Totentrickser: Roman (German Edition)
der Oberfläche erscheinend.
»Ja«, strahlte der Ogerbarbar. »Man könnte sogar sagen: Ich liebe es, Leute mit meiner Keule zu hauen!«
Dann verflüchtigte sich sein Enthusiasmus wieder.
»Aber«, fügte er melancholisch hinzu, »das macht keinen Unterschied. Die Welt bleibt wie sie ist, egal, ob ich die Leute mit meiner Keule haue oder nicht. An der allgemeinen Sinnlosigkeit ändert das gar nichts.«
»Das braucht es auch nicht«, wandte Selphyne hastig ein, »solange es dich glücklich macht, genügt das vollkommen als Rechtfertigung dafür, Leute mit deiner Keule zu hauen.« Sie überlegte. »Eventuelle moralische Einwände mal außen vor gelassen.«
»Das stimmt!«
Bolgur richtete sich auf.
»Zum Teufel mit dem Nihilismus Schattensunder Prägung! Mein Dasein hat wieder einen Sinn!«
Ohne große Mühe riss er seine Ketten mitsamt der Halterung aus der Wand, stapfte durch das auch für ihn mittlerweile brusthohe Wasser, bückte sich, zerrte und ruckte zweimal kurz und hob den schnaufenden Brom an die Oberfläche.
»Du hättest dir ruhig noch ein bisschen Zeit lassen können«, nieste der Zwergenkrieger. »Hatte grad angefangen, mir da unten zu gefallen.«
Er bedachte Selphyne mit einem bedeutsamen Blick.
»Ja …«, sagte die Zauberin verlegen. Um schnell das Thema zu wechseln, rief sie: »Wie kommst du mit der Tür voran, Falfnin?«
»Sechs Schlösser habe ich schon, bleiben also noch zwei.«
»So viel Zeit hab ich nicht«, grollte Bolgur. »Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens!«
Fast wäre der Meisterdieb von der eisernen Tür erschlagen worden, als sie plötzlich aus den Angeln krachte und sich eine Flutwelle in den Gang ergoss.
Heraus trat Bolgur, aufrecht und sprühend vor Tatendrang.
»Gebt mir eine Keule!«, rief er. »Und ein paar Leute, um sie damit zu hauen! Mehr verlange ich nicht vom Leben!« [ Indem er hier eine Zeile aus der beliebten Operette Der Glückliche Ogerbarbar zitiert, verrät Bolgur, dass er über eine durchaus respektable Allgemeinbildung verfügt. ]
»Hallelujah!«, kommentierte Brom, seine Hosen auswringend.
»Ich würde sagen, wir verschwinden jetzt einfach von hier«, meinte Selphyne. »Das ist wirklich kein gesundes Umfeld für ein junges Mädchen.«
»Vielleicht sollten wir doch mal nachsehen, was der alte Zausel da oben so treibt«, meinte Brom. »Vorhin hat er irgendwas von wegen Genialer Plan und Jungfrau gefaselt, das mir ziemlich verdächtig vorkam.«
»Eine Jungfrau in Not?« zweifelte Falfnin, der seit seiner Begegnung mit Babylonia vorsichtig geworden war. »Da sollten wir besser wachsam bleiben, es könnte auch eine Falle sein.«
»Die Firma Scrupel & Lohs übernimmt keine Garantie bei unsachgemäßem Gebrauch des Revitalisators Jungbrunnen , bemerkte Hakon Zwingenschmied. »Das gilt insbesondere für die Verwendung von Nicht-Jungfrauen. Und ich wiederhole mich ungern, aber als Ehemann und Vater von vier Kindern gehöre ich ganz bestimmt in diese Kategorie. Ohne Spaß.«
Der zwergische Vertreter für Totenbeschwörerzubehör saß noch immer gefesselt auf einem der beiden Stühle des Revitalisators Jungbrunnen , auf dem anderen hatte Irenicus Dunkelblut Platz genommen. Über ihren Köpfen schwebten zwei wie umgekehrte Schüsseln aussehende Helme, die mit dem Apparat verbunden waren.
»Ruhe!«, befahl Dunkelblut und wandte sich an seinen Diener, der an dem Revitalistaor herumhantierte. »Was sagst du, Quolog?«
Der Ghul kroch auf allen vieren heran, stützte sich mit den Vorderklauen auf die Stuhllehne und krächzte in das Ohr seines Meisters.
»Es funktioniert nicht! Der Apparat funktioniert nicht, Meister! Ich habe alles versucht!«
Dunkelblut stampfte mit dem Fuß auf, aber nicht zu fest, um keinen Unterschenkelhalsbruch zu riskieren.
»Was habt ihr da für einen Schund geliefert!«, fauchte er Zwingenschmied an. »Nach einer Woche gibt das Gerät bereits seinen Geist auf!«
»Die Firma Scrupel & Lohs liefert ausschließlich geprüfte Qualitätsware«, verwahrte sich der Zwerg, bei seiner Berufsehre gepackt. »Ist der Trauerfeetränentank bis an den roten Markierungsstrich gefüllt?«
Der Ghuldiener watschelte um den Apparat herum.
»Ja!«, antwortete er.
»Ist das priestererschlagende Meteoreisen auf dem dafür vorgesehenen Sockel platziert?«
»Ja!«
»Ist der Stecker eingesteckt?«
Quolog blinzelte.
Dann schlug er sich mit der Hand gegen seine fäulnisgrüne Stirn.
»Natürlich, der Stecker!«, triumphierte Hakon
Weitere Kostenlose Bücher