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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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verstehen. Wo bist du? Bei Jennes im Bunker?« Frank sprach lauter. »Ich kann hier nicht weg. Lass uns nachher –«
    Bevor Frank das Gespräch beenden konnte, brach die Verbindung ab. Langsam gingen ihm Lisas Besuche bei dem smarten Trödelhändler auf den Wecker. Was sie bloß an diesem Typen fand. Er hatte Jennes erst ein Mal gesehen, aber der Eindruck hatte gereicht. Zumal er genug von Lisa hörte über diesen »äußerst charmanten und gebildeten Mann«.
    Frank wollte sich gerade im Büro nebenan einen frischen Kaffee holen, als die Tür aufging und Susanne Gruyters hereinkam.
    Die blonde Sachbearbeiterin war die »Vorzimmerdame« des Polizeipräsidenten. Susanne Gruyters besaß die Statur einer Walküre. Wenn sie auftrat, hatte die Xantenerin durchaus etwas von einer Schlacht- oder Schildjungfer, zumal sie meist einen Stapel Akten wie einen Panzer vor ihre Brust gepresst hielt.
    »Oh, guten Tag. Was kann ich für Sie tun? Ich war gerade auf dem Weg, mir einen Kaffee zu holen, möchten Sie auch einen?« Wenn die Sekretärin des Alten aufkreuzte, hatte das meist wenig Gutes zu bedeuten.
    »Gerne«, flötete Susanne Gruyters ungewohnt freundlich. Sie sah sich suchend um. »Ich war gerade in der Nähe, und da dachte ich, ich könnte mal eben vorbeischauen.«
    Dabei war Susanne Gruyters nie nur »gerade in der Nähe«.
    »Ich – warten Sie –, hier sieht es furchtbar aus. Die ganze Arbeit, wissen Sie.« Frank merkte, wie er rot wurde. Jetzt benahm er sich schon wie ein ertappter Schuljunge, dabei hatte er nichts verbrochen. Jedenfalls nichts, was Gruyters oder den PP betraf. Zumindest fiel ihm nichts ein.
    »Nur keine Umstände.« Susanne Gruyters hob einen Aktenstapel von einem der Stühle und platzierte ihn mit einer schwungvollen Bewegung auf Franks Schreibtisch.
    »Ähm, ich bin dann mal weg. Ich meine, ich hol uns mal Kaffee.«
    Ohne weiter auf den sichtlich irritierten Fahnder zu achten, setzte Susanne Gruyters sich und schlug die Beine übereinander. Interessiert betrachtete sie das Poster.
    »Falls Sie wegen des CD -Players kommen«, Frank balancierte zwei Kaffeebecher durch die Tür, »Laumen wird das nie kapieren. Der CD -Player bleibt natürlich im Dienstwagen.«
    Susanne Gruyters beobachtete amüsiert Franks Bemühungen, die vollen Becher ohne Verluste bis zum Schreibtisch zu tragen. »Wer spricht von Laumen? Das Bild ist übrigens sehr schön.« Sie deutete auf die verschränkten Finger. »Endlich mal was anderes als immer nur die langweilige Sammlung von Polizeiabzeichen oder Wappentellern. Oder die hässlichen Kalender.« Sie sah zum Fenster. »Ihre Pflanzen könnten einen Tropfen Wasser vertragen.«
    Frank setzte sich und konnte im letzten Augenblick verhindern, dass er Susanne Gruyters zuprostete.
    »Es wird wärmer, nicht?« Frank räusperte sich. Was wollte dieses personifizierte Bollwerk der obersten Verwaltungsspitze nur von ihm?
    »Sie arbeiten doch an diesem Fall, bei dem es um diese behinderte junge Frau geht.« Susanne Gruyters sah ihn über den Rand des Bechers aufmerksam an.
    »Jaaa?« Frank war gespannt.
    »In meiner Nachbarschaft gibt es eine Wohngruppe, in der leben Behinderte wie in einer großen Familie.«
    Frank nickte. »Schön.«
    »Das sagen Sie. Es hat massive Proteste gehagelt, als die Wohngruppe vor fünf Jahren eröffnet wurde. Sie glauben ja nicht, was da für Sprüche kamen. Der Wert der Grundstücke sei gesunken, die Behindis würden die Nachbarn ansabbern. Die Mongos seien keine Menschen, sie würden nur lästig sein.« Susanne Gruyters holte tief Luft. »Das waren noch die harmlosen Sprüche. Ich habe mich so geschämt für meine Nachbarn und sogar daran gedacht wegzuziehen.«
    »Menschen können mitunter grausam sein.«
    Susanne Gruyters nickte und stellte den Kaffeebecher auf den Schreibtisch. »Behinderte sind viel offener und herzlicher. Sie reagieren sofort. Das macht es manchmal etwas unbequem und überraschend, aber das hat seinen Reiz. Ich freue mich immer, wenn ich meinen behinderten Nachbarn begegne. Mittlerweile nehme ich ihre Beeinträchtigungen gar nicht mehr wahr.«
    »Ich empfinde ganz genauso. Ecki und die anderen natürlich auch.« Frank lächelte die Sekretärin an.
    »Ich habe mir gedacht, vielleicht hat jemand Hass auf Behinderte und bringt sie deshalb um. Weil er es nicht ertragen kann, dass sie so sind, wie sie sind. Es muss jemand sein, der sich ihnen überlegen fühlt, in Wirklichkeit aber ein ganz kaputtes Selbstwertgefühl hat.«
    »Daran

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