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Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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das die Schußwaffenexperten erstellt hatten. Diese Waffe war keinem der bisher weltweit bekannten Hersteller zuzuordnen, und niemand hatte jemals ein vergleichbares Gerät gesehen oder bedient. Es war damit zu rechnen, daß der Fund schnell die Runde machte und sich bald auch die Leute vom Geheimdienst meldeten.
    »Immerhin habe ich die Ehre, als erster damit getroffen worden zu sein«, sagte Laurenti. »Auch so kann man in die Lehrbücher eingehen.«
    »Wissen Sie denn inzwischen, ob Sie gefallen sind, bevor der Schuß fiel, oder umgekehrt?«
    Laurenti zuckte die Schultern und stöhnte ob seiner unbedachten Bewegung, als er sich aufzurichten versuchte. »Keine Ahnung.«
    »Die Experten sind zumindest dieser Meinung. Sie sagen, daß Sie sonst nicht mehr am Leben wären.«
    »Und sonst haben Sie mir nichts zu sagen, Pina?« Sein Blick gefiel ihr nicht.
    »Alles geht seinen normalen Gang. Der Kerl, den Ihre Freunde in Santa Croce überwältigt haben, ist nicht zum Reden zu bringen. Geduld ist angesagt.«
    »Und die Konsulin?«
    »Wie meinen Sie?«
    »Ist sie noch in der Stadt?«
    »Das nehme ich an.«
    Laurentis Mundwinkel zuckten. Er fixierte die Kleine, bis es ihr ungemütlich wurde.
    »Es wird Zeit, daß ich ins Büro zurückkomme«, sagte sie nach einem hilflosen Blick auf die Armbanduhr und erhob sich. »Gute Besserung, Chef. Ich komme morgen wieder.«
    »Sie lügen.« Laurentis Tonfall war scharf und erwischte sie, bevor sie die Tür öffnen konnte.
    Pina fuhr herum. »Ich lüge nicht.«
    »Und außerdem sind Sie wahnsinnig. Setzen Sie sich. Ich habe Ihnen einiges zu sagen. Wissen Sie eigentlich, was Ihnen blüht, wenn Ihr Plan scheitert?«
    Pina hob die Augenbrauen.
    »Wenn Sie Glück haben, dann kommen Sie mit dem Leben davon. Aber Sie werden aus dem Polizeidienst entfernt und müssen sich auf eine langjährige Haftstrafe gefaßt machen. Entführung ist kein Scherz. Acht Jahre sind ohne weiteres drin. Bullen kommen in der Regel schlechter weg als die anderen.«
    Pina traute ihren Ohren nicht. Galvano war ihr also doch entgegen all seiner Beteuerungen in den Rücken gefallen.
    »Ihre Karriere ist im Eimer. Selbst wenn Sie die Konsulin jetzt noch freilassen, müssen Sie damit rechnen, daß Drakič einen seiner Männer auf Sie ansetzt. Und Sie haben die Aufklärung einer großen Sache verhindert. Das wiegt fast noch schwerer. Die Drakičs bekommen wir nie mehr. Ich bin zutiefst von Ihnen enttäuscht.«
    »Hat Galvano mich verraten?« platzte es aus der Kleinen heraus, die sich falsch verstanden fühlte. Sie hatte mit Laurentis Anerkennung gerechnet und nicht erwartet, für ihre Kühnheit heruntergeputzt zu werden. Nach ihrem Geschmack fehlte es den Kollegen in Triest an Entschiedenheit und Mut.
    »Wieso? Weiß außer ihm etwa noch jemand Bescheid?« fauchte Laurenti. Mit einem Stöhnen wälzte er sich aus dem Bett und tapste zum Fenster, das seit Monaten nicht gereinigt worden war. Störte es denn niemand, daß der prächtige Ausblick auf die Stadt von dicken Staubschlieren verschleiert war, oder gab es nach all den Streichungen im Gesundheitswesen nicht einmal mehr ein Budget für Fensterputzer? Wie sollte man da gesund werden?
    »Sonst niemand«, sagte Pina. Sie bebte vor Wut. »Der Alte weiß doch ganz genau, daß mein Plan nur dann funktioniert, wenn er geheim bleibt.«
    »Und jetzt erzählen Sie mir alles bis ins letzte Detail. Ich will auch den kleinsten Ihrer wahnsinnigen Gedanken hören. Verstanden? Wenn Sie etwas auslassen, dann machen Sie sich auf das Schlimmste gefaßt.«
    »Ich habe die Akten studiert und kenne jedes Detail. Ich weiß, wie diese Leute ticken. Und Sie waren lange genug erfolglos hinter den Drakičs her. Entweder wir erwischen sie jetzt – oder nie.«
    »Sie wissen ja nicht einmal, ob Viktor Drakič selbst kommt. Lösegeld kann man auch von jemand anderem übergeben lassen.«
    »Ich weiß, daß er kommt.«
    »Aber nicht, wie er aussieht.«
    Pina stutzte. Laurenti hatte recht. Das Foto mit dem Verkehrsminister gab nicht viel her, und die Bilder in seiner Akte waren alle mindestens sieben Jahre alt, und einer der letzten Einträge vermerkte, daß er ein neues Gesicht hatte. Wie seine Schwester, doch aus völlig anderen Gründen. »Wann hat er sich operieren lassen?«
    »Das weiß doch ich nicht«, sagte Laurenti und setzte sich vorsichtig auf den Bettrand. »Ich habe ihn zum letztenmal im Frühjahr 2003 gesehen. Da war er schon operiert. In der Klinik auf dem Karst sollte er noch eine

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