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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Inhalt mit zunehmender Dauer der Feierlichkeiten in immer abenteuerlicheren Verhältnissen mit Wasser gepanscht werden würde, um den Durst der Gäste ebenso wie die Profitgier der Wirte zu befriedigen.
    Auch bei den Dirnen und Tänzerinnen der Stadt wurde, je nach Alter und Konservierung, kräftig gepanscht, hier allerdings mit Puder, Schminke und raffiniert positionierten Ausstopfkissen, obwohl sich die Zeit bedauerlicherweise noch weniger strecken lässt als ein guter Becher Wein.
    Andererseits ist letzterer sehr wohl geeignet, die Zeit beziehungsweise ihre Auswirkungen in einem weniger strengen Licht erscheinen zu lassen, wodurch manch berauschte Liebesnacht, nüchtern besehen, in einem bösen Erwachen zu enden droht.
    »Och, ich weiß nicht«, meinte Falfnin und zwinkerte einigen leichten Wichtelmädchen zu, die es nicht nötig hatten, ihre Reize künstlich aufzupolieren. »Ist doch ganz angenehm, Arbeit und Vergnügen miteinander zu verbinden.«
    »Genau das habe ich befürchtet«, sagte Selphyne. »Ich warne euch: Wenn ihr euch diesmal wieder gehen lasst und die ganze Verantwortung bei mir hängen bleibt, bin ich raus. Das ist mein Ernst. Dann könnt ihr euch eine andere Magierin suchen.«
    »Keine Sorge«, sagte Brom. »Wir sind total aufs Ziel forkossiert.«
    »Fokussiert«, verbesserte Bolgur.
    »Mein ich doch. Wir suchen Nenias Verwandten und fertig. Und wenn wir doch mal ein Gläschen trinken, dann aber maßvoll. Mein Onkel Hornok hatte diese geniale Methode: Immer nur ganz kleine Schlucke nehmen, einen nach dem anderen. Das konnte er stundenlang machen, ohne besoffen zu werden. ›Gemach‹, hat er immer gesagt, ›Saufen ist ja kein Wettrennen!‹ Na gut, am Ende hatte er dann doch immer heftig einen in der Krone, aber eine Ausdauer, alle Achtung!«
    Selphyne seufzte und sparte sich jeden Kommentar.
    »Ich bin müde und hab keine Lust mehr zu gehen!«, beschwerte sich Nenia, die wieder ihren Hochsitz auf Bolgurs Rücken bezogen hatte.
    »Du gehst doch gar nicht, sondern lässt dich tragen«, sagte Selphyne. »Und wir sind auch gleich da. Wir müssen nur noch ein Hotel finden, und dann können wir uns ausruhen.«
    »Wie heißt Nenias Verwandter eigentlich?«, fragte Falfnin.
    »Laut der Liste, die uns Thanatos mitgegeben hat, die Schwarze Viper. «
    »Die Schwarze Viper? Hört sich nicht besonders sympathisch an.«
    »Wir werden ja sehen«, meinte Selphyne.
    »Brom? Brom »Die Axt« Stahlbart? Bist du es wirklich, alter Streitaxtschwinger, oder fang ich plötzlich an, Gespenster zu sehen?«
    Sie wandten sich um.
    Ein Zwerg hatte sich ihnen genähert und musterte Brom mit staunenden Blicken.
    Er trug eine aufklappbare Schutz- und Mehrzweckbrille, wie sie bei Alchimisten gebräuchlich war, und sein Zwergenbart wies Spuren von Verbrennungen auf. In dem Werkzeuggürtel, den er um seine zwergenuntypisch schlanke Taille trug, steckten unterschiedlich große Phiolen und Reagenzgläser, die ungesund aussehende Flüssigkeiten enthielten.
    Brom blieb stehen und schien einen Moment lang sprachlos zu sein (wie Selphyne erstaunt zur Kenntnis nahm: Selten genug kam es vor, dass sie ihren leutseligen, ewig sprücheklopfenden Kampfgefährten einmal um Worte verlegen erlebte).
    »Brim?«, fragte Brom leise, als er die Sprache wiedergefunden hatte. »Brim Schlangenkraut?«
    »Kein anderer!«, entgegnete der Zwerg. »Ich dachte eben, das kann doch nicht angehn: Spaziert da tatsächlich Brom »Die Axt« Stahlbart an mir vorbei, als wär nichts gewesen! Wie viele Jahre ist das jetzt her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
    »Dreiunddreißig Jahre, vier Monate, zwei Wochen und fünf Tage«, antwortete Brom unerwartet präzise.
    Brim Schlangenkraut kniff ein Auge zu und legte den Kopf schief.
    »Oha, du bist ja ein wandelnder Kalender. So gut ist mein Gedächtnis nicht mehr, man wird auch nicht jünger. Und bei dem ganzen Geschäftskram, den ich heutzutage um die Ohren hab, weiß ich manchmal gar nicht, wo mir der Kopf steht. Aber wer sind denn deine reizenden Gefährten?«
    »Meine neue Heldengruppe«, entgegnete Brom. »Das ist Selphyne, unsere Magierin.«
    »Blitz, Feuer, Erdbeben und Eisstürme, was?« Brim nahm Selphynes Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Küss die Hand, Gnädigste.«
    »Sehr erfreut«, sagte Selphyne verlegen. Für Handküsse und zweifelhafte Ehrentitel wie »Gnädigste« war sie ihrer Meinung nach einige Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, zu jung.
    »Falfnin, unser

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