Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
Vom Netzwerk:
auf ein dünnes geflochtenes Zöpfchen, das über seinen ansonsten fast frei rasierten Nacken bis auf den Hemdkragen reichte. Zu seinen ausgeblichenen Jeans trug er ein blau kariertes Wollhemd und eine Umhängetasche aus abgewetztem Leder.
    Radermacher schien keine Eile zu haben. Er schlenderte an Geschäften vorbei und besah sich ausgiebig die Auslagen.
    »Herr Radermacher.« Ecki erreichte ihn als Erster und tippte ihm auf die Schulter. Frank blieb keuchend einen Meter hinter den beiden stehen.
    Der Mann drehte sich um und sah Ecki fragend an. »Ich heiße Holtappels.«
    »Oh, Entschuldigung.« Ecki sah den Unbekannten irritiert an und zog seinen Dienstausweis. »Eine Verwechslung.«
    Der Mann runzelte die Stirn, drehte sich wortlos um und ließ Ecki einfach stehen. Frank hatte er gar nicht bemerkt.
    »Ich hätte schwören können, dass er es ist.« Ecki nickte verlegen einer älteren Frau zu, die interessiert stehen geblieben war.
    »Und dafür hetzt du mich quer durch die Stadt? Den Kaffee zahlst du.« Frank kam nur langsam wieder zu Atem.
    »Die Ähnlichkeit ist aber auch wirklich frappierend.« Ecki steckte seinen Dienstausweis wieder ein. »Du musst sowieso was für deine Fitness tun, mein Lieber. Heini hat da nicht ganz unrecht.«
    »Blödmann.«
    Frank und Ecki waren überrascht, als sie ihr Büro betraten. Dort warteten bereits Gisbert Baltes und ein unbekannter Mann.
    »Na endlich. Bittner hat uns reingelassen. Kollegen, das ist Horst Krämer.« Der grauhaarige Bezirksbeamte stand auf. Dabei schaltete er sein knarzendes Funkgerät aus, das er am Gürtel trug.
    Horst Kämer sah die beiden Fahnder unsicher an und erhob sich ebenfalls.
    »Herr Baltes hat mich an der Bushaltestelle gebeten mitzukommen. Worum geht’s denn?«
    »Bitte, behalten Sie doch Platz.« Frank deutete auf Krämers Stuhl und ließ sich an seinem Schreibtisch nieder.
    Krämer setzte sich zögernd wieder.
    »Braucht ihr mich noch, Kollegen?«
    »Im Augenblick nicht.« Frank zog einen Block zu sich.
    Gisbert Baltes nahm seine Dienstmütze vom Tisch und setzte sie auf. »Dann wünsch ich euch einen schönen Feierabend.« Beim Hinausgehen nickte er Horst Krämer aufmunternd zu.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Krämer nickte, und Ecki verschwand mit der Glaskanne Richtung Teeküche.
    »Sie spielen Harp?« Frank musterte Horst Krämer neugierig.
    »Ja. Aber bis jetzt hat sich noch niemand beschwert.« Krämer sah auf seine Hände, dabei fiel ihm sein halblanges Haar ins Gesicht.
    Der ehemalige Kaufmann wirkte nicht ungepflegt. Seine Jeans und sein Pullover waren abgetragen, aber sauber. Ebenso die Kappe mit dem Logo von Borussia Mönchengladbach.
    »Es hat sich auch niemand über Sie beschwert.« Frank lächelte. »Haben Sie mal Unterricht genommen?« Warum wirkte Krämer nur so misstrauisch?
    »Nein. Ich habe mir das Spielen selbst beigebracht, damals.«
    »Damals?«
    Krämer sah Frank an. »Damals, als ich arbeitslos wurde. Ich hatte auf einmal viel Zeit. Und irgendwann habe ich eine Mundharmonika auf einer Bank gefunden.«
    »In Rheydt?«
    Krämer schüttelte den Kopf. »Das war noch in Emmerich. Die Mundharmonika lag auf einer Bank am Rhein.«
    »Sie kommen aus Emmerich?«
    »Ich bin dort aufgewachsen, ja. Meine Eltern sind aus Krefeld nach Emmerich gezogen, Anfang der Sechzigerjahre.«
    »Dort haben Sie auch gearbeitet?«
    »Bis man mich entlassen hat.«
    »Was haben Sie beruflich gemacht?«
    »Hafen. Containerverkehr. Speditionsgewerbe. Aber das ist lange her.« Krämer senkte erneut seinen Blick.
    Ecki kam mit einem Kaffeebecher zurück, den er mit einladender Geste vor Krämer auf den Schreibtisch stellte.
    »Die Entlassung hat Sie hart getroffen.«
    Krämer nickte und griff nach dem Becher.
    In Krämers Blick lag Neugier, aber auch etwas Lauerndes, dachte Ecki. »Haben Sie keine neue Stelle antreten können?«
    »Ich hab’s versucht, aber keine Chance bekommen.« Krämer nahm vorsichtig einen Schluck.
    »Üben Sie viel auf Ihrer Harp?«
    »Geht so. Ist ja nur Zeitvertreib.«
    »Hätten Sie keine Lust, in einer Band zu spielen?« Frank dachte an die Harps, die in seinem Schreibtisch lagen und die er manchmal spielte, wenn er spätabends alleine im Büro saß.
    »Ich glaube, dazu reicht’s dann doch nicht.«
    »Aber es reicht auf jeden Fall, um in der Stadt zu spielen.« Ecki hatte sein Notizbuch aufgeschlagen.
    »Wie meinen Sie das? Ich bettele ja nicht um Geld, wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen.«
    Krämers dunkle Augen

Weitere Kostenlose Bücher