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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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geringen Komfort entsprechendes Entgelt vermietet worden – seit ein paar Jahren an Max Pirkel, Kreuthners ledigen Vater.
    Zu dem alten Hof gehörte eine Kapelle, die, etwas abseits unter einer Linde gelegen, früher für Familienfeierlichkeiten der Bauersleute genutzt worden war. Jetzt nutzte sie keiner mehr, und die Farbe blätterte von den Wänden.
    Auch der Hof machte einen ausgesprochen verwahrlosten Eindruck. Autowracks, Baumaterialien und eine verrostete Egge lagen ungeordnet über das Areal verstreut, dazwischen Hühner und zwei Laufenten, die sich von den Ankömmlingen nicht bei ihren Geschäften stören ließen. Der vordere Teil der Hauswand war mit Eternit verkleidet, das über die Jahrzehnte grau geworden war, soweit die Fliesen nicht gebrochen oder heruntergefallen waren und die Lattenkonstruktion dahinter freilag.
    Abgesehen von den Vögeln war es ruhig. Sehr ruhig. Unter der Holzbank vor dem Haus lagen mehrere leere Bierflaschen.
    »Hat dein Vater gestern gefeiert?« Wallner deutete auf die Flaschen.
    »Die Flaschen sind letztes Mal schon dagelegen.«
    »Aha.« Wallner sah sich um. »Klingeln wir jetzt?«
    »Schmarrn. Der schläft noch. Mir schauen uns die Kapelle einfach mal an.«
    »Sollten wir nicht vorher deinen Vater fragen? Ich meine, wenn man’s ganz genau nimmt, begehen wir gerade Hausfriedensbruch.«
    »Ha? Das ist das Haus von meinem Vater. Das ist praktisch wie mein eigenes Haus.«
    »Okay, okay. War vielleicht ein bisschen übervorsichtig.« Wallner entdeckte ein gelbes Schild mit der Aufschrift: VORSICHT! BISSIGER HUND! »Was ist mit dem Hund?«
    »Nix is mit dem Hund. Das Schild hängt da, damit Einbrecher denken, hier gibt’s an bissigen Hund.«
    »Verstehe. Wer so dumm ist, hier einzubrechen, glaubt das wahrscheinlich auch. Also, gehen wir.«
    Wallner stieß versehentlich gegen einen auf dem Boden liegenden Blecheimer, der mit großem Geschepper über den Hof rollte. Darauf erhob sich hinter der Haustür ein Gebell, als habe jemand den Höllenhund selbst aus dem Schlaf geweckt.
    Hinter der Milchglasscheibe der Tür sah man zuerst verschwommen die Schnauze des mit überkippender Stimme kläffenden Tiers, dann warf es sich mit seinen Vorderpfoten patschend und rumpelnd dagegen und gebärdete sich wie toll. Wallner trat der Schweiß auf die Stirn.
    »Ich denke, es gibt keinen Hund?«
    »Hat sich inzwischen wohl einen zugelegt.«
    »Meinst du, dein Vater schläft noch?«
    »Der ist mit Sicherheit strack wie eine Haubitze. Von so was wacht der net auf.«
    »Ich meine nur. Nicht dass er versehentlich die Tür aufmacht und das Vieh …«
    »Kommst endlich?«
    Sie gingen am ehemaligen Stall vorbei hinter das Haus. Von dort konnte man eine alte, um die Jahreszeit kahle Linde sehen, und nachdem sie einen kleinen Hang mit Obstbäumen hinaufgegangen waren, kam auch die Kapelle unter der Linde in Sicht. Wallner blieb einen Moment stehen, um das Kirchlein anzusehen. Es war deutlich größer als die üblichen Kapellen, die oft bei Bauernhöfen standen.
    Im Hintergrund war weiterhin das Kläffen des Hundes zu hören. Dumpf und furchterregend. In diesem Augenblick meinte Wallner eine Veränderung zu hören, dergestalt, dass es nicht mehr so dumpf klang. Klar und hell hallte das Bellen herüber, und lauter wurde es auch. »Scheiße – was ist das?«
    Kreuthner lauschte einen Augenblick konzentriert. »Ich glaub, mein Vater hat die Tür aufgemacht.«
    Und ehe sie es recht begriffen, schoss ein riesiges Tier mit schwarzen Haaren und gefletschten Zähnen um die Stallecke auf sie zu.

15
    D er kahle Apfelbaum knirschte und schwankte unter dem Gewicht der beiden jungen Männer, die in zwei Metern Höhe im Geäst saßen, gerade so hoch, dass der schwarze Schäferhund, der wie von Sinnen bellte und am Stamm hochsprang, sie nicht zu fassen bekam. Um die Stallecke bog jetzt der Besitzer des Tieres, Max Pirkel, in Jeans und schmutzigem Pullover, mit fettigen, halblangen grauen Haaren. In seinem unrasierten Gesicht steckte eine brennende Zigarette, in der rechten Hand hielt er einen alten Schlagstock, den er beim Gehen gelegentlich in die linke klatschen ließ.
    »He, ihr Sackgesichter«, sagte er zu Wallner und Kreuthner, als er unter dem Baum angelangt war. »Ihr habt’s ja voll den Arsch auf, hier morgens einzubrechen.«
    Er legte dem inzwischen schon recht heiser kläffenden Hund eine Leine an. »Schluss jetzt, Kongo!«, schnauzte er das Tier an, und als Kongo im Eifer seiner Aufgabenerfüllung nicht

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