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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Wasserstrahl drang daraus hervor.
    Justin erwischte Leonard, der gerade ins Wasser starrte, seine Schultern hingen herab, und er war in sich zusammengesunken – ganz anders als noch Augenblicke zuvor. Und als er den Mund aufmachte, sah er nicht zu Justin hinüber.
    »Es ist doch nicht falsch, ein wenig vorbehaltlose … Hingabe … zu wollen, oder? Meiner Meinung nach nicht. Terri nimmt mich so, wie ich bin, und stellt keine Fragen. Sie stößt mich nicht mit dem Ellbogen in die Rippen, wenn ich schnarche. Sie sagt mir nicht, dass ich öfter ins Fitnessstudio gehen sollte. Sie versucht nicht, mich dazu zu bringen, mich eine halbe Stunde auf die Sonnenbank zu legen.« Er spritzte sich ein wenig Wasser zu und sah auf den Teil seines Körpers, der sich unter Wasser befand, herab. »Ich sehe doch ziemlich gut aus, findest du nicht? Für vierundvierzig sehe ich doch noch ziemlich gut aus?«
    Wider besseres Wissen sah Justin abschätzend an ihm herab. Nun, er könnte ein wenig an sich arbeiten. Er war an den Stellen ein wenig zu flach, an denen sich eigentlich Muskeln befinden sollten. Eine leichte Sonnenbräune war eher eine Frage des persönlichen Geschmacks und zu dieser Zeit, in der man besonders auf Melanome achtete, wahrscheinlich außer Mode, aber Millionen anderer Bewohner Floridas würden dem vehement widersprechen. Hatte Leonard die Sonne jemals durch etwas anderes als eine Fensterscheibe gesehen? Er hatte eine braune Stirn und braune Hände, das war alles. Was sollte man zu seinem Anblick sagen?
    Justin salutierte. »Deine Alabastertitten glänzen.«
    Leonard runzelte die Stirn; er war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel, ob ihm das alles so gefiel. »Was, zum Teufel, soll das denn heißen?«
    Justin und sein rätselhaftes Lächeln. »Len … du bist ein Tempel.«
    Besser, aber nicht viel besser. Es musste reichen, und Leonard paddelte zurück zum tiefen Ende und planschte unter dem Wasserbogen, den eine Wassernymphe ausspie; Andrew Jackson Mullaveys einziger Prunk an diesem normalerweise völlig gewöhnlichen Pool.
    Justin trieb immer noch so dahin und war eine Oase der Selbstvergessenheit. Er war zu dem Schluss gekommen, dass ihr Gastgeber ein wahrlich exzentrisches menschliches Wesen war. Aber es gab die eine Art von Exzentrik und die andere. Der gestrige Tag hatte seine Auffassung in dieser Hinsicht ziemlich effektiv festgelegt.
    Um acht Uhr hatte es Frühstück gegeben, und Mullavey brachte sie danach auf ein Feld, wo sie Tontauben schossen. Sie hatten den Weg dorthin zu Pferd zurückgelegt. Mullavey trug Reithosen und hatte vor sich auf seinem handgefertigten Sattel eine Schrotflinte liegen, wodurch er den Reitneulingen aus Tampa weit überlegen war. Sie wurden begleitet von einem weiteren Bediensteten aus Mullaveys Haus, einem Mann aus der Karibik, der die Vorrichtung bediente und die Tontauben gen Himmel schickte. Mullavey konnte gut mit seiner Schrotflinte umgehen, er konnte sich gut bewegen und die wirbelnden Ziele regelmäßig vom Himmel holen. Eine Staubwolke beim Aufprall, die sich klar vor dem blauen Himmel abzeichnete, und ein Schauer grauer Teilchen rieselte herunter. Justin schlug sich ganz passabel und traf vielleicht fünfzig Prozent, aber Leonard verschwendete hauptsächlich Kugeln.
    Am Ende hielt Mullavey das letzte der plumpen Tonziele abwägend in einer Hand, während er mit der anderen die rauchende Schrotflinte trug. Er hatte einen seltsam abwesenden Blick, und es sah so aus, als würden sich sogar seine Wangen festigen.
    »Sie haben hier früher Menschen gejagt«, sagte er mit sanfter Stimme und klang nachdenklich. »Legal. Es ist noch gar nicht lange her, wenn man so darüber nachdenkt. Es muss … ziemlich aufregend gewesen sein.« Der Mann schien offenbar vor Ehrfurcht halb erstarrt und gar nicht mehr richtig anwesend zu sein. Dann, ganz langsam, kam Mullavey wieder in die Gegenwart zurück. »Manchmal, meine Herren … scheint die Geschäftswelt einfach nicht auszureichen.«
    Er ließ die Tontaube auf den Boden fallen, wo sie mit weichem Plumps im Wildgras aufkam, und starrte sie dann an. Er drehte die Schrotflinte in seinen Händen und trieb sie mit dem Griff zuerst auf den Ton herab, sodass dieser wie ein brüchiger grauer Schädel zersprang.
    Kurz danach waren sie zum Mittagessen zurückgekehrt, und sie konnten den ganzen Nachmittag nach Lust und Laune verbringen. Justin und Leonard spielten einige Runden Pool in einem Zimmer, das er als Spielzimmer bezeichnete – es hingen

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