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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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geschehen jeden Tag. Der Herzog von Molchingen, bei einer privaten Feierlichkeit mit reger weiblicher Beteiligung an einem Herzanfall gestorben. Nun ja, er war schließlich auch nicht mehr der Jüngste, und dann die ganze Aufregung … Eine durchaus natürliche und letztlich gar nicht so unangenehme Todesursache, kein Grund, eine Autopsie durchzuführen. Schließlich möchte man auch seine hinterbliebene Gattin nicht unnötig durch einen Skandal kompromittieren, die Ärmste hatte zu seinen Lebzeiten schon genug auszustehen. In gewisser Weise …« Sie wandte sich dem Gemälde an der Wand zu. »In gewisser Weise könnte man sogar sagen, dass auch der Tod des guten Magisters ein bedauerlicher Unfall gewesen ist …«
    Selphyne erstarrte.
    »Was wissen Sie über den Tod von Magister Tolfnir?«, fragte sie leise.
    »Nun, sagen wir mal, ich war nahe genug dabei, um eine detaillierte Beschreibung seiner Todesumstände zu Protokoll geben zu können«, lächelte die Schwarze Viper.
    »Du warst es!«, brachte Selphyne hervor. »Du hast ihn getötet!«
    Die Schwarze Viper kicherte.
    »Ah! Ich sehe, jetzt bewegen wir uns langsam in die richtige Richtung, um ehrlich und offen miteinander umzugehen. Ja, ich habe den alten Narren getötet. Glaub übrigens nicht, dass ich dich damals nicht bemerkt hätte. Einen kurzen Augenblick lang hatte ich sogar erwogen umzukehren, aber dann sagte ich mir: Aufgeschoben muss ja nicht aufgehoben sein. Geben wir der Kleinen noch ein wenig Zeit, zu wachsen und zu lernen. Umso interessanter wird unsere nächste Begegnung verlaufen.«
    »Genug geschwafelt«, knurrte Selphyne. Eine Aura bläulich knisternder Blitze umgab sie. »Bringen wir das hier zu Ende.«
    »Ich freue mich, dass wir uns endlich einig geworden sind«, lächelte die Schwarze Viper.
    Sie hob beide Arme, dann ließ sie sie plötzlich fallen. Dunkelheit sank herab und füllte jeden Winkel der Halle aus.
    »Hier soll die Schwarze Viper wohnen?«, fragte Brom zweifelnd.
    Es war eine schmutzige Gasse abseits der Hauptstraßen, und so schmal, dass sich die gegenüberliegenden Fronten der ärmlichen Häuser fast über sie hinweg berührten.
    Am Ende der Gasse strömte das dunkle Wasser eines Kanals. Ölschlieren, Abfälle und dreckiger Schaum trieben auf der Oberfläche – die Einwohner von Verderbnis hielten nicht allzu viel von Umweltschutz, und während des Maskenfestes taten auch die angereisten Touristen ihr Möglichstes, die Stadt in eine einzige Müllhalde zu verwandeln.
    »Brim?«, fragte Brom und drehte sich um.
    Die Gasse war leer, der Alchimistenzwerg, der ihn hergeführt hatte, verschwunden.
    Plötzlich spürte Brom einen leichten Stich im Genick.
    Er griff mit der Hand an die schmerzende Stelle, und als er sie zurückzog, hielt er zwischen Daumen und Zeigefinger einen winzigen Pfeil, dessen hinterer Teil aus einer gläsernen Ampulle bestand.
    »Verflucht noch …« murmelte er und blickte sich in die Richtung um, aus der der Pfeil gekommen sein musste. Dort war jedoch niemand zu sehen.
    Mit ernster Miene eilte Brom durch die verwinkelten Gassen, zurück in die Richtung, aus der er den Lärm der Feiernden hörte. Bereits nach kurzer Zeit verlangsamte er seine Schritte und griff sich keuchend an die Brust, als hätte er Schwierigkeiten, Luft zu bekommen.
    Als er die Hauptstraße erreichte und in dem Strom der Feiernden untertauchte, glänzte Schweiß auf seiner Stirn und seine Augen waren aus den Höhlen hervorgetreten.
    »He, Mann, alles in Ordnung?«, fragte ein bunt gekleideter, maskierter Blumenelf, der seinen unnatürlich vergrößerten Pupillen nach zu urteilen auch schon die eine oder andere Tüte Blütenstaub durchgezogen hatte.
    »Wie sieht es denn aus, Mann? «, keuchte Brom gequält.
    »Echt übel, Mann, du siehst echt übel aus«, entgegnete der Blumenelf und hielt ihm seine gläserne Wasserpfeife hin. »Entspann dich, Mann, nimm erstmal einen Zug.«
    Brom schlug ihm das Glasgefäß aus der Hand, es zerschellte klirrend auf dem Boden, und der Zwergenkrieger taumelte benommen weiter.
    Ein pfeifendes Rasseln kam aus seiner Brust, während er sich mühsam vorwärts schleppte, zwischen den lachenden und johlenden Masken hindurch, die nun bereits wie die Dämonen der Unterwelt aussahen, die einem weiteren gefallenen Helden einen spöttischen Empfang bereiteten.
    Mit letzter Kraft und blau angelaufenem Gesicht stieß Brom eine Haustür auf und verschwand stolpernd in dem dunklen Eingang.
    Kurz darauf betrat noch

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