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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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könntest mir hier und heute bei etwas helfen.«
    »Natürlich, ich helfe gerne. Worum geht es?«
    »Ich bin auf der Suche nach einem kleinen Nachtelfenmädchen. Ungefähr so groß«, Brom zeigte mit der Hand, »hat eine Stoffdrullpuppe dabei und sagt Sachen wie: Wenn ich jetzt nicht sofort eine Fiese-Nacht-Geschichte krieg, reiß ich dir die Augen raus und spiel Flummi damit.«
    »War das die Kleine, die ihr gestern Nachmittag dabei hattet?«, fragte Brim.
    »Genau die. Du hast sie nicht zufällig gesehen?«
    »Nein, tut mir leid. Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen.«
    »Hm«, sagte Brom. »Schade. War auch bloß so ein Verdacht. Dann suchen wir noch jemanden. Nennt sich die Schwarze Viper .«
    Brims Gesicht hellte sich auf.
    »Die Schwarze Viper?«, wiederholte er. »Sicher kenn ich die. Ich kann dich jetzt gleich zu ihr bringen, wenn du willst.«
    »Tatsächlich?«, fragte Brom überrascht.
    »Ja«, nickte Brim. »Ich muss bloß schnell den Laden dichtmachen. Jetzt kommen auch sowieso keine Kunden mehr.«
    Er nahm einen rasselnden Schlüsselbund von seinem Gürtel und suchte einen der Schlüssel heraus.
    »Wir können sofort losgehen«, sagte er.
    »Ein schönes Gemälde. Und so lebensnah.«
    Selphyne wandte sich von dem Porträt Magister Tolfnirs ab, bei dessen Betrachtung ihre Erinnerungen heraufbeschworen worden waren, und blickte in das rundliche, freundlich lächelnde Gesicht des Elfenmuttchens, das in der Purpurschnecke die Betten neu bezogen hatte.
    »Sie!«, sagte Selphyne fast erschrocken, weil die andere so lautlos und scheinbar aus dem Nichts hinter ihr aufgetaucht war. »Sie habe ich gesucht!«
    »Mich?«, fragte die Nachtelfe überrascht. »Warum sollten Sie mich gesucht haben? Ich bin nur eine einfache Dienstbotin, die sich in ihrer Freizeit für Kunst interessiert.«
    Sie deutete mit einer weitschweifigen Geste auf die Kunstschätze des Musentempels.
    »Sie sind keine Dienstbotin. In der Purpurschnecke kannte Sie niemand. Und ich wüsste jetzt gerne, wer Sie wirklich sind und was Sie von uns wollen«, sagte Selphyne.
    Eine unheimliche, schwer mit Worten zu beschreibende Aura umgab ihr Gegenüber, die bei der Gnomenmagierin eine Gänsehaut auslöste.
    Das Nachtelfenmuttchen kicherte.
    »Ich gebe es zu: Ich bin tatsächlich keine Dienstbotin. Jedenfalls nicht im gewöhnlichen Sinn, obgleich ich dennoch Dienerin und Teil einer größeren Macht bin, denn irgendjemandem, ob es nun der Tag oder die Nacht ist, müssen wir schließlich alle dienen. Aber manchmal ist es durchaus praktisch, eine Maske zu tragen. Und wie ich feststelle, bin ich nicht die Einzige, die so denkt.«
    Selphyne runzelte die Stirn.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nehmen wir zum Beispiel Helden «, versetzte die andere. »Was ist ein Held? Ein Streiter für die gerechte Sache? Oder einfach jemand, der gute Absichten vortäuscht, um insgeheim ganz ungeniert seine eigenen Ziele zu verfolgen?«
    »Ich glaube, ich begreife immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen …«
    »Dann muss ich wohl überdeutlich werden: Ich finde es ja rührend, wie selbstlos ihr anscheinend um das Wohlergehen meiner Großnichte besorgt seid, andererseits erweckt die Tatsache, dass euer Weg sozusagen mit den Leichen meiner Verwandten gepflastert ist, gewisse Verdachtsmomente.«
    »Ihre Großnichte?«, fragte Selphyne. »Dann sind Sie also die Schwarze Viper?«
    »Das ist einer der Namen, derer ich mich bediene.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Das hätte alles wesentlich einfacher gemacht.«
    »Oh, ich bin sicher, das hätte es. Für euch. Aber ganz so leicht wie meine Cousins wollte ich es euch nicht machen.«
    »Wo ist Nenia jetzt? Ist sie bei Ihnen?«
    Die Schwarze Viper kniff die Augen zusammen.
    »Du scheinst wirklich zu glauben, dass du mich für dumm verkaufen kannst. Hör zu, Schätzchen: Ich mag zwar nicht mehr die Allerjüngste sein, aber senil bin ich noch nicht. Bis hierhin mag euer kleiner Plan ganz gut funktioniert haben, aber jetzt ist Schluss damit.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Selphyne. »Aber es gibt keinen Plan. Und was Ihre Verwandten angeht: Das … waren Unfälle.«
    »Unfälle!« Die Schwarze Viper lachte. »Aber sicher! Ich kenne mich gut genug mit dem Personenbeseitigungsgewerbe aus, um zu wissen, was ein Unfall ist. Der Minister für Unbeliebte Gesetzesvorschläge: Auf dem Weg zur nächsten Abstimmung von einer vierspännigen Kutsche überfahren. Bedauerlich, aber Unfälle dieser Art

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