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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Staatsanwältin glühte.
    Richard schlitzte den Blick. Ich sah ihm an, dass er sich in diesem Moment entschied, nicht zu sagen, was ihm auf der Zunge lag. »Es ist oftmals schwierig, sich zu erinnern, wann genau man was zu wem gesagt hat«, sagte er beschwichtigend und lenkte ab. »Auf jeden Fall ist sich kein Kind von sieben Jahren bewusst, dass gerade Mai ist. Das ist schon mal nicht Ihre eigene Erinnerung.«
    Die junge Staatsanwältin schluckte.
    »Mein lieber Herr Dr. Weber«, sagte Krautter, »seien Sie doch nicht so erbarmungslos.«
    »Eine Freundin von mir«, plauderte Roswita Kallweit los, »die war mal bei einer spiritistischen Sitzung dabei. Da hat man den Geist eines Toten gerufen. Und er ist gekommen.«
    Richard lachte ratlos.
    »Wie?«, erkundigte sich Meisner. »Mit Tischrücken? Ich habe das als Studentin auch mal gemacht. Man setzt sich im Kreis um einen Tisch … so wie den hier … und alle legen die Hände darauf. Los, das machen wir jetzt. Alle müssen die Hände auf den Tisch legen … Aber vorher sollten wir besser die Gläser runternehmen.«

8
    Wir verteilten Gläser, Aschenbecher und Erdnussschälchen auf zwei Steinsockeln zwischen den Geländern zum See. Die Terrasse war inzwischen weitgehend entvölkert. Am andern Ende knutschten noch zwei. Die Band hatte aufgehört zu spielen. Es schien, als sei uns das Ende der Party entgangen. Seltsam nur, dass die Gäste sich nicht von Meisner verabschiedet hatten. Aber vielleicht waren wir so in unsere Diskussion verbissen gewesen, dass man uns nicht hatte stören wollen, oder die Lärmschutzwand um uns herum hatte uns unsichtbar gemacht für die anderen.
    »Und jetzt?«, fragte Krautter.
    »Wir legen die Hände auf den Tisch.« Meisner spreizte ihre Finger. »So dass wir uns an den kleinen Fingern berühren.«
    Der Bistrotisch wackelte schon auf seinem Ständer, als wir die Hände vor uns legten. Ich spürte Richards kleinen Finger warm und ruhig an meiner rechten und Roswitas nervöses Fingerlein an meiner linken Hand. Neben ihr stand Meisner, dann kam die junge Staatsanwältin, schließlich der Vizegeneral Krautter. Unsere Handspannen reichten zwar nicht ganz, um den Kreis zu schließen, aber nach Meisners Ansicht machte das nichts.
    »Das klappt doch nie und nimmer«, sagte ich.
    »Ruhe auf den niederen Rängen!«, rief Meisner. »Wir müssen uns konzentrieren.«
    Die junge Staatsanwältin kicherte.
    »Konzentration«, zischelte ich.
    Jetzt gluckste auch Roswita Kallweit. »Mich juckt’s hinterm Ohr!«
    »Und was passiert jetzt?«, erkundigte sich Krautter.
    »Wir warten, bis der Geist sich meldet. So ein Schloss hat sicher einen Geist. Wenn er da ist, dann bewegt sich der Tisch. Warten wir’s ab.«
    Ich dachte an Kitty zu Salm-Kyrburg und ihre Behauptung, Rosenfeld habe was zu sagen. Und ich erinnerte mich an die Geisterjagd vor zwei Monaten im Schloss Ludwigsburg, dessen Ableger das Seeschlösschen Monrepos war. Wenn das Gaußmeter blinkt und die Temperatur fällt, dann ist er da, der Geist. Die Haunt Hunters hatten etwa zehn Minuten mit geschlossenen Augen in der Kirche gesessen. Ein Geist braucht Stille. Aber worauf, zum Teufel, konzentrierte man sich?
    Da spürte ich ein erstes Zucken.
    »Huh!«, entfuhr es Roswita. Enten auf dem See quakten.
    »Scht!«, machte Meisner und fragte mit hohler Stimme: »Bist du da, Geist? So antworte mit Ja.«
    Der Tisch kippte Richtung Krautter und fiel zurück.
    Roswitas Finger zuckte kurz weg, aber sie wagte es nicht, die Hände zurückzuziehen. Keiner wagte es.
    »Wer bist du?«, fragte Meisner. »Nenne deinen Namen. Einmal Kippen für A , zweimal für B , dreimal für C und so fort.«
    Nichts passierte. Ich spürte, was Richard dachte. Ich dachte, was er dachte. Am Ende sind wir alle so entsetzt, dass der Tisch nur einmal ruckt. Und dann haben wir nur ein A für Angst. Aber seine Sorge sollte es nicht sein. Und wie er und ich schob jeder und jede die Verantwortung von sich weg. Und nachdem das klar war, begann der Spuk.
    Der Tisch kippte erneut in Richtung Krautter und der jungen Staatsanwältin. Einmal, zweimal, dreimal. Und es war der Tisch. Ich tat gar nichts. Ich schwör’s. Er war es, der sich bewegte.
    » A  … B  … C  …«, sprach erst nur Meisner, dann die junge Staatsanwältin, schließlich Krautter mit. »… E  … F  …«
    Wo wollen die hin? Gabriel wäre Rosenfelds Vorname gewesen.
    »… L  … M  … N  …«
    Tja, gar nicht so leicht, sich unter fünfen auf einen Namen zu

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