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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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würden, mich noch länger hier festzuhalten.«
    »Radermacher hat alle Karten in der Hand. Wir haben nichts, nichts, das uns weiterbringt.«
    Ecki nickte. »Wir werden ihn entlassen müssen.« Er sah Schrievers an, der in ihr Büro gekommen war, um ihnen mitzuteilen, dass die Recherche in Sachen Bluesharps schwieriger war als erwartet.
    »Die Firma rückt die Verkaufszahlen zwar nicht heraus, will aber ihr System kontrollieren. Nur kann das Monate dauern.«
    Frank nahm einen der Beutel in die Hand. »Was sollen uns die Harps bloß sagen?« Er warf ihn zurück auf den Schreibtisch.
    Heinz-Jürgen Schrievers zuckte mit den Schultern. »Ich weiß jetzt alles über Herrn Richter und dass eine diatonische Mundharmonika in ihrer Richterausführung zehn Kanzellen, also Blasöffnungen, hat, dabei nicht chromatisch, sondern eben in Richterstimmung gestimmt ist, und dass durch Blasen und Ziehen an jeder Kanzelle zwei unterschiedliche Töne entstehen.«
    Ecki nahm jeden Beutel in die Hand und legte ihn wieder auf den Tisch zurück. »Das ist mir alles zu hoch.«
    Auch Schrievers nahm einen der Beutel in die Hand. »So kleine und doch so komplizierte Dinger. Und jede anders gestimmt.« Er deutete auf die Seite der Harp. »Die hier ist in A - D ur gestimmt. Und dann gibt es ja die ganzen Tonarten noch in Moll. Da blicke noch einer durch.«
    Frank suchte auf den übrigen Mundharmonikas den Aufdruck der Stimmung. »Zweimal D , einmal A und einmal E .«
    »Kann man damit ein Lied spielen?«, fragte Ecki.
    »Mit allen vieren auf einmal?« Frank schüttelte den Kopf. »Du spielst, was die Band spielt. Wenn die Band in E spielt, brauchst du eine Harp in A . Spielt die Band in A , spielst du in D .«
    »Wie jetzt?« Ecki verstand kein Wort.
    »Ist so. Nimm’s hin, ist zu kompliziert für dich.« Frank wog alle vier Harps in der Hand. »Erzählt mir eure Geschichte. Ich bin euer Herr und Meister.«
    »Wird das jetzt eine Geisterbeschwörung, oder was?« Der Archivar sah Frank kopfschüttelnd an.
    »Es gibt kein schöneres Musikinstrument. Weder von der Form her noch von der Handlichkeit oder der Ausdrucksstärke. Aber das geht wohl jedem Musiker mit seinem Instrument so.«
    Schrievers pflichtete ihm bei: »Mein Schwager zum Beispiel, der hat früher Akkordeon gespielt. Wie ein junger Gott. Und gehegt und gepflegt hat er das Ding. Unglaublich. Ich kann mich noch genau erinnern: Weiß war das Akkordeon, mit kleinen Strasssteinchen.«
    Frank wollte die Bluesharps zu einer Reihe legen, hielt aber inne. Eine Schrecksekunde später hatte er erkannt, was vor ihm lag: D - D ur, E - D ur, A - D ur, D - D ur.
    »Was ist mit dir? Hast du den Unaussprechlichen gesehen?« Schrievers hatte bemerkt, dass Frank blass geworden war.
    Auch Ecki war aufmerksam geworden. »Frank?«
    Frank hatte Mühe zu sprechen. »Ich weiß jetzt, was die Bluesharps uns sagen wollen.«
    »Was denn?« Schrievers und Ecki sahen sich an.
    »Hier steht es.« Frank deutete auf die Mundharmonikas.
    »Ich sehe nur Bluesharps.« Ecki hatte sich vorgebeugt.
    »Die Stimmung. Die Stimmung der Harps ist es. Seht nur.«
    Schrievers und Ecki beugten sich über die vier Harps – und sahen nichts.
    »Die Harps sind in D - D ur, E - D ur, A - D ur und D - D ur gestimmt. Versteht ihr nicht? In D , E , A und D .«
    »Ja, und?« Schrievers hatte Sorge, dass Frank dabei war, den Verstand zu verlieren.
    » D , E , A und D . Hier steht: DEAD . Tot. Dieser Wichser hat uns genau diese Botschaft geschickt: Tot.«
    »Dead?« Ecki dämmerte es erst allmählich. »Soll heißen?«
    »Spiel mir das Lied vom Tod?«
    »Sei nicht albern, Frank.« Schrievers begann zu schwitzen.
    »Tag, Commissario. Ich hab sie schon bereitgelegt.« Cengiz klopfte auf die neue Ausgabe der bluesnews .
    »Danke.« Frank zog seinen Geldbeutel hervor.
    »Geht’s heute nicht gut?« Der Kioskbesitzer hatte den Blick eines Internisten. »Ein Sixpack dazu?«
    Frank winkte ab. »Nein. Ich bin mit Lisa verabredet. Ich will nur schnell einen Blick in die Zeitung werfen.«
    »Verstehe.« Cengiz nickte. »Ich habe mir schon mal die CD -Kritiken angeschaut. Sind ein paar interessante Scheiben dabei.«
    Frank musste lachen. »Seit wann interessierst du dich für Blues, Cengiz?«
    »Ein guter Geschäftsmann ist nur so lange gut, wie er die Bedürfnisse seiner Kunden kennt. Sagt mein Vater.«
    »Ein weiser Mann, dein Vater.«
    »Ohne ihn wäre ich nichts.« Cengiz wies in die Runde.
    Cengiz’ Vater war einer der ersten türkischen

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