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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Lärmen und Getöse, das von allen Seiten auf ihn eindrang, traf er eine folgenschwere Entscheidung.
    »Ja«, brummte er, schnappte sich die Pillen und schüttete sie sich in den Mund.
    Der Dealer blickte ihn mit einer Mischung aus ehrlichem Entsetzen und Wut über den finanziellen Verlust an.
    »Bist du völlig irre, Mann!«, rief er. »Doch nicht alle auf einmal!«
    »Wieso nicht?«, fragte Bolgur ahnungslos.
    Und dann begann er plötzlich, sich in der Tat viel, viel besser zu fühlen.
    »Wie ich sehe, hat es dir meine Spezialsammlung angetan. Schön, dass du doch noch vorbeigekommen bist. Ich hatte schon auf dich gewartet.«
    Brom drehte sich um.
    Hinter ihm stand Brim und zeigte auf die langen Reihen von Terrarien, die eine ganze Wand seines Alchimieladens einnahmen.
    »Ja, eine ordentliche Menge Viehzeug hast du da angesammelt«, nickte Brom und übersah die Hand, die ihm Brim zur Begrüßung hingestreckt hatte.
    »Giftige Tierarten sind so was wie mein Steckenpferd«, erklärte Brim und zog die Hand wieder zurück. »Was du hier siehst, ist eine der besten Sammlungen der Fernen Länder, aus allen Weltgegenden importiert, teilweise für ein Heidengeld. Das da links ist der arkzulsche Worgok-Skorpion. Sein Gift ist besonders heimtückisch: Es greift die Knochen an und löst sie innerhalb kürzester Zeit vollständig auf. Eine halbe Stunde nach dem Stich bist du nur noch ein schlabbriger Sack aus Haut, Fleisch und inneren Organen.«
    »Unangenehme Vorstellung«, kommentierte Brom sachlich.
    »Und das da ist der Große Verzweiflungs-Polyp«, fuhr Brim Schlangenkraut fort. »Er dockt mit seiner langen Raspelzunge an der Schädeldecke an und injiziert ein Gift in die Blutbahn, das bei dem Betroffenen den dringenden Wunsch auslöst, sich das eigene Gehirn durch die Ohren rauszupulen.«
    »Das Gefühl kenn ich«, nickte Brom. »Das hatte ich früher auch immer, wenn wir in der Zwergenschule beim Bergfest zum Holzflötenkonzert mit Gedichteaufsagen mussten.«
    »Und das«, Brim zeigte auf den bunten Frosch, der zunächst Broms Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, »ist der tapicanische Teufelsgiftfrosch. Ein niedlicher kleiner Knilch, was? Aber nur, solange man genügend Abstand wahrt. Eine kurze Berührung, und zwei Minuten später explodieren deine Lungenflügel wie zwei Schweinsblasen, die zu fest aufgepumpt worden sind. Boff!«
    Der Zwerg machte eine Geste, die die angesprochene Lungenflügelexplosion anschaulich illustrierte.
    »Öha«, entgegnete Brom, nicht allzu beeindruckt.
    »Seine Haut sondert ein hochtoxisches Sekret ab, das die tapicanischen Eingeborenen vom Stamm der Hopucas benutzen, um ihre Pfeile zu vergiften.«
    Brom näherte sein Gesicht dem Froschterrarium.
    »Der tapicanische Pfeilgiftfrosch«, wiederholte er nachdenklich. »Sieh an. Tapica… da war doch mal irgendwas mit Tapica…«
    Sie schwiegen.
    »Brom, ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte Brim nach einer Weile. »Du denkst, ich hab euch damals im Stich gelassen, um das Gold nicht mit euch teilen zu müssen.«
    »Aber so war es natürlich nicht«, erwiderte Brom mit unbewegter Miene.
    »Nein, so war es wirklich nicht«, beteuerte Brim. »Auf dem Weg ins Camp hab ich mich verlaufen, drei Tage lang bin ich durch den Dschungel geirrt. Als ich das Camp endlich gefunden hatte, war alles in Aufruhr, weil die Truppen den Abmarschbefehl ins Landesinnere erhalten hatten. Ich hab versucht, was ich konnte, aber Feldwebel Tromf wollte keinen Suchtrupp losschicken, und allein hätte ich den Tempel niemals gefunden, geschwächt wie ich war.«
    »Ist schon klar«, entgegnete Brom. »Aber du hast ja alles versucht. Also kann man dir wirklich keine Vorwürfe machen.«
    »Oh, Vorwürfe hab ich mir selbst genug gemacht, das kannst du mir glauben! Und dieser Goldgötze hat mir auch kein Glück gebracht. Erstmal war es unheimlich anstrengend, das Riesending die ganze Zeit so zu verstecken, dass keiner was davon spitzkriegt. Und dann war das mit diesen Hätschfongs ein Riesenreinfall, eine totale Spekulationsblase. Ich hab alles verloren und bin sogar noch mit Schulden aus der Nummer rausgegangen.«
    »Wie bedauerlich«, kommentierte Brom.
    »Naja, manchmal gewinnt man eben, manchmal verliert man. So ist das Leben. Aber ich freu mich wirklich riesig, dass du es trotz allem geschafft hast, lebend aus dem Tempel rauszukommen. Wie hast du das überhaupt angestellt?«
    »Das ist eine andere Geschichte«, meinte Brom. »Aber genug von den alten Kamellen. Du

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