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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Trollin und eine biegsame Gnomin, die sich auf zwei erhöhten Podesten lasziv räkelten.
    Die Musik kam von einer koboldianischen Wawa-Band, deren Mitglieder – wie könnte es anders sein? – purpurne Plüschanzüge trugen und die anrüchige Szenerie mit dem traditionellen Wawa-Sound untermalten: 4/4 Slow-Tempo-Beats mit tieffrequenten Basshorn-Grooves, garniert mit den wollüstig-schmatzenden Licks der ikonischen Wawa-Lyra.
    Ab und zu, nach Klärung des finanziellen Aspekts, verließ ein Paar den Raum und stieg in das obere Stockwerk hinauf, um dort Aktivitäten nachzugehen, deren Natur unschwer zu erraten war.
    »Das ist doch verrückt«, meinte Selphyne und betrachtete missbilligend die suggestiven Zuckungen der Tänzerinnen. »Ihr zieht aber nicht ernsthaft in Betracht, dass wir hier übernachten!«
    »Im Moment sieht es so aus, als wäre die Alternative entweder irgendein Stall oder eine Brücke«, meinte Falfnin. »Und angesichts dieser begrenzten Auswahlmöglichkeiten …«
    »Ist doch ganz gemütlich hier«, fand Brom, den das Schicksal mit der seltenen Gabe beschenkt hatte, sich praktisch überall sofort heimisch zu fühlen, selbst wenn es sich um eine schmutzige Kerkerzelle in den Verliesen des Grauens handeln sollte. »In ihrer Jugend hat Tante Brunhilda auch mal in so einem Etablissmang gearbeitet. Uns Kindern hat sie immer diese länglichen Luftballons mitgebracht, und wir haben erst viel später rausgefunden, wofür die Dinger eigentlich gut sind.«
    »Na, da bin ich aber neugierig«, bemerkte Selphyne.
    »Ja«, erklärte Brom, »man kann die nämlich prima für Abdichtungen und so benutzen.«
    (Trotz diverser Erfahrungen mit lüsternen Hohepriesterinnen war der raubeinige Zwergenkrieger im Herzen doch weitestgehend unschuldig geblieben.)
    »Hier stinkt es«, rümpfte Nenia die Nase.
    »Dem habe ich nichts hinzuzufügen«, pflichtete Selphyne bei und wandte sich demonstrativ von einem gruseligen Wichtel ab, der sie seit dem Eintreten mit fiebrigen Blicken verfolgte.
    »Fragen kostet ja nichts«, meinte Falfnin und trat an die plüschgepolsterte Theke, hinter der ein schmierig aussehender Ork damit beschäftigt war, Gläser mit einem dreckigen Lappen zu polieren – er gab sich große Mühe, den Schmutz gerecht über das gesamte Geschirr zu verteilen.
    »Hallo, wir suchen ein oder auch zwei Zimmer.«
    Der Barmann musterte die Heldengruppe mit einem schweigenden Blick.
    Er war es gewohnt, sich kein Urteil zu bilden – wenn man in dem Gewerbe anfing, Bewertungen vorzunehmen, liefen einem bald die Kunden – oder man selbst vor denselben – davon.
    »Zwanzig Kupfer die Stunde«, sagte er mit ausdrucksloser Miene. »Sektkübel und Handtücher kosten extra.«
    »Und wie viel für eine Übernachtung?«, fragte Falfnin.
    Jetzt hob der Ork doch eine mild zweifelnde Braue.
    »Euch ist schon klar, dass das hier kein Familienhotel ist, oder?«
    »Naja«, lächelte Falfnin, »wir haben in der ganzen Stadt gesucht, aber sonst war einfach nichts frei.«
    Der Barmann überlegte.
    Eine andere goldene Regel seiner Zunft lautete: Wir erfüllen jeden Wunsch, solange nur der Preis stimmt.
    »Zwei Zimmer?«, fragte er.
    »Wenn möglich.«
    »Mit oder ohne Wörlpool?«
    »Wörlpool?«
    Brom horchte auf.
    »Auf jeden Fall mit! Als ich klein war, hat mich Tante Brunhilda mal mitgenommen und in einem freien Zimmer in den Wörlpool gesetzt, während sie gearbeitet hat. An den Tag hab ich nur die schönsten Erinnerungen!«
    Broms Augen glänzten vor Nostalgie beim Gedanken an diese feucht-fröhlich-blubbernde Episode aus seiner Kindheit.
    »Also zwei Zimmer mit Wörlpool«, sagte der Ork. Er rechnete schweigend, indem er einige Zahlen auf einen kleinen Zettel kritzelte. »Das wären dann acht Silber pro Nacht.«
    »Acht Silber!«, empörte sich Selphyne. »Für diese … Das ist doch kriminell! Und verstößt es nicht überhaupt gegen das Jugendschutzgesetz, ein Kind an einen solchen Ort mitzunehmen?«
    Sie zeigte auf Nenia.
    Die Miene des Orks signalisierte größtmögliche Verständnislosigkeit.
    Man konnte förmlich sehen, wie im Innern seines Kopfes ein großes, angestaubtes Wörterbuch aufgeschlagen und ergebnislos nach einem mysteriösen Eintrag namens Ju-gend-schutz-ge-setz gefahndet wurde.
    Der Barmann zuckte mit den Schultern, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass sich das Jugendschutzgesetz – was immer das auch sein mochte – herzlich wenig dafür interessierte, was in der Purpurnen Schnecke vor sich

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