Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
Telefonat aufgezeichnet, in dem sie Sie beim Namen nannte. Dumme Sache. Coco hat schon heute nachmittag gesungen, der andere, wie heißt er noch, Stojan Obod, ist auch weich geworden. Das sind wenigstens Männer, mit denen man noch Geschäfte machen kann, schließlich haben sie mehr zu gewinnen, als zu verlieren. Wenn der Preis stimmt, packen alle aus.« Laurenti gab dem Polizisten ein Zeichen, dann schloß sich die Tür hinter Zenta, in dessen Gesicht Zweifel an Laurentis Geschichte geschrieben standen. Ganz offensichtlich war er sich seiner beiden Gorillas wirklich nicht sicher. Und das war gut so.
    *
    Bis zur Wand hatte Pina Cardareto ihren Stuhl von dem Tisch weggerückt, an dem sie Stojan Obod ausquetschte. Wegen seiner breiten, vorstehenden Schneidezähne, die einer Axt glichen, trug der Mann seit seiner Kindheit den Spitznamen »Tesla«. Er war der einzige Ausländer in dem Terzett: In Belgrad gebürtig, zweiunddreißig Jahre alt und mit einem Mundgeruch gerüstet, für den man ihn schon wegen schwerer Umweltverschmutzung einlochen müßte. Wie konnte man in diesem Gestank leben, wie hielten seine Freunde das aus oder gar eine Geliebte? Er hatte neben seiner Funktion als Weichmacher derjenigen, die nicht bezahlen wollten, auch die Funktion des Dolmetschers für Coco. Zenta, sagte er, sprach selbst fließend Serbisch.
    Obgleich Tesla sich anfangs sogar weigerte, seine Personalien anzugeben, war die Kleine schneller erfolgreich, als er es sich träumen ließ. Sie malte ihm aus, wie lange er in einer der überfüllten Zellen im Coroneo schmoren müßte, um irgendwann doch auszusagen. Wie alle, die vorher den starken Mann spielten und dann durch ein »Versehen« der Aufseher mit den skrupellosesten homosexuellen Seeleuten in eine Zelle gesperrt wurden, die sich ihrer zärtlich annahmen. Daraufhin ging alles ziemlich schnell. Natürlich hatte der Mann keine gültige Aufenthaltserlaubnis, was ihm per se schon ein paar Monate Gefängnis brächte, um unmittelbar danach abgeschoben zu werden. Unerlaubter Waffenbesitz wog noch schwerer. Die Inspektorin schlug ihm in Rücksprache mit dem Staatsanwalt einen Handel vor. Wenn er mit der Sprache herausrückte, könnte er mit schneller Ausweisung davonkommen, und wenn er keine Sperenzchen machte, dann ließe sich sogar darüber reden, daß sie ihm bei der Beschaffung einer Aufenthaltsgenehmigung und einer Tube Zahnpasta behilflich war.
    Voller Schwung platzte Pina in Laurentis Büro und berichtete. Tesla hatte, obwohl er Angst vor dem Mann hatte, den Eintreiber schließlich schwer belastet. Endlich ein Zeuge, der Laurentis Beobachtungen auf der Piazza Garibaldi bestätigte – sofern er in den nächsten Tagen, oder später vor Gericht, bei seiner Aussage blieb. Mit diesen Details konnten sie Zenta die Hölle heiß machen. Je hundert Euro hatte er Tesla und Coco für den Angriff auf Laura bezahlt und gesagt, sie sollten die Chance gut nützen, denn günstiger würden sie nie zu einer Edelnutte kommen. Pina errötete leicht und entschuldigte sich sogleich für den Ausdruck. Wer allerdings hinter Zenta stand, wußte Tesla nicht. Auch der Name der Konsulin sagte ihm nichts. Pina Cardareto war davon überzeugt, daß er die Wahrheit sagte.
    Die Tatsachen über die Erpressung der Schwarzarbeiter in Balkantown allerdings waren mindestens genauso haarsträubend. Die Sache funktionierte schon seit geraumer Zeit. Zenta hatte ein System von Zuckerbrot und Peitsche aufgebaut. Nach Teslas Aussage zahlten sie lediglich eine Art Versicherungsprämie, denn er trieb auch das Salär von säumigen Arbeitgebern ein, falls einer die Schwarzarbeiter zu bescheißen versuchte. Allerdings verhielt sich das wie mit allen Versicherungen: Man bezahlt viel und bekommt fast nie etwas heraus. Eine Negativbilanz von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.
    Als die Inspektorin Tesla klarmachte, daß seine Pistole ballistischen Tests unterzogen würde, kam er ins Schwitzen. Stotternd behauptete er, sie erst vor zwei Tagen von Zenta erhalten zu haben. Pina ahnte, warum.
    »Ich mache jede Wette, daß mit dieser Waffe auch die beiden Anschläge gegen die Kleinunternehmer verübt wurden«, sagte Pina. »Und dafür brummt man ihm acht Jahre auf.«
    Laurenti kam doch noch vor Mitternacht aus dem Büro. Er hatte seine beiden Aufpasser gleich nach der Verhaftung des Eintreibers darum gebeten, Laura nach Hause zu geleiten. Dafür holte er auf der zweiten Fahrt seinen Sohn im Restaurant ab.
    Marco murrte diesmal nicht. Ganz im

Weitere Kostenlose Bücher