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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Kuchenbauer klopfte dreimal auf die Tischplatte. »Man weiß ja nie, was nächstes Jahr ist. Jetzt sind alle Lastzüge auf der Straße und verdienen Geld.«
    »Was fahren Sie?«
    »Alles. Vom Scheißhaus bis zur Rakete.« Er schlug demonstrativ die Hand vor den Mund. »Oh, Verzeihung.«
    Jasmin Köllges winkte ab. »Können Sie das ein bisschen präzisieren?«
    Kuchenbauer lächelte verbindlich: »Wir haben für alle Waren das richtige Transportmittel. Wenn Sie Lachs aus Schottland haben wollen, kein Problem. Unsere Kühllaster sind alle zertifiziert. Baumwolle aus der Türkei? Auch gut. Wir haben Fahrer, die sprechen perfekt Türkisch. Oder wollen Sie Transformatoren nach Rotterdam bringen? Wir haben den passenden Schwertransporter für Sie. Wir erledigen auch alle Formalitäten, kein Problem.«
    »Das klingt nach einem florierenden Unternehmen.«
    Kuchenbauer verzog das Gesicht, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen. »Wir arbeiten hart an der Grenze. Die Margen sind nicht mehr so üppig wie früher. Aber so ist der Markt. Wir haben uns schon immer behauptet. Wie gesagt, alle Züge sind auf der Straße. Und das allein zählt. Die Konkurrenz schläft nicht.«
    Kuchenbauer hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Hände über seinen nicht existierenden Bauch gelegt. Die Geste sollte wohl Souveränität signalisieren.
    »Sie transportieren also alles?« Jasmin Köllges beugte sich vor und fixierte Kuchenbauer aus schmalen Augen. »Auch Menschen?«
    Franz Kuchenbauer schwieg einen Augenblick verdutzt, dann lachte er auf, als habe er erst jetzt den Witz verstanden. »Menschen? Nee, für diese Fracht sind wir ausnahmsweise nicht zuständig. Wir sind ja kein Busunternehmen.« Das Lachen war mit einem Schlag aus seinem Gesicht verschwunden. »Warum fragen Sie?«
    Wenn ich dir das erzähle, bricht dein Magengeschwür wieder auf, dachte Jasmin Köllges. »Sie haben Kontakte nach Rumänien?«
    Sie konnte sehen,wie es in Kuchenbauer arbeitete.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie ich es gesagt habe.«
    »Rumänien, sagten Sie? Ja, klar.« Er suchte auf dem Schreibtisch nach seinen Zigaretten. »Seit vielen Jahren haben wir Kontakte da rüber. Da waren das alles noch stramme Sozialisten. Lang, lang ist’s her.«
    Kuchenbauer hatte gefunden, wonach er suchte, und begann sich eine Zigarette zu drehen. Bedächtig stopfte er den Tabak in das dünne Papier. Schließlich zündete er sich die Zigarette an und pflückte einen Krümel Tabak von seinen spröden Lippen. »Gehört ja jetzt zur EU . Ein schreckliches Land. Schlechte Straßen, die Kaufleute alles Verbrecher. Es ist nicht einfach. Aber ein Land mit Potenzial.« Kuchenbauer nickte selbstvergessen.
    »Nehmen Sie von dort schon mal jemanden mit? Der einen ihrer Lkws sozusagen als billiges Taxi benutzt?« Sie wollte möglichst schnell raus aus dieser Räucherkammer.
    Kuchenbauer schnellte mit einer Geschwindigkeit vor, die die Kommissarin zurückzucken ließ.
    »Sind Sie wahnsinnig? Wollen Sie damit andeuten, dass wir Illegale einschmuggeln? Aus Nicht- EU -Staaten, die Rumänien als Transitweg nutzen?«
    »Ich will gar nichts andeuten, Herr Kuchenbauer. Ich habe nur eine einfache Frage gestellt. Nehmen Sie Menschen aus Nicht- EU -Ländern mit nach Deutschland?«
    Franz Kuchenbauer merkte, dass er auf dem besten Weg war, sich verdächtig zu machen. Er versuchte ein Lächeln. »Nein, Frau Kommissarin, wir halten uns an die Vorschriften. Sonst wären wir ruck, zuck weg vom Fenster. Wir sind sauber.« Er unterstrich seine Unschuld mit ausgebreiteten Armen.
    »Ich möchte mit jedem Ihrer Fahrer sprechen. Und ich möchte Ihre Dispositionen sehen. Wie viele Lastzüge unterhalten Sie?«
    Franz Kuchenbauer straffte die Schultern. »Seien Sie mir bitte nicht böse, gnädige Frau, aber überschreiten Sie jetzt nicht Ihre Befugnisse? Mir scheint, dass Sie vergessen, dass Sie ohne richterlichen Beschluss nicht davon ausgehen können, dass ich Ihnen Einblick in unsere Firma geben werde. Das werden Sie sicher verstehen.« Er grinste.
    Jasmin Köllges wusste, dass sie auf dem besten Weg war, sich lächerlich zu machen. Sie versuchte es trotzdem. »Ich habe mittlerweile ganz stark das Gefühl, dass Sie etwas zu verbergen haben. Oder warum reagieren Sie so gereizt?«
    Er stieß seine Computermaus an und begann erneut, sich durch irgendwelche Anwendungen zu klicken, als wäre die Kommissarin Luft für ihn.
    Jasmin Köllges wurde wütend. »Schleuserbanden bringen jede Woche junge Frauen

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