Totentanz im Monsterland
»Noch stehst du unter meiner Kontrolle!«
»Tut er das?« schoß ich an die Adresse des Gespenstes zurück. »Das kann aber nicht mehr lange dauern!«
Denn in mir war ein Gedanke aufgekeimt. Mein Meister hatte gesagt, daß wir eine Waffe für einen Gegenangriff benötigten. Und was hatten wir für eine bessere Waffe als meinen Meister, den großen Zauberer Ebenezum?
Zuerst hatte ich geglaubt, daß unsere Magie in Tods Reich nutzlos wäre. Aber Snarks war es gelungen, Plaugg zu rufen. Und der Schuhbert schien sich ebenfalls ganz gut gegen die Geisterkrieger behaupten zu können, denn ich war mir sicher, könnte ich nur meinen Kopf drehen, dann würde ich einen Regen von Schuhen auf unsere Feinde niedergehen sehen. Also funktionierte auch hier die Schuhbertmagie. Und wer hatte uns einzureden versucht, unsere zauberischen Bemühungen seien an diesem finsteren Ort von vornherein zum Scheitern verurteilt? Nicht Ebenezum, sondern Tod, der dessen Gestalt angenommen hatte.
Ah, diese Schreckenswesen waren klug. Ich würde meinen ganzen Grips zusammennehmen müssen, wenn der Ewige Lehrling den nächsten Tag noch erleben wollte.
»Snarks«, rief ich dem Dämonen zu. »Ich brauche deine Hilfe!«
»Das sage – ich dir schon –, seit wir uns das erste Mal begegnet sind!« rief Snarks im Rhythmus der Hiebe seines Eichenstabes zurück.
»In der Tat«, antwortete ich. »Du mußt mir etwas aus dem Rucksack holen.«
»Es wird – mir eine Freude sein«, erwiderte Snarks. »Sobald – ich hier weg kann.«
»Tap! Hubert! Händler!« befahl ich den anderen. »Ich benötige ebenfalls eure Hilfe. Formt einen Halbkreis hinter mir, während Snarks anderweitig beschäftigt ist.«
»Schuhbert-Power rettet die Welt!« verkündete Tap.
Hubert versicherte mir: »Meine höchst dramatische Flamme steht zu deinen Diensten!«
»Und ich finde jeden strategischen Zug faszinierend«, fügte der Händler hinzu.
»In Ordnung, Chef!« erklärte Snarks. »Der dämonische Geist ist einsatzbereit!«
»Schau in meinen Rucksack«, instruierte ich ihn. »Dort findest du ein Buch – fürs Heimstudium.«
Ich spürte ein Wühlen in meinem Rücken.
»Eep! Eep eep eep!«
Snarks kreischte. »Kannst du mich nicht wenigstens vorwarnen?«
»Tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Das Frettchen paßt halt auf.«
»Ein Frettchen?« schrie Tod entgeistert. »Du wagst es, ein Frettchen mit in diesen Kampf zu bringen?«
Das Gespenst zitterte und hätte beinahe weggesehen. Wenn ich ihn schon nervös machte, dann war mein Frettchen doppelt so gut.
»Magie für Millionen?« las Snarks vor, während er das Buch herauszog.
»Das ist es«, versicherte ich ihm. »Nun sieh hinten nach, unter Multiplikationsspruch.«
Ich hörte, wie die Seiten beim Umblättern raschelten.
»Wage es ja nicht, das Frettchen in meine Nähe zu lassen!« warnte mich Tod. Aber das Gespenst beruhigte sich, kaum daß es diese Worte gesprochen hatte.
»Was rede ich denn da? Ich bin Tod. Und Tod gewinnt immer.« Die Kreatur kicherte trocken. »Kein Frettchen wird dich retten.«
»Multiplikationsspruch?« überlegte Snarks. »Oh, da sind ja eine Menge. Genauer gesagt, wimmelt es von ihnen! Hättest du die Güte, die Art des Spruches zu präzisieren?«
»Schuhe«, antwortete ich. »Zumindest als erstes.«
Der Schuhbert jubelte, und Snarks fragte mich, ob ich verrückt geworden sei.
»In der Tat, nein«, antwortete ich. »Wir müssen schleunigst vermehren, was die Geister von uns fernhält. Dank des Schuhberts haben wir bereits einen Schuhregen. Warum diesen nicht steigern?«
»Und etwas hurtig, wenn ich bitten darf!« mischte Cuthbert sich ein. »Die Geister sind einfach überall. Hier schnitzelt und metzelt es nur so.«
»Ich denke, ein allgemeiner Multiplikationszauber wäre dafür am geeignetsten«, informierte ich den Dämon weiter, »denn wir müssen ihn hinterher auch noch auf etwas anders anwenden.«
»Allgemeiner Zauber, kommt sofort!« Ich hörte Snarks erneut durch das Buch blättern.
»Igitt! Igitt! Und noch mal igitt!« schrie das Schwert. »Ektoplasma ist kalt! Ektoplasma ist schleimig! Überall Ektoplasma!«
»Ah, da haben wir es!« rief der Dämon triumphierend. »Ein Multiplikationszauber, einfach und leicht. Wie möchtest du ihn haben?«
»In der Tat«, antwortete ich, sorgfältig darauf bedacht, den Blick nicht von Tod zu lösen, während meine Schwerthand unter Cuthberts Leitung hin und her fegte. »Ich befürchte, Zaubern liegt momentan nicht im Rahmen
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