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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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unterbrechen Sie mich nicht mehr.«
    Die Jurymitglieder lächelten. Martha Denton folgte der Anweisung, warf Jenny aber einen giftigen Blick zu.
    Jenny wandte sich wieder an die Zeugin. »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Dr. Levin.«
    »Aber ich kann sie eindeutig beantworten: Ich kenne keinen Mann, auf den die Beschreibung zutrifft.«
    »Aber Sie kennen Anna Rose Crosby, nicht wahr?«
    Alun Rhys setzte sich abrupt auf.
    »Ja …«, sagte Sarah Levin zögernd.
    »Könnten Sie der Jury bitte erzählen, um wen es sich bei ihr handelt?«
    »Sie ist … Sie war Studentin an meinem Institut. Letzten Sommer hat sie ihren Abschluss gemacht.«
    »Und dann haben Sie ihr geholfen, einen Job in der Atomindustrie zu bekommen.«
    »Ich war ihre Tutorin. Ich habe die üblichen Empfehlungen geschrieben.«
    »Ist Ihnen bewusst, dass sie seit fast einem Monat vermisst wird?«
    Sarah Levin schaute ängstlich zu den Anwälten hinüber. Alun Rhys war aufgestanden und kam nun durch den Saal auf sie zu.
    »Das weiß ich, ja.«
    »Und ist Ihnen auch bekannt, dass Anna Rose sich im letzten Jahr mit einem jungen Indopakistaner eingelassen hat – einem Doktoranden der Universität namens Salim Hussain?«
    »Nein … Das wusste ich nicht.«
    »Können Sie sich vorstellen, warum derselbe Amerikaner Anna Rose sucht, seit sie vermisst wird?«
    Sarah Levin schüttelte den Kopf und hielt den Blick auf Rhys, Denton und Havilland gerichtet, deren Anwälte sich angespannt berieten.
    »Sie haben nicht die geringste Ahnung?«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt, nein.«
    »Würde es Ihrem Gedächtnis vielleicht auf die Sprünge helfen, wenn ich Ihnen erzähle, dass dieser Mann mit einerradioaktiven Substanz kontaminiert ist, die Ihnen zweifellos bekannt sein dürfte, mit …«
    Denton fuhr dazwischen. »Ma’am, ich wurde angewiesen, Ihnen mitzuteilen, dass diese Art der Befragung zu unterbleiben hat.«
    »Ich hatte Sie bereits ermahnt, Miss Denton.«
    Rhys lehnte sich über den Tisch zu seiner Kollegin hinüber und gab ihr neue Anweisungen, bevor er aus dem Saal eilte.
    Denton zögerte. Der Ausdruck von Empörung wich dem von Verblüffung. »Ma’am, ich wurde angewiesen, Ihnen zu sagen«, sie klang, als könnte sie selbst kaum glauben, was sie jetzt aussprechen würde, »dass Dr. Levin unter Tatverdacht steht und sofort verhaftet werden wird.«
    »Dr. Levin ist Zeugin in einer gerichtlichen Untersuchung. Wer sie davon abhält, ihre Aussage zu beenden, macht sich der Missachtung der Würde des Gerichts schuldig.«
    Durch die hintere Tür platzte Rhys wieder in den Saal herein. Er wurde von zwei Polizisten flankiert.
    »Entschuldigung, Ma’am«, stotterte der Kriminalmeister, »ich wurde gebeten, Dr. Sarah Levin zu verhaften.«
    »Warten Sie bitte, bis sie ihre Aussage beendet hat, oder ich werde Sie wegen Missachtung des Gerichts belangen«, fuhr Jenny ihn an.
    »Verhaften Sie sie«, befahl Rhys.
    Die beiden Polizisten näherten sich dem Zeugenstand.
    Jenny ließ ihre angestaute Wut an ihnen aus. »Wagen Sie es ja nicht, diesem Gericht in die Quere zu kommen!«
    Mit der emotionslosen Maske uniformierter Männer, die Befehlen bedingungslos gehorchen, nahmen die beiden Beamten die zu Tode erschrockene Sarah Levin am Arm und führten sie aus dem Zeugenstand. Jenny überkam ohnmächtiger Zorn. Sprachlos schaute sie zu, wie sie die Frau ausdem Saal schafften. Als sie hinausgingen, war es Kriminalinspektor Pironi, der ihnen die Tür aufhielt.
    »Mr. Pironi«, sagte Jenny fast flüsternd, »können Sie mir bitte erklären, was hier vor sich geht?«
    Aus den staubigen Tiefen ihrer Handtasche fischte sie die zwei Xanax, die es offiziell gar nicht gab und die sie für äußerste Notfälle aufbewahrt hatte. Sie schluckte beide, wartete zwei Minuten, bis sie zu wirken begannen, und rief dann Pironi vor. Alison folgte ihm, und Jenny erhob keine Einwände. Kein Protokollbruch konnte die Situation noch absurder werden lassen.
    Jenny starrte ihn an. »Und?«
    »Ich habe keine Ahnung, Mrs. Cooper«, sagte er trocken. »Mit dem, was hier gerade geschehen ist, habe ich nichts zu tun. Vermutlich ist der MI5 verantwortlich. Was ich Ihnen jetzt aber zu erzählen habe, steht in keiner Verbindung mit dem Geheimdienst. Jedenfalls noch nicht.«
    Jenny presste die Hände gegen ihren schmerzenden Kopf. »Wovon reden Sie?«
    »Vor einer guten Stunde habe ich einen Anruf von Mr. McAvoy erhalten. Er behauptet, die sterblichen Überreste von Nazim Jamal und Rafi Hassan

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