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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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trinken. Oder Teilchen essen.«
    Heinzi Plaetzken war immer noch leichenblass im Gesicht. Der Baggerfahrer hatte schon viel erlebt, aber das war selbst einem erfahrenen und durch allerlei Funde abgebrühten Abbrucharbeiter wie ihm, der auch schon ein komplettes Fußballstadion, seinen geliebten Bökelberg, abgerissen hatte, zuviel.
    »Was passiert denn jetzt?« Plaetzken schniefte und stapfte aufgeregt durch den Matsch. Das ganze Areal war schlammig wegen der sturzbachartigen Regenfälle der vergangenen Tage und wegen des Baggers, mit dem Plaetzken seit Stunden im Gelände unterwegs war.
    »Wir werden Ihre Aussage noch einmal durchgehen, und dann sind Sie auch schon entlassen.« Ecki deutete auf den Polizeibus, der am Rand des Hofes stand.
    Plaetzken linste misstrauisch durch seine dicken Brillengläser. »Ich habe nur meine Arbeit getan. Ich sollte nur den Keller zuschütten, wegen der Unfallgefahr.«
    »Das bestreitet ja auch niemand.« Ecki hatte nicht länger Zeit für den Baggerfahrer und schob ihn sanft Richtung Bus. »Die Kollegen kümmern sich um Sie. Sagen Sie, kennen wir uns nicht?« Ecki hielt kurz inne, dann erinnerte er sich wieder. »Haben Sie vor ein paar Jahren nicht auch das Bökelbergstadion abgerissen?«
    Plaetzken nickte.
    Der Fundort war weiträumig abgesperrt. Eine überflüssige Maßnahme, denn wegen des Gestanks, der aus der alten Güllegrube zog, kam niemand dem Loch näher als unbedingt nötig. Alle trugen freiwillig ihren Mundschutz. Selbst der Kollege am Streifenwagen vorne an der Einfahrt hatte nach einem gefragt.
    Man konnte den Eindruck haben, dass die Ermittler des KK 11, die Kollegen der Spurensicherung und die Hundertschaft einen plötzlichen Angriff von Schweinegrippeviren erwarteten.
    Frank trat zu Ecki, der ohne Mundschutz am Rand der Güllegrube stand und Leenders zusah, der in der halb gefüllten Grube trotz des bestialischen Gestanks seine Arbeit tat.
    »Leenders wühlt echt mal in der Scheiße.« Ecki grinste.
    »Und es scheint ihm sogar Spaß zu machen.« Frank konnte den Geruch trotz Mundschutz kaum ertragen. Er trat drei Schritte zurück. »Was hat er bislang für uns?«
    Ecki folgte Frank. »Wenig. Es ist ein junger Mann. Down-Syndrom. So wie es aussieht, wurde er auf einen Stuhl gefesselt und dann an einem Seil in die Grube runtergelassen. Er hatte keine Chance.«
    Frank spürte einen Würgereiz.
    »Aber das ist noch nicht alles.«
    »Was denn noch?« Frank versuchte flach zu atmen.
    »Reicht das nicht?«
    »Er hatte eine Mundharmonika im Mund. Stell dir vor: Er konnte nur durch dieses kleine Instrument Luft holen. Es muss tierisch laut gewesen sein, als er in Todesangst geatmet hat. Und dann ist er ertrunken.«
    »Das muss aufhören, Ecki, hörst du?« Frank hatte Ecki an den Schultern gepackt und schüttelte ihn.
    »Schon gut, Frank.« Ecki sah an seinem Freund vorbei zu den offenen Stalltüren. »Der Hof steht schon ein paar Monate leer. Die Nachbarn haben immer wieder Unbekannte bemerkt, die in die Gebäude eingestiegen sind. Sie haben jedes Mal die Leitstelle alarmiert, aber die Diebe und Vandalen waren längst weg, wenn die Kollegen kamen.«
    »Warum steht der Hof leer?«
    »Die letzte Besitzerin ist gestorben. Und die Erben haben kein Interesse. Wie so oft.« Ecki seufzte. »Da arbeiten sich die Menschen kaputt, um ihr Erbe weitergeben zu können. Und dann, na ja, so ist das halt heutzutage. Die Nachbarn sagen, dass unser Opfer nicht von hier ist.«
    »Wer ersäuft einen Menschen in einer Güllegrube?«
    Ecki stieß Frank an. »Was will die denn hier?«
    Frank drehte sich um. »Die Kook, auch das noch.«
    »Das habe ich gehört.« Die Redakteurin der Westdeutschen Zeitung versuchte den Pfützen auszuweichen und dabei gefährlich schlingernd ihren Körper auf Kurs zu halten. Als sie schließlich Frank und Ecki erreichte, sah sie bedauernd auf ihre lehmverschmierten Schuhe und raffte sich dann zu einem Lächeln auf.
    »Ich bin quasi gerade in der Nähe, sozusagen«, schnarrte sie. »Wie weit sind Sie in Ihren Ermittlungen, wenn ich die bescheidene Frage stellen darf?«
    Sie hatten nichts. Die Identität des Toten war unklar. Zeugen gab es nicht. Die Spurenlage war für den Moment »mehr als beschissen«, wie Leenders grinsend gemeint hatte.
    Frank hatte die Fotos der beiden Toten und das Foto von Silvia nebeneinander auf die Pinnwand geheftet. Daneben hingen die Fotos der Harps und der beiden Puppen.
    »Drei Behinderte: eine Frau verstümmelt und an Schock gestorben,

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