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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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mich …«
    Heiseres Kampfgebrüll unterbrach sie.
    Ein Troll brach durch die Hecke und rannte schreiend auf sie zu. Er trug einen gestreiften Sanatoriums-Pyjama, eine Kochmütze und schwang zwei Küchenbeile.
    Brom trat ihm unbeeindruckt entgegen, duckte sich unter dem ersten Schlag des Angreifers weg und rammte ihm die Spitze seines stahlverstärkten Schuhs gegen das Bein.
    Der Troll ging aufheulend in die Knie, was Brom Gelegenheit gab, ihn mit einem schwungvollen Kinnhaken ins Reich der Träume zu schicken.
    »Das ist der Koch, oder?«, fragte Selphyne. »Nebenbei nehme ich überrascht zur Kenntnis, dass du diesen Konflikt zwar nicht gänzlich gewaltfrei, aber doch weitestgehend unblutig gelöst hast.«
    »Jemandem, der so ein erstklassiges Steak zubereitet, kann ich einfach nichts antun«, erklärte Brom. »Selbst, wenn er ein ehemaliger Kannibale ist.«
    »Er hat ebenfalls eine gehörige Saftinjektion bekommen«, sagte Selphyne, auf den schwarz verschmierten Hinterkopf des Trolls deutend. »Irgendjemand produziert hier ganz planvoll Psychopathen.«
    »Das war bei den zwei Augenfetischisten auch so. Aber der Auftritt eben hat mich auf eine Idee gebracht.«
    Brom schwang seine Axt.
    »Hjalko Klingenschmitt würde sich zwar im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass sein Meisterwerk für schnöde Gartenarbeit missbraucht wird, aber manchmal muss man eben pragmatisch sein.« Er wies auf den neu entstandenen Durchgang in der Hecke. »Nach Ihnen, meine Dame.«
    »Hin und wieder kann ich deinem Geradeaus-Denkstil durchaus etwas abgewinnen«, lächelte Selphyne.
    »Braves Hündchen«, sagte Falfnin, während er langsam zurückwich. »Ganz ruhig.«
    Diese Art von Rhetorik war ebenso aussichtsreich wie der Versuch, ein Erdbeben zu verhindern, indem man den Boden beruhigend tätschelte, aber der Wichtelmeisterdieb war nicht in der Verfassung, solch nüchterne Erwägungen anzustellen.
    Der riesige Höllenhund kam angriffsbereit, zähnefletschend näher, Geifer tropfte aus seinen drei Mäulern.
    Bei aggressiven Hunden, sagen führende Hundeexperten, ist Ignorieren die beste Methode. Signalisieren Sie Desinteresse am Konflikt. Ziehen Sie sich langsam zurück und sehen Sie dem Tier auf keinen Fall direkt in die Augen, besonders, wenn sie sechsfach vorhanden sind und dämonisch rot glühen.
    Falfnin gab sich größte Mühe, mangelnde Konfliktbereitschaft zu signalisieren und ging langsam rückwärts.
    Der Höllenhund sprang.
    Mit einer akrobatischen Seitenrolle wich Falfnin dem Angriff aus, die Bestie landete in einer Wand von Käfigen und warf sie scheppernd über den Haufen.
    Affengekreisch, Hundegebell und Hühnergackern ertönten.
    Falfnin nutzte die Gelegenheit, um in den nächsten Raum zu flüchten und die Tür hinter sich zuzuschlagen.
    Das war gerade noch mal gut gegangen, dachte er aufatmend.
    Im nächsten Augenblick warf ein mächtiger Stoß die Tür aus den Angeln.
    Benommen von dem Aufprall, schüttelte der Cerberus seine drei Köpfe und machte sich für die nächste Attacke bereit.
    Keine Zeit verlierend, erklomm Falfnin mit der Geschicklichkeit des langjährigen Fassadenkletterers eines der Gehirn-Regale und rannte knapp unterhalb der Gewölbedecke in Richtung Treppe.
    Unten hatte sich der Höllenhund wieder berappelt und nahm die Verfolgung am Boden auf, Falnin hörte ihn dreistimmig heulen, knurren und geifern.
    Schnell hatte der Meisterdieb das Ende des Regals erreicht.
    Und nun?
    Bis zur Treppe waren es noch etwa fünf Meter, und die Kellertür war vorhin bestimmt nicht von ungefähr zugefallen: Jemand hatte ihn hier unten eingeschlossen und den Cerberus absichtlich freigelassen.
    Wo war eigentlich Brom mit seiner Axt, wenn man ihn mal brauchte?
    Das Regal geriet ins Wanken, als der Cerberus unten dagegen anrannte.
    Einen Augenblick lang stand Falfnin, um Gleichgewicht ringend, auf einem Bein, dann sprang er gerade noch rechtzeitig ab, bevor das Regal umstürzte und die nächsten Reihen in einem verheerenden Dominoeffekt mit sich riss.
    Glas splitterte und ein beißender Spiritusgestank breitete sich aus.
    Gehirne schlitterten über den Boden, Massenmörder-Frontallappen klatschte gegen Folterjunkie-Kleinhirn, Kannibalen-Cortex knutschte mit Serienkiller-Hypophyse.
    Ein Alptraum für jeden sammelfreudigen Systematiker.
    Falfnin landete auf dem obersten Bord einer gegenüberliegenden Regalreihe, die von dem Sturz verschont geblieben war.
    Na schön, dachte er. Kein Grund, die Nerven zu verlieren. Trotz allem

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