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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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weg, wenn mein Mann vor mir steht.« Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch.
    »Gertrud, bitte.« Zu mehr war Frank nicht fähig.
    »Oh, lasst euch nicht stören.«
    Alle drei drehten die Köpfe zur Tür.
    »Da guckt ihr, was?! Ich brauche die Krücken nicht mehr. Der Arzt meint, ich müsste klarkommen. Muss nur ein bisschen aufpassen.« Jasmin Köllges schloss etwas steifbeinig die Tür hinter sich. »Ich will wirklich nicht stören, aber es ist wichtig.« Sie spürte die Spannung, die in der Luft lag. »Ich …« Sie sprach nicht weiter, sondern sah erst Gertrud Schrievers an und dann die beiden Kollegen.
    »Die Frau eines Kollegen«, nickte Ecki.
    »Wir haben endlich eine Spur. Es sind tatsächlich Behinderte über Warschau nach Gladbach gekommen. Ich kenne die Namen von ein paar Fahrern, die die Hand aufgehalten haben. Wenn ich ein paar Mann zur Verstärkung bekommen kann, haben wir ruck, zuck die Aussagen, die wir brauchen.«
    Frank nickte. Jetzt nur keine falsche Antwort, dachte er. »Klasse, Jasmin, wirklich toll. Es ist allerdings so, dass wir im Augenblick eine größere Operation vorbereiten. Dein Einsatz in allen Ehren, aber wir haben im Augenblick andere Sorgen.«
    »Andere Sorgen?«
    Scheiße, hätte er nur den Mund gehalten. »›Sorgen‹ ist das falsche Wort. Ich wollte sagen, dass wir im Aufbruch sind. Deine Fahrer werden noch warten müssen. Aber sie laufen uns ja nicht weg.«
    »Denkst du.« Jasmin Köllges wollte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Sie sind in einen internationalen Fahrplan eingebunden. Wenn sie weg sind, sind sie erst mal weg.«
    »Okay, aber wir können sie auf ihrer Route verfolgen wie den Versandstatus bei Päckchen. Ist ja heute kein Kunststück mehr.« Ecki versuchte ein Lächeln.
    »Kindchen, ich weiß, wie Sie sich jetzt fühlen. Mir geht es genauso. Die beiden Herren hier haben keine Zeit. Weder für die Frau eines Kollegen, die vor Angst um ihren Mann fast vergeht, noch für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Letzteres war schon immer so.« Triumphierend sah sie die beiden Freunde ihres Mannes an.
    »Könntest du dich einen Augenblick um Frau Schrievers kümmern, Jasmin? Besprich doch mit ihr, was die Kollegen auf der Leitstelle für sie tun können.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Die Staatsanwältin erwartet uns.«
    Frank und Ecki drängten sich wie ertappte Sünder an den beiden Frauen vorbei, die ihnen sprachlos hinterhersahen.
    »Haben Sie einen Kaffee für mich, meine Liebe?« Gertrud hatte zuerst die Sprache wiedergefunden.
    »Wollen wir in die Kantine gehen?« Jasmin Köllges lächelte die Frau an, die ihr auf Anhieb sympathisch war.
    »Kommen Sie, haken Sie sich bei mir ein. Sie scheinen noch nicht ganz so stabil auf den Beinen zu sein. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen die Adresse von einem Heilpraktiker in Breyell. Hubert Heuts kann wahre Wunder vollbringen, sage ich Ihnen. Er hat das Talent von seinem Vater geerbt. Der war Schmied und hatte trotzdem ein sensibles Händchen für seine Patienten.« Gertrud Schrievers lächelte. Sie war in ihrem Element und froh, für die Dauer eines Kaffees die Sorge um ihren Mann vergessen zu können.
    »Wie viele Leute braucht ihr?«
    »Wir machen das allein.«
    »Ich will dabei sein.« Carolina Guttat blieb vor den beiden stehen.
    »Carolina!«
    »Mein Entschluss steht fest.«
    »Das ist keine gute Idee.« Frank schüttelte den Kopf.
    Carolina Guttat wusste, dass Frank recht hatte. Sie wusste aber auch, dass sie diese Begegnung brauchte. Sie wollte endlich die Dämonen aus ihrer Seele vertreiben. Eine »Katharsis« der ganz besonderen Art. Aber das verschwieg sie den beiden lieber.
    »Ist dir nicht gut? Du siehst müde aus.«
    Na, prima, nun fing Frank auch noch an, sich Gedanken um sie zu machen. »Ach was, allenfalls ein bisschen wenig Schlaf. Die Sache mit dem Wegberger Klinikchef, die kostet schon eine Menge Zeit. Ihr solltet mal die vielen Meter Akten sehen. Aber ich bin mir mit meinen Kollegen sehr sicher, dass wir ihn wegen Kunstfehlern und Totschlag anklagen können. Wie kann man nur auf die Idee kommen, Zitronensaft als Desinfektionsmittel einzusetzen.« Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Verstehe. Die Kollegen haben ganze Arbeit geleistet.« In Eckis Stimme schwang echte Hochachtung mit.
    »Wann geht es los?«
    »Steingröver und Schmitz observieren das Objekt. Zurzeit scheint alles ruhig zu sein.«
    »Also heißt es warten?«
    Die beiden nickten.
    »Ich habe gehört, dass Schrievers verschwunden sein

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