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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Wiederbeschaffung der Dateien? Du kannst sie da unten doch nicht einfach so herumliegen lassen.«
    »In der Hinsicht habe ich schon eine Idee. Ich kümmere mich darum.«
    »Soll ich wegen des anderen Kerls von der Agentur, den du hast einfliegen lassen, etwas unternehmen? Greenwalds Partner?«
    »Justin Gray.« Mullavey klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und begann, in den Schreibtischschubladen zu kramen. Säurebindende Mittel, irgendein Medikament, das Substanz hatte. »Ich konnte an jenem Wochenende von Gray nicht das bekommen, was Aal braucht. Das ist ein ganz seltsamer Kerl. Er hat diese Hure abgewiesen, und sie hat ihn nicht einmal schlafend erwischt.«
    »Dann werden wir jemanden da runterschicken. Oder es in Auftrag geben.«
    »Das sähe in beiden Fällen schlecht aus, wenn wir uns zuvor um Greenwald gekümmert haben. Wenn wir beide erledigen, wollen wir dann mit der ganzen Agentur weitermachen? Mit allen, die an diesem Auftrag gearbeitet haben?«
    »Denkst du, Greenwald würde mit einem von ihnen reden?«
    »Ich weiß es nicht.« Mullavey seufzte ins Telefon. »Sorg einfach dafür, dass ihm Aal gar keine Chance lässt.«
     
    So mussten sich die Nazis gefühlt haben, jene, die den Krieg überlebt hatten und nun solche Spektakel wie den Nürnberger Prozess mit ansehen mussten. Sie, die für die Anlagen an solchen Orten wie Auschwitz, Treblinka und sonst wo verantwortlich waren. Sie hatten ihre Entschuldigung.
    Sie hatten nur Befehle befolgt.
    Zum Teufel damit, zum Teufel mit Mullavey Foods, A.J. Mullavey selbst, diesem einmaligen haitianischen Würdenträger und seinem Geld, zum Teufel mit all dem. Das alles war keinen Gefängnisaufenthalt wert, und angesichts dessen, was die Bundespolizei über Zyanid in Nahrungsmitteln dachte, würde Ty Larkin einige Jahrzehnte im Knast sitzen müssen.
    Das galt natürlich nicht, wenn er kooperierte. Wenn er sich mit den Dokumenten bewaffnete und den ersten Schritt machte, an irgendeinem Ort auftauchte, an dem es von Uniformen nur so wimmelte, und sagte: »Sie werden mir nicht glauben, was ich Ihnen zu sagen habe …« Oh, aber das würden sie, nicht wahr? Er würde dafür sorgen, dass jemand im Büro des Bezirksstaatsanwalts eine große Karriere hinlegte, aber er würde auch etwas dafür verlangen. Zeugenschutzprogramm und Immunität sowie Straffreiheit, dafür würde er nachgeben – aber wenn er erst die Garantie dafür hätte, dann würde er auspacken und auf eine Art und Weise kooperieren, die die anderen erstaunen würde.
    Die Zugeständnisse, die sie ihm machen würden. Aber was hatte er denn eigentlich getan? Nichts anderes als das, was er schon seit Jahren tat. Die Beschaffung von Informationen über einen Konkurrenten. Hatte er einem Immigranten eine Gehirnwäsche verpasst? Hatte er sich diesen Plan etwa selbst ausgedacht?
    Nein. Larkin war bestenfalls schuldig, einige moralische Regeln gebrochen zu haben.
    In diesem Geschäft ging es um nichts anderes als um gewonnene Marktanteile. Und in den sechs Jahren, die er jetzt für Mullavey Foods arbeitete, hatte er sich Quellen aufgebaut, die ihn über alle Pläne in Bezug auf Marketing oder neue Produkte der Mitbewerber auf dem Laufenden hielten, und das ging von Industriespionage auf deren Gelände bis hin zum Anzapfen ihrer Computersysteme. Im Fall der Caribe-Kaffeepads hatten sie die Computerdateien von Carrefour Imports auf elektronischem Weg geklaut, um so zu erfahren, an welchen Tagen der Kaffee mit Mandelaroma verpackt werden sollte.
    Was Mullavey und die anderen mit diesen Informationen anstellten, war ganz allein ihre Sache. Sicher würden die Bundesbehörden den einfachen Boten laufen lassen, wenn sie die großen Fische festnageln konnten. Jede Art von »mitgefangen, mitgehangen« war ein reiner Anachronismus und ganz und gar nicht in Ty Larkins Interesse.
    Sein eigenes Büro lag ein Stockwerk tiefer als das luftige von Mullavey und die der Vorstandsvorsitzenden, und er kam direkt hierher, nachdem er seinem Boss die schockierenden Neuigkeiten mitgeteilt und diesen dann verlassen hatte. Larkin verschloss die Tür hinter sich und schaltete das Licht nicht ein; langsam zog er die Vorhänge zu, damit man ihn auch von den anderen Türmen nicht sehen konnte. Was musste sein Rücken für ein gutes Ziel bieten, wenn er an seinem Schreibtisch saß; ein guter Schuss über diese urbane Schlucht hinweg war alles, was für seine Beseitigung erforderlich war.
    Und dann saß er dort in seinem abgedunkelten

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