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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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hoch. Auch sie war ursprünglich wohl komplett mit Glasedelsteinen verziert gewesen, wovon aber etliche herausgebrochen waren. Zwei Beamte der Spurensicherung hatten den Deckel der Kiste abgenommen.
    Lukas winkte Wallner und Pirkel, die jenseits des Mauerdurchbruchs in der dunklen Krypta warteten, zu sich. »Also, Herr Pirkel, Sie haben das hier heute entdeckt?«
    »Das ist richtig. Mein Sohn, der Leonhardt, ist mit dem Herrn Wallner gekommen und hat die Kirche sehen wollen. Und dann sind mir hier runter. Ich war ja noch nie da herunten. Vielleicht höchstens einmal, dass ich hier hereingeschaut habe. Und da war alles dunkel und uninteressant. Aber die jungen Leute haben in den Keller wollen. Ja, und da haben mir uns das Ganze a bissl gründlicher angeschaut. Und ich sag: Da ist doch was an der Mauer. Und was glauben S’? Wie mir gegen die Mauer klopfen, fällt die z’samm. Rums. Na ja, und das hier war dahinter.«
    Lukas sah zu Wallner. Der wich dem Blick aus und besah sich interessiert die Raumausstattung. »Können Sie das so bestätigen, was der Herr Pirkel sagt?«
    »Äh … also im Prinzip … ja. Mehr oder weniger.«
    »Was heißt mehr oder weniger?«
    Wallner hasste es zu lügen, aber er hatte versprochen, Pirkel nicht in Schwierigkeiten zu bringen. »Jaja, es war schon so, wie der Herr Pirkel sagt.«
    Lukas war sichtlich skeptisch. »Von dem Sarg hier hat der Nissl Ihnen erzählt?«
    »Korrekt.«
    »Wenn die Mauer heute erst eingestürzt ist, dann kann er den Sarg doch gar nicht gesehen haben.«
    »Korrekt«, sagte Wallner erneut und räusperte sich.
    »Was jetzt?«
    »Na ja, das Loch war schon vorher in der Mauer. Herr Pirkel hat das ein bisschen … ausgeschmückt.«
    Lukas schien leicht genervt und betrachtete die offene Kiste. Darin lag ein menschliches Skelett. »Sieht aus wie ein Grab. Ist ja nicht so ungewöhnlich unter einer Kirche. Wieso holen Sie die ganze Truppe her?«
    »Nebenan, das ist eine normale Krypta. Da liegen die Mitglieder der Bauernfamilie. Aber das hier, das wollte jemand geheim halten. Von dieser Grabkammer weiß vielleicht kein Mensch – außer dem, der sie gebaut hat. Und Thomas Nissl eben. Aber der lebt ja nicht mehr.«
    »Vielleicht ein älteres Grab, das schon vor der Kapelle da war.«
    »Nein. Ich glaube, die Kammer hier wurde nachträglich gebaut.«
    »Wie kommen Sie da drauf?«
    Wallner hob mit einem Papiertaschentuch einen geschliffenen Stein auf, den Pirkel einst hatte liegen lassen, und zeigte ihn Lukas. »Das ist Kunststoff, kein Glas. Ich bezweifle, dass es das um achtzehnhundertsiebzig gab.«
    Lukas wandte den Blick zu den Spurensicherern. »Er hat recht«, sagte einer der Beamten. »Das sind zum Teil Kunststoffsteine. Ich würde sagen, so was gibt es in der Form seit den fünfziger oder sechziger Jahren.«
    »Sie meinen, das ist in dieser Zeit gebaut worden?«
    »Ich sage nur, dass einiges hier vermutlich frühestens aus der Zeit stammt. Wenn jemand diese Grabkammer alleine angelegt hat, dann hat er vielleicht viele Jahre gebraucht.«
    »Das muss man doch rausfinden können.«
    »Möglicherweise dendrochronologisch anhand der Holzkiste.« Der Mann von der Spurensicherung wandte sich an Wallner. »Das ist eine Methode, bei der das Alter eines Holzes aufgrund der charakteristischen Muster der Jahresringe bestimmt wird.«
    »Hab schon davon gehört. Wie genau sind solche Ergebnisse?«, fragte Wallner.
    »Na ja – nicht besonders genau. Wir wissen dann zwar, wann der Baum für die Kiste gefällt worden ist, aber net, wann das Holz verarbeitet wurde.«
    »Immerhin haben wir dann einen frühestmöglichen Zeitpunkt. Ist ja ein Unterschied, ob das Holz zehn oder fünfzig Jahre alt ist.«
    »Seh ich auch so. Wir schicken das Teil mal zum LKA. Falls wir überhaupt eine Ermittlung einleiten.« Lukas trat näher an die Kiste heran und betrachtete die menschlichen Überreste. »Hat jemand das Skelett bewegt?«
    »Nein«, sagte der Spurensicherer. »Mir ham net gewusst, ob Sie da extra den Gerichtsmediziner aus München kommen lassen. In dem Fall wär’s besser, wenn mir nix anfassen.«
    »Was meinen Sie – Gewaltverbrechen?«
    Der Spurensicherungsbeamte zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Man müsste erst mal rausfinden, wer der oder die Tote ist. Vielleicht hat einer die Leiche nur aus ihrem Grab geholt, weil er … keine Ahnung. Die Leut ticken ja oft net richtig, wenn’s um Tote geht.«
    Lukas sah zu Wallner. »Was glauben Sie? Ist das einer aus der Familie,

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