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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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kein Backfisch, dem ich das Herz brechen könnte.«
    »Ach! Was weißt du über die Herzen der Frauen? Und was maßt du dir da an? Du missbrauchst ihre Gefühle für deine Zwecke und sprichst dich schon vorher kurzerhand schuldfrei. Mein Gott, Richard. Da muss nur die richtige Frau kommen, und die gute alte böse Herrenreitermentalität bricht sich Bahn.«
    »Es reicht, Lisa. Ich verstehe ja, dass du wütend bist …«
    Und Wut war ein großes Schiff, das lange nicht zum Halten kam, auch wenn man die Motoren drosselte.
    »Und je kleiner der Affe, Richard, desto höher das Ross! Ich nehm’s zurück. Gratuliere, mein Junge. Der Kandidat hat hundert Punkte: Du bist ein Mann.«
    Er hob das Kinn und sagte tonlos: »Den Schwanzvergleich mit mir verlierst du, Lisa.«
    Damit ließ er mich stehen, durchmaß den Garten und ging ins Haus.
    Netterweise blieb Cipión bei mir. Ich rauchte endlich meine Zigarette. Ich glaube, sie qualmte mir zu den Ohren raus, so kochte in mir das Adrenalin. Mein Handy verlangte schon länger nach der Sim-Pin. Ich gab sie ihm. Drei SMS waren angekommen, die mich in meinem Namen fragten, ob mein Handy geortet werden dürfe. Ich lehnte in allen Fällen ab und dankte Wagner. Er hatte mich nicht nur bei allen Ortungsdiensten angemeldet und damit für fremde Personen gesperrt, sondern mir auch eine Mail mit einem kleinen Spyware-Abwehrprogramm geschickt, das ich aktivierte. Die hundert Twitter-Meldungen waren nach unten verschwunden und oben mit einer Latte von Facebook-Mails aufgefüllt worden.
    Einer der typischen rudimentären Sätze der Facebook-Kommunikation sprang mir ins Auge. Dora Asemwald hatte kommentiert: »Shin Obi ist kein Baumarkt«.
    Und Finley war zumindest kein so guter Schwimmer, dass er bei einer schnellen Internetsuche namhaft wurde.

33
    Heather hatte in einem bunten Esszimmer ein schottisches Frühstück aufgetischt. Finley schmauste, Derya nippte, Richard stocherte im Bückling und mir war schon schlecht. Mit dem Toast brachte Heather untern Arm geklemmt eine Zeitung herein und verkündete fröhlich: »Die Zeitung ist da. Und über Sie steht da auch was.«
    Mit dem gebotenen Anschein von Zurückhaltung riss Richard die Zeitung unter ihrem Arm hervor und klappte sie auf.
    Das Blatt hieß News of Scotland . Die Schlagzeile lautete: »Gang of Four Evades Police«. Daneben ein Foto, das der Reporter gestern geblitzt hatte. Es zeigte Richard, wie er sich gerade abwandte, Finleys blitzende Brille und Derya mit Haaren übers Gesicht geweht. Zu erkennen war niemand. Von mir waren sowieso nur Arm und Schulter zu sehen. Außerdem gab es ein Foto vom St. Martin’s Cross mit unseren vier Gestalten im Abendlicht und daneben noch mal groß Richards Gesicht. Ich hätte nicht mit dramatischer Geste die Kamera zerstören, sondern nur die Speicherkarte herausnehmen sollen.
    »Und was schreiben die?«, fragten Finley und Derya.
    »Sie sind gefährliche Terroristen«, verkündete Heather vergnügt. »Sie planen Anschläge und wollen die Welt in Angst und Schrecken stürzen. Sie beherrschen die schwarze Magie, ein Medium lässt für Sie Flugzeuge abstürzen, so wie das vorgestern. Funny, isn’t it?«
    »Wir saßen selbst in diesem Flugzeug«, sagte Derya entsetzt. »Das ist doch Unsinn. Wir hätten doch nicht uns selbst in Gefahr gebracht.«
    Auf einmal ahnte ich, warum ich gestern keine Bilder von unserem Aufenthalt nach der Notlandung in Abington gefunden hatte. Es gab keine. Es sollte keine geben. Und ich wäre jede Wette eingegangen, dass auch die News of Scotland dem Groschenkamp-Konzern gehörten. Richard hatte recht. Oder vielmehr, er hatte es endlich eingesehen: Oiger Groschenkamp war der, um den wir uns kümmern mussten.
    »Ich glaube kein Wort davon!«, versicherte Heather unerschütterlich in ihren geblümten Rundungen. »Die Zeitungen lügen doch alle.«
    »Sehr vernünftig, Heather«, sagte Finley. »Sie sind klüger als wir alle.«
    »Ist das wahr, Richard? Steht das da wirklich?«, fragte Derya.
    Was er vorlas, war in der Tat schwindelerregend. Demnach hatte die Polizei den Tipp erhalten, dass sich eine mysteriöse und von der deutschen Polizei gesuchte Viererbande auf Iona aufhalte. Diese Individuen – ein Deutscher, eine Libanesin, ein Brite und eine weitere Person – hätten sich dem Zugriff der Polizei jedoch entzogen und seien in einem gestohlenen Boot geflüchtet. Dies sei nach Angaben seines Besitzers schadhaft gewesen und höchstwahrscheinlich im Sund gesunken. Von der

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