sie deckte den Tisch und warf die Kaffeemaschine an. Es gab natürlich Filterkaffee. Keinen Cappuccino aus einer dieser Hightechmaschinen.
    Nur wenige Momente später hatte der Duft, der aus Hilde Auffenbergs Küche in die Welt hinausschwebte, die Wohnung von Johannes Winter erreicht. Der schlief sich aus, denn so eine Nachtschicht als Taxifahrer verlangte ihren Tribut. Doch das Kaffeearoma, das sich nun in Winters Schlafzimmer breitmachte, weckte ihn innerhalb von Sekunden.
    Als er wenig später frisch geduscht und rasiert die Küche seiner Hauswirtin betrat, waren die anderen Gäste schon anwesend. Herbert Höveken, der Bestatter, und Willi Künnemeier, der Rentner und Schützenoberst a. D.
    »Komm, Johnny, setz dich an den Tisch, und iss erst mal ein leckeres Stück Kuchen. Dazu trinkst du ’ne schöne Tasse Kaffee. Dann sieht die Welt schon ganz anders aus«, meinte Künnemeier jovial und bot dem noch ziemlich verschlafen wirkenden Musiker und Nachtarbeiter einen Stuhl an.
    Nachdem der sich gesetzt hatte, wurde er von Künnemeier aufmerksam gemustert. Dann sagte der Schützenoberst a. D.: »Sag mal, Junge, wie alt bist du jetzt eigentlich?«
    Winter fixierte ihn aufmerksam. Wenn er solche Fragen stellte, dann hatte er in der Regel Hintergedanken, das hatte der Musiker bei dem Paderborner Urgestein jetzt schon mehrfach erlebt.
    »Ich werde im Sommer zweiundvierzig Jahre alt. Wieso fragst du, Willi?«
    Der Alte sah versonnen durch das mit Regentropfen übersäte Küchenfenster. »Ach, ich habe gerade darüber nachgedacht, wann jemand erwachsen wird und woran man das erkennen kann.«
    Winter runzelte die Stirn. »Verstehe ich nicht. Und was hat das mit mir zu tun?«
    Die Andeutung eines verschmitzten Lächelns umspielte Künnemeiers Mund. »Die meisten Menschen haben irgendwann einen vernünftigen Beruf, heiraten und bekommen Kinder. Das ist für mich ein Hinweis darauf, dass ich es jetzt mit einem gestandenen Mann zu tun habe. Andere hingegen tragen immer noch dieselbe Frisur wie mit fünfzehn, haben keinen Beruf, jobben oder wie auch immer das auf Neudeutsch heißt, und leben so in den Tag hinein.«
    Winter starrte Künnemeier an. Was wollte der von ihm? Was redete der denn?
    »Ja, und eben, als ich dich so sah, Johnny, so verschlafen, mit deinen ungekämmten, langen Locken, da dachte ich, wie man sich doch täuschen kann. Vor einem Jahr, als man dich mit der Polizei gesucht hat und wir Schützenbrüder dich quasi bei Hövekens Herbert im Sarglager festgenommen haben, da hattest du so schöne kurze Haare. Das sah richtig gediegen aus.«
    Künnemeier setzte wieder diesen versonnenen Bick auf, als wäre er in eine andere Welt entrückt. Dann führte er seine Überlegungen weiter aus: »Damals dachte ich noch: Sieh mal einer an, jetzt ist der Winter vernünftig geworden. Aber heute läufste wieder mit diesen langen Haaren herum, und eine vernünftige Arbeit hast du auch noch nicht, von Frau und Kindern ganz zu schweigen. Jetzt stelle ich mir die Frage: Biste nun ein Kindskopf, oder sieht das nur so aus?«
    Winter öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Dann setzte er zu einer Gegenrede an. Doch noch bevor die erste Silbe über seine Lippen

Weitere Kostenlose Bücher