Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)
hat, nur weil diese Frau Koslow ein Haus von ihm gemietet hat. So wie ich das sehe, gibt es bei Hatzfeld keinerlei Ansatzpunkte für irgendwelche Gesetzesverstöße, oder sehen Sie das anders, Frau Klocke?«
Die Polizistin schüttelte den Kopf.
»Gut, kommen wir zu dem Club Oase , den du dir netterweise vorgenommen hattest, Karl.«
Kükenhöner zuckte mit den Schultern. »Ich habe mit einem gewissen Rademacher gesprochen, das ist vielleicht ein Milchbubi. Schwer zu sagen, an wessen Tropf der hängt. Wenn ihr mich fragt, ist er eine Marionette. Ansonsten das Übliche, jedes Pferdchen arbeitet in die eigene Tasche und so weiter. Zuhälter gibt es nicht. Ihr kenn das ja, immer dasselbe. Diese Koslow ist mir allerdings nicht über den Weg gelaufen. Da muss ich dann wohl noch mal hin.«
»Gut, und was ist mit den beiden alten Leuten, Karl? Hast du mit denen gesprochen?«
Kükenhöner wand sich wie ein Aal. »Nein, die habe ich verpasst. Die waren wohl im Laufe des Tages mal da, sind dann aber wieder gegangen, nachdem sie mich nicht angetroffen haben. Die Adresse der beiden habe ich. Da kann ich ja dann morgen oder so mal hingehen.«
Schwiete merkte, wie er wieder wütend wurde. Doch er riss sich zusammen und nickte nur. »Gut, dann noch ein paar weitere Informationen von mir: Die Frau, die wir im Lohfeld festgenommen haben, wird noch psychologisch betreut. Zieldienliche Informationen gibt es von dieser Frau Solowjow noch nicht.«
»Psychologisch betreut, dass ich nicht lache!«, bemerkte Kükenhöner. »Diese Nutten können mit so einer Behandlung doch gar nicht umgehen. Einen an die Fresse, das ist doch das Einzige, was diese Weiber verstehen.«
Linda Klocke und Schwiete versuchten sich auch diesmal nicht provozieren zu lassen.
»Die Leichenteile, die wir in dem Haus im Lohfeld gefunden haben, konnten noch nicht identifiziert werden«, fuhr Schwiete fort. »Es handelt sich um eine unbekannte DNA. Bis jetzt sind sich die Kollegen von der Spurensicherung und die Helfer von der Feuerwehr sicher, dass sich zum Zeitpunkt der Explosion in dem Haus nur eine Person befand, nämlich die Tote. Das war es.«
Schwiete schloss den Deckel seiner Akte, und Kükenhöner machte Anstalten, den Raum zu verlassen.
»Moment, Karl, wir beide haben noch was zu klären.«
Linda Klocke nickte den beiden Männern zu und schloss die Tür hinter sich.
»Jetzt erzähl mal, Karl, deine Frau arbeitet also wieder?«
Kükenhöner nickte und raufte sich die Haare. »Sie ist auf einem Egotrip, Midlife-Crisis oder so. Sie macht ihr Ding, und es ist ihr völlig egal, wie ich damit klarkomme. Als sie die Anstellung an der Schule in der Tasche hatte, hat sie mir eines Abends einen Zettel hingelegt, auf dem stand, was sie zukünftig im Haushalt zu tun gedenkt und was ich zu erledigen habe. Und als ich ihr sagte, dass ich die Aufteilung nicht gerecht fände, da sie ja mittags schon zu Hause sei, da hat sie mir mein Bettzeug vor die Schlafzimmertür gelegt und hat mich drei Wochen auf dem Sofa schlafen lassen. Und meine Töchter, diese Grazien, lassen sich von uns durch die Gegend kutschieren. Ansonsten legen sie ihre Füße auf meinen Tisch, sind rotzfrech und stinkfaul.«
Schwiete schwieg eine Weile. Er konnte sich gut vorstellen, wie diese neue Situation seinem Kollegen zusetzte, der bis dato wahrscheinlich nie irgendwelche Hausarbeiten übernommen hatte. Doch das gab ihm noch lange nicht das Recht, seine Launen auf der Arbeit auszuleben, geschweige denn seinen Job zu vernachlässigen. Schwiete erklärte ihm, was er von ihm erwartete, und Kükenhöner hörte sich die Meinung seines Chefs schweigend an. Dabei versuchte er einen reumütigen Eindruck zu vermitteln, den ihm Schwiete allerdings nicht ganz abnahm.
»Noch was«, fuhr er fort und berichtete Kükenhöner von Rademachers Anruf und seiner Beschwerde. »Um im Club Oase etwas zu deeskalieren, nehme ich dich da aus der Schusslinie. Und das Gespräch mit den beiden alten Leuten führe ich.«
»Alles klar.« Kükenhöner sah nervös auf die Uhr. »Aber jetzt muss ich wirklich los. Ich bin sowieso schon spät dran. Ich muss meine pubertierende Tochter zu einer Party bringen. Jahrelang war die Göre die Unpünktlichkeit in Person, aber wenn es um solche Dinge geht, macht sie einen Aufstand um jede Minute, die ich zu spät bin.«
16
Was hatte Irina sich nur gedacht? So eine Schau abzuziehen. Derart mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Hatzfeld schlug wütend mit der Faust auf seine
Weitere Kostenlose Bücher