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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Schwester Inge tot, mein Job weg: Was sollte ich noch dort? Ich wollte hier neu anfangen. Aber man hat mich nicht gelassen. Drei Monate bei einer japanischen Firma, dann war wieder Schluss. Die modernen Speditionen brauchen immer weniger Personal.«
    Ecki hakte ungerührt nach. »Sie wollen wohl nicht mehr arbeiten?«
    Horst Krämer schüttelte kraftlos den Kopf. »Schwer vermittelbar. Ich hab’s versucht. Ich habe sogar bei Hephata angefragt und im Volksverein.«
    »Haben Sie eine Waffe?«
    Krämer schüttelte den Kopf und senkte seinen Blick.
    »Sind Sie oft an der Niers oder in den Parks unterwegs?«
    Horst Krämer war kaum zu verstehen.
    »Ich kann nicht immer in der Stadt oder in meiner Wohnung sein. Draußen im Wald habe ich das Gefühl, atmen zu können.«
    Frank stand auf und ging zum Fenster. Dort drehte er sich zu Krämer um.
    »Ich glaube Ihnen nicht. Sie haben Elvira Theissen gekannt. Sie ist viel in der Stadt unterwegs gewesen. Wir werden beweisen, dass Sie sie gekannt haben.«
    Horst Krämer blieb stumm.
    »Wir werden uns Ihre Wohnung ansehen.«
    »Ich habe keine Waffe. Was soll ich denn damit?«
    »Auf Elvira ist geschossen worden.«
    »Das war ich nicht.«
    »Sie klingen wenig überzeugend. Sie haben Kontakt zu Behinderten. Möglicherweise war Elvira Theissen dabei, wenn Sie am Rathaus oder auf dem Alten Markt gespielt haben. Bei Elvira ist eine Harp gefunden worden, Herr Krämer.«
    Krämer fixierte stumm die Mundharmonika.
    Ecki versuchte einen anderen Weg. Er zeigt auf die Kappe. »Sie sind Borussen-Fan?«
    Krämer sah stumm zu Ecki auf.
    »Die Kappe.« Ecki deutete erneut auf die Baseballmütze.
    Krämer schüttelte den Kopf. »Habe ich gefunden. Ich habe kein Geld für Fußball.«
    »Aber für Mundharmonikas.« Frank war versucht, die Harp Krämers Blick zu entziehen.
    »Ich habe mir in der ganzen Zeit erst eine gekauft. Die andere habe ich gefunden. Das habe ich doch schon gesagt.« Krämers Stimme klang brüchig.
    »Ihr Kaffee wird kalt.« Frank nahm die Mundharmonika und legte sie in den Schreibtisch zurück.
    Frank keuchte. Er war vom Parkplatz aus gestartet und das erste Stück am Schloss und dann an der Niers entlang locker getrabt. Aber jetzt schmerzten seine Fußgelenke und seine Leisten, die Schuhe drückten, und der Schweiß rann ihm in die Augen. Er musste den Kopf frei bekommen.
    Früher war er regelmäßig und gerne gejoggt. Mit Kollegen, mit seiner ersten Frau Ruth, lange auch alleine. Aber dann war er zunehmend bequemer geworden. Hatte sein Pensum von dreimal in der Woche auf zweimal, dann auf einmal reduziert, bis die Laufschuhe schließlich wochenlang unbenutzt im Schrank standen. Mit Lisa war er ein paarmal ums Schloss gelaufen, sonntagmorgens, aber dann hatten sie doch lieber ihr Frühstück bis zum Mittag ausgedehnt.
    Seine Lungen schmerzten. Frank sah an sich herunter und befühlte beim Laufen seine Hüften. Jede Menge »Hüftgold«, hatte Lisa ihn geneckt und ihm nach dem Duschen in die deutlich sichtbaren Speckrollen gekniffen.
    Die Arbeit ließ ihm immer weniger Zeit, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Wenn er vom Dienst kam, war er oft zu müde, um sich noch auf den Weg ins Fitnessstudio oder auf die Laufstrecke zu machen. Er schaffte es gerade noch zu den Proben und Auftritten von STIXX .
    Dafür bewunderte er Ecki, der scheinbar problemlos und regelmäßig vom Schreibtisch in den nahen Sportpark wechselte und an den Dienst noch eine Trainingseinheit dranhängte. Vor Kurzem hatte sein Kollege sich sogar einer Radsportgruppe angeschlossen, die auch Wettkämpfe fuhr. Das Grundtraining holte er sich, indem er möglichst oft mit seinem neuen Rennrad zum Dienst kam.
    Frank kämpfte gegen den Impuls, einfach stehen zu bleiben. Er musste auch die dritte Runde um Schloss Rheydt schaffen. Das war er seinem Selbstwertgefühl schuldig. Verbissen lief er Meter um Meter.
    »Guten Morgen!«
    Leichtfüßig zog eine schlanke Frau an ihm vorüber. Ihr blonder Pferdeschwanz wippte im Lauftakt.
    »Jasmin?« Frank war sich nicht ganz sicher, ob er seine Kollegin erkannt hatte, die in der Hundertschaft Dienst tat.
    Die Angesprochene drehte sich im Laufen um und sah Frank fragend an. Dann breitete sich auf ihrem Gesicht ein breites Grinsen aus, und sie verlangsamte ihr Tempo.
    »Ach, du bist’s, Frank. Na, läufst du gegen deine Pfunde an oder gegen den Frust?« Sie hielt locker mit. Es sah sogar so aus, als könne sie auch mit schnellem Gehen sein Tempo halten.
    »Beides«, brummte

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