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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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sich von ihm entfernten und die ihm eine Abgaswolke ins Gesicht pustete, während ein zweiter wilder Schuss Glas zersplittern ließ.
    Fort …? Fort.
    Weitere Schritte, die von oben her die Rampe herunterkamen. Partner im Tode, die nun vereint waren; hatte es auf Noahs Arche Killer gegeben, die auch als Paar reisten? Und hier waren sie. Sie erschienen ihm groß wie Götter.
    Sie standen über ihm und mussten ihr Werk noch vollenden, und das Einzige, das noch weiter geöffnet war als seine Augen, war sein schweigend aufgesperrter Mund.
    Und dann gaben sie ihm den Rest.
     
    Das Hyde Park Village glich einer Präriehundsiedlung für Yuppies. Hier war immer was los, sei es am Wochenende oder spät abends an einem normalen Wochentag. Der einzige Unterschied bestand in der Anzahl der Menschen. Wählerische Wichtigtuer schlenderten diese engen kleinen Straßen entlang, die von kleinen gehobenen und schicken Läden gesäumt waren, und sogar die Palmen schienen sauberer zu sein. Es war Mittwochabend, es hätte schlimmer sein können, und Justin fand ziemlich schnell einen Parkplatz an der Bordsteinkante.
    Er ging flott und hatte die Hände in die Taschen gesteckt, damit ihm seine dunkle Jacke nicht um die Hüften flatterte. Er wich einem Trio von drei Frauen aus, die sich beim Schaufensterbummel vergnügten und von denen keine älter als er zu sein schien; und wenn eine von ihnen weniger als eine Platinkarte besaß, dann hätte ihn das sehr überrascht. Er fühlte sich hier nie wirklich wohl und hatte immer das Gefühl, dass er eines Tages hier entlanggehen und man dann mit dem Finger auf ihn zeigen und rufen würde: Er gehört nicht hierher. Schnappt ihn euch!
    In der Zwischenzeit war Leonard wahrscheinlich völlig neurotisch geworden. Ihn erwartete ein interessanter Abend.
    Das J.B. Winberie’s war ein Ecklokal, das drinnen wie draußen Sitzplätze hatte, ganz wie es einem beliebte. Justin hatte ihn schon entdeckt; er saß allein an einem weißen Tisch hinter dem weißen Geländer. Er musste nur dem wabernden Qualm folgen, der wie eine Rauchsäule über dem Wüstentreck in neue Gefilde stand.
    Leonard Greenwald war ein Mann, der unter dem zerstörerischen Einfluss von etwas stand, das über Stress weit hinausging. Sein Gesicht war blass und schlaff und überdies mit einer dicken Schweißschicht bedeckt. Seine Hände zitterten, wann immer sie zum Einsatz kamen; die eine hielt eine brennende Zigarette und die andere ein Getränk. Sie waren hier draußen nicht allein, an den anderen Tischen saßen weitere Gäste, die offensichtlich da waren, um etwas zu trinken, zu essen und sich zu unterhalten, aber Justin war klar, dass die Fremden Glück hatten. Leonard war heute Abend die wahre Attraktion. Das sah man an den schiefen Blicken, die ihm zugeworfen wurden, und man merkte es an dem leisen Raunen bei Justins Ankunft, das nur aufkam, weil Leonard kein bloßer Zecher mit einer Kreditkarte war.
    Es war doch immer schrecklich faszinierend, jemandem beim Zusammenbrechen zuzusehen, könntet ihr um Gottes willen nicht ein bisschen lauter reden?
    Leonard begrüßte ihn mit schwachem Kopfnicken und einem noch schwächeren Lächeln, er hatte Zuckungen und offenbar viel zu viel geraucht. Selbst sein Haar sah ungesund aus. Er befeuchtete seine Lippen, und es fiel ihm offenbar schwer, den Anfang zu finden.
    »Ich schätze, jetzt sollte ich dir wohl sagen, dass es hoffentlich etwas Wichtiges ist«, sagte Justin. »Aber, äh … ich sehe schon, dass es das ist.«
    Leonard verschluckte sich fast an seinem Drink und verzog das Gesicht. »Schlechtes Timing? April, meine ich?«
    »Nein. Sie malt, es ist okay.«
    Er trank aus, verzog erneut das Gesicht und ließ den einsamen Berg aus schmelzenden Eiswürfeln klirren. Von der anderen Seite des Tisches aus schien sein Atem fast toxisch zu sein, und seine Stimme war kaum mehr als ein Kratzen. »Ich habe Scotch sowieso nie gemocht.«
    »Len«, sagte Justin ernst und brachte ihn dazu, aufzusehen. Seine Stimmlage und seine Augen sagten den Rest: Was immer es auch ist, raus damit.
    »Es gibt eine … Entscheidung, die ich treffen muss. Und ich kann das nicht allein. Warum du? Ehrlich gesagt, bist du von allen Mitarbeitern der Agentur, die ich kenne – zumindest von denen, die darin verwickelt sind –, der einzige, dem die Sache so ziemlich am Arsch vorbeigeht. Du siehst einfach nicht zurück.«
    Justin war voll konzentriert. »In was verwickelt?«
    »Ich entschloss mich, heute lange zu arbeiten und

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