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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Meisterdieb.«
    »Meisterdieb? Da halt ich doch lieber meine Geldbörse fest«, zwinkerte Brim jovial.
    »Meinst du die hier?«, fragte Falfnin schelmisch und gab Brim dessen Börse zurück, der sie mit gespielter Entrüstung einsteckte.
    »Bolgur, Keulenphilosoph und Ein-Mann-Belagerungswaffe.«
    »Ich keule, also bin ich, wie? Eine Heldengruppe ohne Ogerbarbar ist einfach keine richtige Heldengruppe.«
    »Hallo«, sagte Bolgur schüchtern.
    »Und das ist Nenia. Wir suchen ein neues Zuhause für sie.«
    »So ein niedlicher kleiner Fratz.« Brim beugte sich zu Nenia hinunter und klopfte seine Taschen ab. »Ich habe hier bestimmt irgendwo einen Bonbon …«
    »Ich hasse dich, und ich werde dich töten«, fauchte die kleine Nachtelfe. »Aber den Bonbon nehm ich trotzdem«, fügte sie großzügig hinzu.
    »Und das ist Brim Schlangenkraut«, wandte Brom sich an die anderen. »Wir kennen uns von früher.«
    »Kennen!«, rief Brim aus. »Wir waren unzertrennlich! »Die Drei Unzertrennlichen«, so haben wir uns genannt. Erinnerst du dich noch an unseren Schlachtruf?
    Holfi, Knolfi,
    Bimm, Bamm, Bumm!«
    Na los, Brom, erinnerst du dich etwa nicht?
    »… Wir sind Zwerge,
    fackeln nicht lang rum«, stimmte Brom zögernd ein.
    »Gnilfo, Gnalfo,
    Zing, Zang, Zong!«, zitierten sie gemeinsam.
    »Wer sich mit uns anlegt,
    der beißt auf Betong!«
    Selphyne, Bolgur und Falfnin wechselten vielsagende Blicke.
    »Betong, Betong, Betong!«, skandierte Brim lachend. »Ach ja, die alten Zeiten! Wenn man doch ewig jung bleiben könnte. Aber ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass es dir gut geht. Dann habt ihr es damals also tatsächlich geschafft?«
    Sofort verhärtete sich Broms Miene wieder, nachdem er bei dem Lied ein wenig aufgetaut zu sein schien.
    »Ich habe es damals geschafft«, murmelte er. »Uldi nicht.«
    »Oh«, erwiderte Brim und verstummte.
    Ein bedrückendes Schweigen folgte, und die anderen spürten, dass es sich um einen jener Momente handelte, bei denen es besser ist, nichts zu sagen.
    Von einem nahen Kirchturm ertönte Glockengeläute.
    »So spät schon!«, rief Brim, augenscheinlich froh über die Gelegenheit, das Schweigen zu brechen. »Ich hab ganz die Zeit vergessen. Bleibt ihr länger in Verderbnis? Dann besucht mich doch mal. Ich hab einen Alchimistenladen hier ganz in der Nähe, in der Vitriol-Straße. Könnt ihr gar nicht verfehlen, immer der Nase nach, im wahrsten Sinn des Wortes. Praktisch die ganze Alchimistenzunft hat sich da angesiedelt. Aber jetzt müsst ihr mich entschuldigen: Die Arbeit ruft. Man sieht sich.«
    »Scheint doch ein ganz netter Kerl zu sein«, bemerkte Selphyne, nachdem Brim in der Menge verschwunden war.
    »Ja«, sagte Brom nachdenklich und fuhr mit den Fingern durch seinen Bart. »Scheint ein netter Kerl zu sein.«
    Wie sich bald herausstellte, zeichnete sich Verderbnis nicht nur durch allgemeine sittliche Verkommenheit und Kriminalitätsstatistiken aus, nach denen sich die Fantastik AG die Finger lecken würde, wenn es Börsenkurse wären, sondern auch durch akute Wohnungsknappheit.
    Wo immer sie nach einer Unterkunft fragten, erhielten sie ein und dieselbe Antwort: Restlos ausgebucht.
    »Ein Zimmer, jetzt, während des Maskenfestes?«, antworteten die Portiers der Stadt. »Da hättet ihr spätestens vor einem halben Jahr vorbuchen müssen.«
    Schließlich, sie hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben und befanden sich in einem jener Viertel, in dem man eigentlich nicht einmal für geschenkt übernachten möchte (weil man das Messer im Rücken auch noch gratis dazubekommt), wurden sie doch noch fündig.
    An der bröckligen Fassade oberhalb der Tür stand der viel versprechende Name Die Purpurschnecke, und Purpur schien auch die unangefochtene Lieblingsfarbe des Innenausstatters gewesen zu sein.
    Außerdem hatte er offensichtlich einen enormen Plüschfetisch gehabt.
    Der Teppich, mit Brand- und anderen Flecken übersät, deren Ursprung nicht zu kennen man sich glücklich schätzen durfte, bestand aus purpurnem Plüsch, die Wände waren mit Purpurplüsch gepolstert, sogar die Decke war purpurn und plüschig.
    Es schien, als beträte man die nicht sehr gepflegte Achselhöhle des Purpurnen Plüschmonsters.
    Im gedämpften Licht – das irgendwie auch plüschig-purpurn wirkte – hockten einige vorwiegend jämmerlich aussehende Gestalten an den Tischen, nippten an ihren Gläsern und beäugten verstohlen-gierig die leicht bekleideten Tänzerinnen, eine vollschlanke

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