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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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gefunden zu haben. Irgendwo in North Herefordshire.« Pironi schluckte. »Um ihn wörtlich zu zitieren: ›Dieser finstere Bastard Tathum hat fast bis zu seinem letzten gottverdammten Atemzug dichtgehalten.‹«
    Als Pironi anrief, um Jenny die Neuigkeiten über Tathum zu übermitteln, stiegen sie und Alison gerade einen steilen, matschigen Pfad hoch. Mehr als eine Meile von der nächsten Straße entfernt führte er durch einen dichten, Beklemmungen verursachenden Kiefernwald. Tathums Leiche hatteman in einem Nebengebäude seines Bauernhofs gefunden. Eine Schrotflinte hatte in beide Oberschenkel Löcher von der Größe einer Dessertschale gerissen. Eine Seite seines Gesichts war eingedrückt, der rechte Arm mehrfach gebrochen. Die Waffe war draußen im Hof gefunden worden. McAvoy stand unter Mordverdacht und wurde gesucht. Jenny wusste nicht, was sie sagen sollte, und legte mit einem leisen Dankeschön auf.
    Sie erreichten eine kleine Lichtung, die durch ein paar umgestürzte Bäume entstanden war. Schweigend sahen Jenny und Alison zu, wie zwei Tatortspezialisten vorsichtig Erde wegwischten, um dann nach und nach den Absatz eines Schuhs, einen weißen Schienbeinknochen, Fetzen halb verwester Kleidung und eine Armbanduhr an einem Handgelenk freizulegen. Als sie noch mehr Erde abtrugen, kam das Becken einer zweiten Leiche zum Vorschein, die ebenfalls mit dem Gesicht nach unten lag. Wirbel für Wirbel wurde in mühevoller Kleinarbeit die Wirbelsäule herausgearbeitet, dann die Rundung des Schädels.
    »Gütiger Gott«, sagte der Kriminalmeister und hielt den Atem an. »Schauen Sie mal.« Mit dem behandschuhten Finger zeigte er auf eine Stelle am Hinterkopf.
    Jenny näherte sich im Licht der Dämmerung und erblickte ein sauberes Einschussloch.
    »Dann ist es immerhin schnell gegangen«, sagte Alison wenig überzeugt.
    Der unmittelbare Moment mochte kurz und schmerzlos gewesen sein, doch das Vorspiel musste sich in die Länge gezogen haben. Von Bristol brauchte man neunzig Minuten hierher, und der Pfad zum Ort der Exekution war steil, lang und einsam.
    In Jenny regte sich die bittere Genugtuung, dass Tathum genauso gelitten haben musste wie seine Opfer, wenn nichtsogar noch mehr. Sie war froh über das, was McAvoy getan hatte, und dachte daran, wie er am ersten Anhörungstag vor der Stadthalle gestanden und ein Gedicht rezitiert hatte, das Haar vom Wind zerzaust:
    Die ganze Nacht würde ich auf den Knien liegen und beten, um deine Leiden zu heilen … My Dark Rosaleen.
    Sie würde ihn wiedersehen. Sie musste ihn wiedersehen.

28
    E s war Freitagmorgen. Gillian Golder und Simon Moreton saßen neben Alun Rhys in der wieder aufgenommenen geheimen Anhörung. Sie waren gekommen, um sicherzustellen, dass die Vereinbarungen auch eingehalten wurden. Erst nach langen, erbitterten Verhandlungen und nachdem auch Mr. Jamal und die Hassans ihr Einverständnis gegeben hatten, war Jenny zu Zugeständnissen bereit gewesen: Anna Rose Crosby und die laufenden Ermittlungen zu ihrem Fall würden nicht weiter erwähnt werden. Auch Mrs. Jamal und die Recherchen zu ihrer mutmaßlichen Ermordung würden außen vor bleiben. Da Dr. Sarah Levin in Schutzhaft saß, solange sie den Geheimdiensten bei ihren Ermittlungen half, würde ihre Aussage in schriftlicher Form der Jury vorgelesen werden. Im Gegenzug hatte sich Golder bereit erklärt, Jenny nach Abschluss der Untersuchung umfassend darüber zu informieren, was zu den Geheimhaltungsmaßnahmen geführt hatte und was aus McAvoy geworden war.
    Dr. Andy Kerr hatte detaillierte Fotos von zwei vollständig erhaltenen Skeletten mitgebracht. Auch der entsetzten Jury wurden Abzüge vorgelegt. Laut Kerr bestätigten die DNA-Tests und die Zahnprofile, dass es sich um die sterblichen Überreste von Nazim Jamal und Rafi Hassan handelte. Beide jungen Männer waren auf ähnliche Weise zu Tode gekommen: Man hatte ihnen eine Neunmillimeterkugel inden Hinterkopf gejagt. Eine identische Austrittswunde fand sich jeweils an der Stirn.
    Der Ballistiker Dr. Keith Dallas bestätigte, dass dieselbe Feuerwaffe benutzt worden war, um die Männer zu töten. Zwei gebrauchte Corbon-115gr-DPX-Kugeln wurden in der Nähe der Leichen sichergestellt. Sie zeichneten sich dadurch aus, dass sie sich beim Aufprall ausdehnten. Nazims und Rafis Gehirne waren im wahrsten Sinne des Wortes aus ihren Schädeln herausgeblasen worden.
    Weder Denton noch Havilland hatten Fragen an die Zeugen und überließen es Collins und Khan, jedes grausame

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