Totenstimmung
soll?«
»Wir können uns nicht wirklich einen Reim auf die Sache machen. Nach allem, was wir wissen, war er am Vormittag mit seinem Kumpel walken. Anschließend wollte er zum Mittagessen zu Hause sein. Überstunden abfeiern.«
»Wir müssen uns also Sorgen machen?«
»So langsam gehen uns die Ideen aus.« Ecki nickte.
»Vorerst kein Wort an die Presse.«
»Logisch.« Frank ging in Gedanken die Redakteure durch. Seit sein »Spezi« Bert Becks in die Mantelredaktion nach Düsseldorf gewechselt war, herrschte relative Ruhe in der lokalen Medienlandschaft. Einzig City-Vision war umtriebig. Polizeimeldungen standen beim Lokalfernsehen hoch im Kurs.
»Worüber grübelst du?«, fragte Carolina Guttat.
»Nichts Konkretes. Ich bin einfach auch ziemlich geschlaucht.«
»Wir laufen alle auf Sparflamme im Augenblick. Dazu gibt es ständig Neuerungen, Absprachen zählen nicht mehr, alles soll schlanker, effektiver und damit für die Kollegen angenehmer ablaufen. Das Gegenteil ist der Fall.« Ecki ereiferte sich. Obwohl er nie in den Personalrat wollte, setzte er sich für bessere Arbeitsbedingungen ein, wo er nur konnte.
»Schon gut. Ecki, ich weiß.« Die Staatsanwältin wollte das Thema wechseln. »Gibt es Neues aus der Kriminaltechnik? Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass ich alles als Letzte erfahre. Hat Köllges etwas Bahnbrechendes herausgefunden? Sie hat hier einen ziemlichen Wirbel veranstaltet. Wollte mit einer Hundertschaft mehrere Busunternehmen hochnehmen und Fahrer verhaften lassen.«
Ecki musste unwillkürlich schmunzeln. »Wir tun ihr, glaube ich, etwas unrecht. Jasmin ist eine sehr engagierte junge Kollegin, die unbedingt ins KK 11 möchte.«
Und dir auf dem Weg dahin den Kopf verdreht, ergänzte Frank in Gedanken.
»Sie muss noch einiges lernen.« Carolina Guttat ging zu ihrem Schreibtisch zurück und setzte sich. »Wenn wir schon darauf warten müssen, dass Steingröver und Schmitz sich melden, können wir inzwischen vielleicht in Sachen Schrievers etwas tun?« Sie legte ihre Handflächen auf die Schreibtischunterlage. Ihre Kopfschmerzen meldeten sich, wie so oft in den vergangenen Tagen. Und mit ihnen das »Kellerbild«, wie sie die Szene unter der schwankenden Kellerlampe für sich nannte. Sie hatte das Wort erfunden, um die Wahrheit nicht aussprechen zu müssen.
»Vor allem Gertrud beruhigen. Sie bringt noch das ganze Präsidium durcheinander.«
»Ich kann sie verstehen. Wie heißt Schrievers’ Walkingkumpel denn?«
»Weiß nicht. Er nennt ihn immer nur ›Sportsfreund‹.«
»Und Schrievers’ Frau? Kennt sie den Namen?«
»Nee. Sie weiß nur den Vornamen: Dietmar.«
»Personenbeschreibung?« Guttat drückte ihre Fingerspitzen vorsichtig gegen die Schläfen. Vorsichtig, damit die beiden Ermittler nicht aufmerksam wurden.
»Keine. Wir wissen nur, dass Schrievers mit ihm walkt.«
»Dann lasst Fotos von Schrievers ausdrucken und fragt auf seiner Joggingstrecke nach ihm und seinem Begleiter. Irgendwer wird die beiden schon gesehen haben.«
»Geht es dir nicht gut?« Frank hatte das Gefühl, dass die Staatsanwältin mit ihren Gedanken ganz woanders war.
»Ich bin okay. Sucht ihr lieber mal Schrievers.«
Ecki lächelte freundlich. »Sie joggen regelmäßig hier?«
Die Joggerin machte ein paar Lockerungsübungen, bevor sie antwortete. »Seit mehr als zehn Jahren. Und immer zur gleichen Zeit. Aber den Mann auf dem Foto habe ich hier noch nie gesehen.«
»Sie müssen sich ihn ohne Uniform und nicht ganz so beleibt vorstellen. Wie gesagt, es ist ein Kollege von uns, und er ist meist mit einem Mann unterwegs.«
»Mir wird langsam kalt. Darf ich bitte in mein Auto steigen? Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen.« Die schlanke, kurzhaarige Brünette verschwendete keinen weiteren Blick auf Schrievers’ Foto und begann auf der Stelle zu hüpfen.
Ecki nickte. »Selbstverständlich.«
Frank und Ecki sahen der Frau hinterher, die mit ihrem Kleinwagen den Parkplatz vor Schloss Rheydt verließ.
»Das bringt doch nichts.« Frank schüttelte den Kopf. »Zwei Männer, die walken – wer achtet denn schon darauf?«
»Na ja, Männer walken eher seltener. Das hat schon was Exotisches. Meist sind Frauen unterwegs. Von daher könnten die beiden aufgefallen sein. Ich will noch nicht aufgeben.«
»Lass gut sein, Ecki«, Frank sah zum Schloss, »das ist wie die Stecknadel im Heuhaufen. Wir können hier noch bis heute Abend stehen. Lass uns einen Kaffee trinken gehen.«
»Heini ist jetzt seit mehr als
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