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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Nur jede Menge Scherereien mit einem verhassten Polizeiapparat. Sollten die Bullen doch anderswo ermitteln.
    »Herr Claßen, man könnte den Eindruck bekommen, dass Sie uns nicht helfen wollen.« Frank ahnte, was hinter Claßens zögerlichem Verhalten steckte. Es würde ihn nicht wundern, wenn Claßen früher Aktivist in der Anti-Atom-Bewegung gewesen wäre. Den spöttisch-abweisenden Blick kannte Frank noch von seinen Einsätzen in Brokdorf. Er hatte damals schnell gelernt, dass dieser Blick unvermittelt in Hass umschlagen konnte. Er spürte dieselbe Anspannung wie damals. Er war auf der Hut.
    »Keine Ahnung, wer so einen Wagen fährt. Darauf achte ich nicht.« Claßen legte seine Füße auf den Schreibtisch.
    Frank zählte still bis zehn. Ecki hatte weniger Geduld.
    »Jetzt hören Sie mal zu, Claßen, ich weiß nicht, welches Bild Sie von der Polizei haben, und es ist mir auch völlig egal. Ich will nur, dass Sie, verdammt noch mal, Ihr Gehirn anstrengen und nachdenken. Es geht um sehr viel. Nämlich um Mord. Wir können Sie auch aufs Präsidium mitnehmen und Ihnen Ihren Laden hier auf links drehen.«
    »Drohen, das könnt ihr. Herzlichen Glückwunsch! Darin seid ihr groß. Ich hab’s doch gewusst.« Claßen schnaubte verächtlich. Er zwang sich, die Füße auf dem Tisch zu lassen. Er spürte, dass er zu zittern begann. Allein die bloße Anwesenheit der Polizei machte ihm schon Angst. Er faltete seine Hände und sah die Beamten an.
    »Hören Sie«, Frank hatte seine Ruhe wiedergefunden, »wir wollen lediglich, dass Sie uns helfen. Ich frage Sie noch einmal: Fährt einer Ihrer Kunden einen blauen Lieferwagen?«
    Bevor Claßen etwas sagen konnte, hob Ecki seine Hand. Mit der anderen drückte er sein Mobiltelefon ans Ohr.
    Erstaunt sahen der Werkstattleiter und Frank zu, wie sich Eckis Miene verdüsterte. Nachdem er aufgelegt hatte, gab er zu verstehen, dass Claßen endlich antworten sollte.
    Während der Werkstattleiter sich räusperte, forschte Frank in Eckis Gesicht nach einem Hinweis auf den Inhalt des Telefonats. Allerdings zeigte Ecki keine Regung. Das verhieß nichts Gutes.
    »Wenn es Sie glücklich macht: Einer der Antiquitätenhändler fährt einen blauen Lieferwagen.«
    »Beruhige dich, Heini kann nicht verschwunden sein.«
    »Er wollte zum Mittagessen zu Hause sein. Und nun ist fast Dienstschluss. Ihm ist was passiert. Ich spüre das.«
    Schrievers’ »bessere Hälfte« saß bereits seit einer halben Stunde händeringend im Büro. Frank und Ecki fühlten sich ratlos und auch hilflos. Zeit, um sich um die besorgte Ehefrau des Archivars zu kümmern, hatten sie nicht. Sie hatten von Claßen die Adresse des Antiquitätenhändlers bekommen, und Frank hatte seither ein mehr als ungutes Gefühl.
    »Was soll ihm schon passiert sein? Vielleicht hat er in der Stadt jemanden getroffen. Oder er ist unterwegs, um dir ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen.« Frank zwinkerte ihr zu.
    »Heinz-Jürgen hat noch nie ohne Not ein Mittagessen versäumt.« Resolut setzte sie hinzu: »Noch nie. Und hör auf, mir Geschichten zu erzählen, Frank. Ich weiß, was ich weiß. Er ist in Gefahr.« Gertrud Schrievers rückte ihren Stuhl zurecht, als wollte sie sagen: »Ich mach keinen Schritt aus eurem Büro, bevor Heini nicht um die Ecke kommt.«
    Ecki versuchte es auf die offizielle Tour. »Liebe Gertrud, wir können deine Sorge verstehen, und schön, dass du zu uns gekommen bist, aber du weißt, dass wir nicht sofort alles liegen und stehen lassen können, um Heinz-Jürgen zu suchen. Und du kennst die Regeln: Wenn Heinz-Jürgen morgen immer noch nicht aufgetaucht ist, setzen wir die ganze Maschinerie in Gang, darauf kannst du dich verlassen, Gertrud.«
    »Hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank, Ecki?« Gertrud bebte mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kilos. Ihr Busen wogte bedrohlich. »Heini ist doch kein ausgebüxter Teenager. Er hat auch keine Geliebte und ist ausgezogen. Verdammt, er ist Polizist, und er ist in Gefahr. Ich bin seine Frau, ich spüre das. Tut endlich was.«
    Frank hob beschwichtigend die Hände. »Wir informieren die Kollegen draußen. Sie sollen mal die Augen offen halten. Vermutlich hat Heini nur die Zeit vergessen und sitzt selig in einem Café. Heute Abend ist er wieder bei dir.«
    Gertrud Schrievers stand auf, strich ihren geblümten Rock glatt, zog ihre Strickjacke zurecht und fuhr sich über ihre Dauerwelle. Während sie sich wieder setzte, fasste sie ihre Handtasche fester. »Ich gehe hier erst

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