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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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sich bücken, um durch das Loch zu gehen.
    »Was ist da drin?«, fragte Wallner.
    »Das glaubst du nicht!«, kam es aus dem Loch zurück.

16
    W allner war einigermaßen erregt, als sie zum Hof zurückgingen. Die Dinge liefen nicht so, wie er sich das vorstellte. Der Grund dafür war, wenn er es recht bedachte, dass die Initiative bei Kreuthner lag. Und wenn einer wie Kreuthner den Ablauf bestimmte, konnte das nur im Chaos enden.
    »Die Sache ist von vornherein verkorkst. Wir sind da auf illegale Weise draufgestoßen. Wenn wir Pech haben, können wir nichts von dem verwerten, was wir entdeckt haben.«
    »Wieso? Wir haben es gesehen, und es ist da. Wo ist das Problem?«
    »Das Problem ist, dass wir es nicht hätten sehen dürfen. Wir sind da gegen den ausdrücklichen Protest deines Vaters reingegangen. Jedenfalls habe ich die Worte ihr Dreckhammel und ich zeig euch an so interpretiert.«
    »Also dir wär’s lieber, wir hätten seine Zustimmung?«
    »Natürlich wär’s mir lieber. Vielleicht, wenn ich mal mit ihm rede?«
    »Nein, nein. Dich versteht er net. Ich mach das.«
    Die Toilettentür hatte sich als robust erwiesen. Sie war vier Zentimeter dick. Eine Schreinertür, die Pirkel vor Jahren aus einem Abbruchhaus gestohlen hatte. Als sich die jungen Polizisten dem Außenklo näherten, tauchte Pirkels unrasierter Mund wieder im Herzloch auf. »Fahr endlich die Scheißkarre von der Tür weg!«
    Kreuthner setzte sich auf die Motorhaube und zündete sich eine Zigarette an. »Magst eine?«, fragte er und hielt die Schachtel, aus der eine Zigarette hervorschaute, vor das Loch. Zwei klobige Finger spitzten heraus und zogen die Zigarette nach innen.
    »Feuer?«
    »Hab ich selber«, kam es aus dem Klo. Kurz darauf stieg blauer Rauch aus dem Herz.
    »Hast ja ganz schön viele Flaschen in der Kapelle.«
    »Geht dich des was an?«
    »Ich bin Polizist.«
    »Wir werden um eine Anzeige nicht herumkommen«, mischte sich Wallner in das Gespräch.
    »Ihr seids solche Arschlöcher!« Pirkel lachte sarkastisch und fassungslos. »Mein eigen Fleisch und Blut. Du hinterkünftige, kleine Qualle tätst mich anzeigen!«
    »Freut mich, dass mir wieder verwandt sind«, sagte Kreuthner. »Is wirklich a blöde G’schicht. Hast den Brand vom Onkel Simmerl?« Er wartete vergeblich auf eine Antwort. Spezln verpfeifen kam für Pirkel nicht in Frage, wenn er nicht einen konkreten Vorteil davon hatte. Im Augenblick war keiner erkennbar. »Mal was anderes: Im Keller von der Kapelle – was ist denn das?«
    »A Grab. Hast doch gesehen.«
    »Wann hast du das entdeckt?«
    »Weiß net – is drei oder vier Jahre her.«
    »Du müsstest jetzt mal die Polizei anrufen und denen erzählen, dass da eine unbekannte Leiche liegt.«
    »Du spinnst ja wohl! Ich ruf doch net die Polizei an.«
    »Tät sich aber besser machen.«
    »Was hab ich davon?«
    »Sie verhalten sich gesetzestreu«, warf Wallner ein. »Man muss nicht immer einen Vorteil haben, wenn man etwas macht. Man kann auch einfach mal was machen, weil es richtig ist.«
    »Sag deinem Spezl, er soll sein g’schissenes Maul halten.« Pirkel blies eine dicke Rauchwolke aus dem Herzloch und pfurzte derart herzhaft, dass sich Wallner fragte, ob ein Mensch so viel schlechte Luft auf so wenig Raum überleben konnte. »Also – was hab ich davon?«
    »Mir geben dir a halbe Stund. Dann hast den Sprit aus der Kirche geschafft, und mir ham nie was gesehen. Der Polizei kannst sagen, dass du das Loch in der Kellerwand erst jetzt entdeckt hast.« Wallner wollte protestieren. Aber Kreuthner scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg.
    »Nur wenn ihr mir mit dem Obstler helfts.«
    Wallner trat zu Kreuthner und sagte leise: »So weit kommt’s noch, dass wir Beihilfe leisten. Vergiss es. Never ever!«
    »Is okay!«, sagte Kreuthner zur Klotür.

    Zwei Stunden später stand der Chef der Kripo Miesbach, Erich Lukas, in der Gruft und ließ seinen Blick schweifen. Starke Lampen leuchteten den Raum aus. Zwei mannshohe Spiegel standen an den Wänden, vergoldet und mit glitzernden Steinen verziert. Ebenso ein Kreuz. Es war mit Goldfolie überzogen, wie man sie für selbstgebastelte Weihnachtssterne verwendete, und reichte vom Boden bis zur Decke. Eine Art Altar mit Kandelaber und dunkelroter Samtdecke mit Brokatrand befand sich gegenüber dem Loch in der Mauer.
    In der Mitte des Raumes aber war der eigentliche Anlass für das Polizeiaufgebot: eine Holzkiste, etwa einen Meter achtzig lang, sechzig Zentimeter breit und vierzig

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