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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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kann sie weder lernen noch üben. Das gilt zumindest für die Laborsituation. Die Forschung hat Psi-Fähigkeiten bestimmten Charaktereigenschaften zuordnen können, ja müssen. Sonst könnten Sie jetzt sagen, die Fluktuation hätte sich auch ereignet, wenn Desirée Motzer an Ihrer Stelle gesessen hätte. Aber das ist nicht so.«
    »Und diese Charaktereigenschaften wären?« Ich gierte. Derya war ja an sich nicht zurückhaltend, mir mal kurz meine Identität zu definieren.
    »Ängstliche, verklemmte Menschen produzieren jedenfalls keine PK -Effekte. Das kann man sagen. Gesellige, gelassene und extrovertierte schon eher. Es gehört ein gewisses Selbstvertrauen dazu und eine«, sie schmunzelte, »eine starke Maskulinität.«
    »Klingt, als hätte man solche Experimente hauptsächlich mit Männern durchgeführt.«
    »Keineswegs.« Die zierliche Frau Doktor warf mir einen kurzen Seitenblick zu. »Die große Kulagina, das russische PK -Medium … Aber von der haben Sie ja schon gehört.«
    Ich hatte sie sogar vorhin selbst erwähnt. »Die Meisterin der Salzstreuer.«
    »Sie war Soldatin. Sie hatte zwar keine Wahl, abgesehen davon, dass sie Funktechnikerin geworden war, aber Finley sagt, ihr Spirit war sehr maskulin.«
    »Was auch immer das ist.«
    Derya Barzani lächelte selbstsicher. »Na, Männer sind ja durchaus empfänglich für weibliche Signale. Und wenn sie fehlen …«

15
    Mit der E -Mail-Adresse von Héctor Quicio, Mitarbeiter bei der AEIP , der Asociación Española de Investigaciones Parapsicológicas, fuhr ich nach Stuttgart zurück. Ich schrieb ihm sofort, ohne den genauen Grund anzugeben. Dann rief ich Richard an.
    Roland Hoffmann war wieder aufgetaucht. »Er stand«, erzählte Richard, »im Megastau auf der A8 an der Messe. Da sind beim Parkhaus gestern Abend zwei Gefahrguttransporter zusammengestoßen, einer mit Essigsäure, der andere mit Benzin. Die Autobahn war bis 14 Uhr 30 siebzehn Stunden komplett gesperrt.«
    »Hab ich in den Nachrichten gehört.«
    »Und Hoffmanns Akku war leer. Und du, was hast du in Kalteneck gemacht?«
    »Sozialgeräusche. Und wie war dein Tag?«
    »Lisa«, sagte er. »Was in drei Teufels Namen soll das werden?«
    »Immerhin weiß ich nun, dass ich eine PK -Begabung habe. Ich bin schon fast fahruntüchtig.«
    »Schön für dich.«
    »Weiß ich noch nicht, Richard. Mein Schicksal bekommt einen ganz anderen Unsinn, wenn ich annehme, ich hätte es selbst verursacht. Das heißt, man verursacht es ja nicht, man ist nur dabei, wenn es passiert, und wenn man nicht dabei wäre, würde es nicht passieren. Verstehst du das?«
    »Nein«, sagte er leicht besorgt. »Alles in Ordnung bei dir?«
    Wann war je irgendwas in Ordnung bei mir? »Ich möchte mit dir nach Neuschwanstein fahren, Richard.«
    Ich hörte ihn atmen. »Okay, wenn dir das so wichtig ist.«
    Ich verschluckte mich vor Überraschung. »Wann?«
    Zwei Tage später verhaftete man in einem transsilvanischen Dorf zwei Brüder, bei denen sich Spuren des verwendeten Sprengstoffs fanden. Der Gute Tag berichtete, sie hätten gestanden, dass sie zusammen mit einem Cousin aus einem Nachbardorf den Überfall auf den Gefangenentransport in Stuttgart begangen hatten. Den Auftrag hätten sie Anfang Februar über einen Kontakt aus dem kriminellen Milieu erhalten, zusammen mit einer Anzahlung von 30 000 Euro. Bei Ablieferung des Befreiten hätten sie dasselbe noch einmal bekommen sollen. Über den Mann, den sie befreien sollten, hätten sie nichts gewusst. Sie hätten ihn in einem Transporter über die tschechische Grenze bringen und dort auf einem Parkplatz stehen lassen sollen. Nachdem das alles nicht geklappt habe, seien sie zurück in ihr Dorf Viestea de Sus gefahren.
    Die Spur zum Auftraggeber endete für die Ermittler nach weiteren vier Tagen in Moskau bei der Leiche des Kontaktmanns aus dem kriminellen Milieu.
    Der Presse konnte ich auch entnehmen, dass Juri Katzenjacob sich zu dem Vorgang nicht äußerte und sein Anwalt bessere Schutzmaßnahmen forderte. Über Kontakte Juris nach Osteuropa wurde nichts bekannt, aber der Gute Tag hatte ein Mädchen ausgegraben, noch Schülerin, wegen der es Juri angeblich nach Böblingen gezogen hatte. Eine gewisse Angela K ., hübsch und Nichte des Malermeisters, der Juri angestellt hatte. Der Gute Tag zitierte sie auf der Stuttgarter Lokalseite mit den Worten: »Mich hat’s vor ihm gegruselt«, und kolportierte die Geschichte, dass Juri auf einer Landstraße plötzlich angehalten habe, ausgestiegen

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