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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Zwingenschmied, als der Revitalisator Jungbrunnen mit einem lauten Summen und Brummen ansprang. »Der mit Abstand häufigste Reklamationsgrund. Sie glauben ja gar nicht, mit was für wüsten Beschimpfungen die Kollegen bei uns in der Serviceabteilung überschüttet werden. Und wenn sie dann ganz höflich und besonnen die Frage nach dem Stecker stellen, wird es auf der anderen Seite erst mal ganz still.«
    »Dann können wir ja weitermachen«, sagte Irenicus Dunkelblut.
    »Sicher«, meinte Zwingenschmied. »Sie werden sich überzeugen, dass der Revitalisator Jungbrunnen vergleichbaren Geräten anderer Hersteller in jeglicher Hinsicht haushoch überlegen …«
    Er unterbrach sich und dachte noch einmal eingehender über die Steckerfrage nach.
    »Ich bin so ein Idiot«, stellte er fest.
    Auf dem Weg durch die Behausung von Nenias Großonkel bekam Bolgur reichlich Gelegenheit, seiner neu entflammten Leidenschaft fürs Keulenschwingen zu frönen.
    Endlich näherten sie sich einem Turmgemach, aus dem verdächtige Maschinengeräusche drangen.
    »Guten Abend«, sagte Selphyne, als sie das Zimmer betraten. »Entschuldigung, dass wir zu so später Stunden noch … Meine Güte. Was läuft denn hier für eine Nummer?«
    Der größte Teil des Raums wurde von einer riesigen Apparatur eingenommen, von der ein intensives schwarzmagisches Pulsieren ausging.
    Eine hässliche, kleinwüchsige Kreatur, deren kahler, unförmiger Schädel viel zu groß für den Rest ihres knochendürren Körpers wirkte, hantierte an mehreren Hebeln und Schaltern der Maschine.
    Auf zwei Stühlen saßen, schüsselförmige Helme auf den Köpfen, ein uralter Nachtelfengreis und ein Zwerg, der mit Armen und Beinen an den Stuhl gefesselt war und ihnen ziemlich bekannt vorkam.
    »Mann, bin ich froh, euch zu sehen!«, rief Hakon Zwingenschmied. »Kann bitte einer von euch diesem Typen hier erklären, dass ich keine Jungfrau bin?«
    Diese etwas mysteriöse Erklärung fand angesichts der auf sie folgenden verwirrenden Ereignisse jedoch eher wenig Beachtung.
    Die hässliche Kreatur wandte sich um und erstarrte, als sie die Helden bemerkte.
    »Meister!«, krächzte sie. »Eindringlinge!«
    Auf allen vieren sprang sie ihnen entgegen, fing sich jedoch einen lässigen rechten Schwinger von Brom ein, der ihrem Angriff ein abruptes Ende bereitete und sie in eine Ecke schleuderte, wo sie jammernd liegen blieb.
    »Ghule!«, knurrte der Zwergenkrieger. »Ich hasse diese Biester. Renitenter als ein zwergischer Steuereintreiber.«
    »Wer seid ihr?«
    Irenicus Dunkelblut, durch das Verhalten seines Dieners beunruhigt, war von seinem Platz aufgestanden. »Was wollt ihr von mir?«
    Der Totenbeschwörer schlurfte kurzsichtig auf sie zu, sein halbnackter, nur von einem Lendenschurz verhüllter Leib war ebenso dürr wie der seines Ghuldieners, mit dem er auch in etwa die selbe Hautfarbe teilte, ein hier und da ins Schimmelgrün spielendes Mumiengelb.
    »Weichet von mir, Schatten der Unterwelt!«, ächzte Dunkelblut. »Ich werde euch nicht in euer dunkles Reich folgen!«
    Durch den Nebel mehrerer Schichten grauen Stars sah der Totenbeschwörer fünf Gestalten, die sein Gemach betreten hatten und sich ihm näherten. »Wachen!«
    »Die Wachen hören nicht so gut«, bemerkte Selphyne.
    »Du musst lauter sprechen«, meinte Brom. »Er hat’s auch mit den Ohren. Und zwar ziemlich happig.«
    Plötzlich trat Nenia auf ihren Großonkel zu.
    Das Folgende spielte sich in zwei alternativen Realitäten ab.
    In der einen, der für alle anderen Anwesenden sichtbaren Wirklichkeit, lächelte die kleine Nachtelfe ungewohnt freundlich und sagte (wobei sie sogar einen höflichen Knicks machte):
    »Guten Tag, lieber Großonkel, ich hoffe, du bist wohlauf.«
    In der anderen, die sich in Dunkelbluts paranoidem, eingetrocknetem Gehirn abspielte, sah es dagegen ganz anders aus.
    Dort stand ihm eine finstere Gestalt gegenüber, von kindlichem Wuchs, doch eingehüllt in eine Wolke des Grauens, die sich schier endlos auszudehnen und die ganze Welt zu verschlingen schien.
    Das Mädchen! , durchzuckte es den greisen Nekromanten wie ein Blitzschlag, der ihm durch alle morschen Glieder fuhr.
    Der Verfasser des anonymen Briefs hatte ihn davor gewarnt!
    Hüte dich vor den Helden, hatte er geschrieben, doch mehr noch hüte dich, Irenicus, vor dem Mädchen! Denn sie ist der Tod!
    Er sah in ein unaussprechlich furchtbares Antlitz und ein gnadenloses Augenpaar, das ihm mit einem Blick antwortete, der wie eine eiskalte

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