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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Tommy ließ die Betreuerin nicht aus dem Blick.
    »Setz dich doch.«
    »Willst du mal meine Muskeln fühlen?« Tommy baute sich nun vor Frank auf.
    »Ja, ich, nein. Toll.« Frank begann zu schwitzen.
    Christiane Tenelsen bemerkte Franks Unbeholfenheit. »Sie können ganz normal mit Tommy sprechen. Wenn er etwas nicht versteht, zeigt er Ihnen das schon.«
    Frank fühlte sich ertappt. »Es ist nur …« Er musste an Communication Breakdown von Led Zeppelin denken.
    »Warum haben Sie Angst vor dem Gespräch?«
    Frank hatte das Gefühl, Tenelsen könne tief in seine Seele sehen.
    »Warum bist du hier?« Tommy setzte sich zu Frank und Ecki. »Ich mag auch Tee.«
    »Es ist nur, ich habe keine Erfahrung im Umgang mit, ähm, behinderten Menschen.«
    »Tommy ist ein sehr liebevoller Mensch.«
    Ecki kam Frank zu Hilfe. Er zeigte auf das Schweißband. »Tommy, woher hast du das Band?«
    Tommy hielt den Arm in die Höhe. »Ein Totenkopf.«
    Frank und Ecki nickten.
    Tommy zog den Arm zurück. »Das ist meins.«
    »Wer hat dir den Totenkopf geschenkt?« Frank widerstand der Versuchung, Tommys Arm zu nehmen, um sich das Band genauer anzusehen.
    »Guck mal.« Tommy nahm das Band vom Handgelenk und hielt es Frank gönnerhaft hin. »Du musst es mir aber zurückgeben.«
    Frank nickte. »Ich will es mir nur kurz ansehen.«
    Das Band glich tatsächlich den beiden anderen.
    Tommy hielt seine Hand auf. »Gib es zurück.«
    Frank gab es mit einem Lächeln zurück. »Es ist sehr schön.«
    Tommy zögerte einen Augenblick, sah seine Betreuerin an und schob das Band Frank wieder hin. »Schenk ich dir.«
    »Das … das kann ich nicht annehmen.« Frank war beschämt.
    »Ich schenk dir auch was.« Tommy sah Ecki an, stand auf und verschwand in Richtung Treppenhaus.
    »Er mag Sie.«
    Frank sah die Betreuerin an. »Das kann ich nicht annehmen, Frau Tenelsen.«
    »Warum nicht? Tommy ist das sehr wichtig, sonst würde er Ihnen nicht dieses Geschenk machen.«
    »Ich darf keine Geschenke annehmen.« Ein schwacher Versuch, musste Frank sich eingestehen.
    »Ich bitte Sie!«
    Frank spürte, dass er rot wurde. »Sie haben ja recht.«
    »Hier.« Tommy kam regelrecht in die Küche gestürzt. Er hielt Ecki stolz ein kleines Plastikauto hin, das augenscheinlich aus einem Überraschungsei stammte.
    Ecki nahm das grüne Gefährt in die Hand. »Danke, Tommy, das Auto ist auch sehr schön.«
    »Tommy, wer hat dir das Band geschenkt?«
    Tommy schwieg und sah Christiane Tenelsen fragend an.
    Die Betreuerin nickte. »Hast du das vergessen?«
    Tommy schob seine Brille auf der Nase hoch und warf sich in die Brust. »Das war der Mann, der immer die Stühle bringt. Mit dem blauen Auto. Er hat ganz viele Bänder.«
    »Wie heißt der Mann, Tommy?« Frank nahm das Band in die Hand und legte es sich um das Handgelenk.
    Tommy sagte nichts, sondern strahlte stattdessen die beiden Ermittler und seine Betreuerin an.
    »Er weiß den Namen sicher nicht«, schaltete sie sich ein. »Warum ist das so wichtig?«
    Frank sah zu Ecki, der ihm unmerklich zunickte.
    »Also, gut, Frau Tenelsen. Es wäre gut, wenn Tommy die nächsten Tage nicht in die Werkstatt gehen würde.« Frank strich über den Totenkopf und sah Tommy an. »Hast du noch mehr von diesen schönen Autos?«
    Tommy nickte zufrieden und stand auf. »Warte.«
    Nachdem Tommy die Küche verlassen hatte, stand Christiane Tenelsen auf und goss Tee nach.
    »Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was los ist?«
    »Bitte erschrecken Sie nicht, aber Tommy könnte das nächste Opfer sein.« Ecki wollte ihr die Hand auf den Arm legen, aber er spürte, dass sie das nicht zulassen würde.
    »Wir haben Grund zu der Annahme«, begann Frank seine grobe Schilderung der bisherigen Geschehnisse. Christiane Tenelsen hörte aufmerksam zu und trank dabei nachdenklich ihren Tee. Sie unterbrach Frank mit keinem Wort.
    Er war mit seiner Zusammenfassung kaum zu Ende, als Tommy mit bekümmertem Gesicht in die Küche zurückkam. »Keine Autos mehr.«
    An der Haustür hielt Tenelsen die beiden Ermittler einen Augenblick zurück. »Wissen Sie, wir haben einen besonderen Grundsatz für den Umgang mit den Menschen, die uns anvertraut sind. Es gibt ein Zitat von Sean Penn, das den genau auf den Punkt bringt: Du darfst scheitern, so viel du willst. Aber du musst es, verdammt noch mal, versuchen.«
    »Hat einer von euch Schrievers gesehen? Ich muss ihn unbedingt sprechen.«
    Ecki sah Horst Laumen nicht eben freundlich an. »Wir essen gerade. Du hast das

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