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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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jemand den Hausflur – Brim Schlangenkraut.
    Ein selbstzufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen, spielerisch ließ er ein kleines Blasrohr zwischen seinen Fingern hin und herwandern.
    Er brauchte nicht weit zu gehen, bis er sein Opfer entdeckte.
    Brom lag mit schrecklich verzerrten Gesichtszügen auf dem Rücken, seine Atmung war nur noch ein schwächliches Stöhnen und Blubbern.
    »Ja«, lachte Brim, »jetzt erfährst du aus erster Hand, wie das Gift des tapicanischen Teufelsgiftfrosches wirkt. Ich muss zugeben, dass ich dich ganz und gar nicht um diese Erfahrung beneide. Ist übrigens nichts Persönliches, das darfst du mir glauben. Ich würd nur gern das Kopfgeld kassieren, das die Schwarze Viper auf dich ausgesetzt hat.«
    »Fahr zur Hölle«, kam ein fast unhörbares Flüstern über Broms Lippen.
    »Nach dir, mein Freund, nach dir«, grinste der Giftmischer. »Ich überlasse dir gerne den Vortritt. Und diesmal wirst du auch garantiert dort ankommen, keine Sorge. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du damals den Tempel lebend verlassen würdest, nachdem ich euch eingeschlossen hatte. Natürlich habe ich die Falle nicht zufällig ausgelöst. Eigentlich hatte ich schon vorgehabt, mich heimlich davonzumachen, während ihr euern Rausch ausschlieft, aber leider musstest du ja aufwachen, als ich versucht hab, den Goldgötzen aus deiner Umarmung zu befreien. Also musste ich etwas improvisieren …«
    Eine Wohnungstür öffnete sich, und eine alte Gnomin trat in den Flur, einen Mülleimer in den Händen. Als sie die beiden Zwerge bemerkte, blieb sie stehen, ließ ihren Blick kurz von dem einen zum andern schweifen und verschwand darauf wortlos wieder in ihrer Wohnung.
    Die Bürger von Verderbnis waren Szenen dieser Art gewohnt und wussten auch, dass man sich in solchen Fällen besser jeden Kommentar verkniff und so schnell wie möglich Land gewann, bevor man selbst in unerfreuliche Privatangelegenheiten hineingezogen wurde, die einen schließlich nicht das Geringste angingen.
    »Noch irgendwelche letzten Worte?«, fragte Brim. »Ein persönlicher Denkspruch für deinen Grabstein?«
    Broms Lippen bewegten sich zitternd, aber es kam kein Laut über sie.
    Ein Zucken ging durch seinen Körper, dann brachen seine Augen und alles Leben wich aus seinen Gliedern.
    Es war ein erbarmungslos perfektes Ballett des Todes.
    Wie ein rasender Derwisch tanzte Falfnin inmitten eines Infernos aus zustoßenden Klingen, schlug Saltos und Flic-Flacs und zog alle Register seines akrobatischen Könnens.
    Dennoch blutete er bereits aus zahlreichen Wunden und seine Ausweichmanöver wurden merklich langsamer. Wenn er den Schwerpunkt auf sein rechtes Bein verlagerte, in dessen Oberschenkel ein tiefer Schnitt klaffte, verzog sich sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse.
    »Du wirst müde«, höhnte Rinalf von der Galerie aus. »Vielleicht solltest du in Betracht ziehen, dich endlich zu wehren.«
    »Ich kämpfe nicht gegen Kinder«, keuchte Falfnin zornig.
    »Wie schade. Nicht einmal, wenn ich dir sage, dass du uns einen großen Gefallen tätest, wenn du dazu beitrügst, den Ausleseprozess zu verfeinern?«
    »Das tue ich doch«, schnaufte Falfnin und warf mit einer fließenden Bewegung einen Dolch nach der Empore.
    Der Adjutant zog blitzschnell den Kopf ein, und der Dolch bohrte sich in die hölzerne Stirn einer Engelsfigur, die das gewalttätige Treiben in der Kirche mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck verfolgte.
    »Nicht schlecht«, bemerkte Rinalf. »Aber nicht gut genug. Und das kann in dieser Welt ein Todesurteil bedeuten. Das meine ich mit Ausleseprozess. «
    Falfnin hörte, wie sich die Stimme des anderen entfernte und nahm die Verfolgung auf.
    Er wich einer schnellen Folge von Dolchstößen aus und setzte, die Schmerzen in seinem Bein niederringend, in rasendem Lauf über die Kirchenbänke hinweg.
    Im selben Moment spürte er einen Stich in seinem Rücken, der ihm den Atem nahm. Ein gut gezielter Wurfdolch hatte ihn getroffen und sich unterhalb des linken Schulterblatts in sein Fleisch gebohrt.
    Der Meisterdieb unterdrückte ein Stöhnen, biss die Zähne zusammen und kletterte an einer gewundenen Säule zur Empore hinauf.
    Er schwang sich über das Geländer und blickte sich nach Rinalf um, doch von dem Adjutanten der Schwarzen Viper fehlte jede Spur.
    Eine schmale Treppe führte von der Empore aus weiter nach oben, von unten näherten sich die Schritte der Kinder.
    Schwer atmend stand Falfnin einen Augenblick lang da,

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