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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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hat, und erstattet mir dann Bericht.
    «Okey dokey, dann leg ich mal los. Klaus Drossmann hat in Schotten als Weißbinder in einem Drei-Mann-Betrieb gearbeitet, bis der 1989 pleiteging. Kurz danach isser mit seiner Familie nach Mannheim gezogen. Dort fand er wohl wieder Arbeit, bis er vor drei Jahren mit 58 frühverrentet wurde. Den Kontakt zu seiner alten Heimat hat er abgebrochen.»
    Teichner lässt seine Finger knacken und stößt auf.
    «Hatte er wirklich zu niemandem aus der Schottener Ecke noch Kontakt?», frage ich nach.
    «Yep, nullinger. In den letzten 21 Jahren scheint er nicht ein einziges Mal in seine alte Heimat zurückgekehrt zu sein. Bis auf jetzt halt.»
    «Komisch», murmele ich. «Sonst noch irgendwas?»
    «Vor sechs Jahren ist seine Frau Renate gestorben, an Krebs. Mit ihr hat er sehr zurückgezogen in Mannheim gelebt. Sein Sohn Frank ist nach dem Tod der Mutter nach Gießen gezogen.»
    «Das ist der, der beim Finanzamt arbeitet?»
    «Yes, man!»
    Klaus Drossmann war Mitglied im Schottener Karnevalsverein, berichtet mir Teichner dann weiter. Allerdings habe er keinen Menschen recherchieren können, der ihn gut kannte oder gar angegeben hätte, mit ihm befreundet gewesen zu sein. Er habe auch niemanden gefunden, der ihn seit seinem Umzug nach Mannheim hier in der Gegend gesehen hätte. Drossmann spielte wohl eine eher unauffällige Rolle, obwohl er bei einigen Faschingskampagnen in diversen Unterhaltungsbands Keyboarder war. Nirgendwo schien er einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Weder positiv noch negativ.
    Alle die von Teichner befragten damaligen Mitmusiker schildern ihn einhellig als etwas sonderbaren Einzelgänger.
    «Jetzt willste bestimmt noch wissen, wie er genau gestorben ist, was?», fragt mich Teichner dann.
    Nein, liegt mir als Antwort auf diese blöde Frage auf der Zunge. Doch bevor ich antworte, redet mein Kollege schon weiter.
    «Durch einen Schlag auf die linke Schläfe. Mit einer Eisenstange, die am Tatort herumlag.»
    «Das steht fest?», frage ich.
    «Yep. Es wurden Blutspuren nachgewiesen, die zu Drossmann gehören.»
    Um seinen Bericht abzuschließen, kramt Teichner einen Zettel aus der Hosentasche, auf dem er sich weitere Informationen notiert hat.
    «Obwohl der Mord ganz in der Nähe vom Umzug passiert ist, ist es unwahrscheinlich, dass es irgendjemand gesehen hat. Diese Stelle hinter dem Feuerwehrgerätehaus, wo’s passiert ist, ist für niemanden einsehbar. Die Tatwaffe gehört übrigens zum Gerümpel des Feuerwehrhauses und lag neben anderem Zeug in der Nähe des Tatortes herum. Gestohlen wurde Drossmann vermutlich nichts, womit ein Raubmord nahezu ausgeschlossen werden kann. Zeugen scheint es wie gesagt nicht gegeben zu haben. Jedenfalls hat sich bisher noch niemand gemeldet, der etwas gehört oder gesehen haben will.»
    Teichner beendet seinen Bericht mit der Bemerkung, dass wir beide demnächst nach Mannheim zu Drossmanns Wohnung reisen müssten. Dann niest er unangenehm und lässt mich mit Blick auf Berlusconi wissen, dass er eine Hundeallergie habe. Ein Grund mehr, Berlusconi auch in den nächsten Tagen häufiger mit zur Arbeit zu bringen.
    Ich lobe Teichner für seine gute Arbeit, auch wenn es mir schwerfällt.
    «Schankedöhn», sagt er darauf.
     
    Während ich Berlusconi zum Kacken in den Park führe, erwische ich mich dabei, wie ich über den Fall nachdenke. Ich komme mir vor, als sei ich das, was ich bin. Ein Kriminalkommissar, der, mit sich selbst redend, fallspezifische Fragen stellt: Was wollte Drossmann nach 21 Jahren plötzlich wieder in seiner alten Heimat? Und warum besuchte er offenbar allein den Umzug? Oder hatte er sich mit jemandem verabredet? Gab es einen tieferen Grund, dass er dieses Sensenmannkostüm trug, in dem er nicht zu erkennen war? War dies so gewollt? War mit dem Mord überhaupt er gemeint, oder war er Opfer eines Irren, der dieses Kostüm nicht ertragen konnte? Und wann eigentlich muss ich Laurin vom Kindergarten abholen?
    «Das machen Sie aber schon noch weg!», werde ich von einer älteren Mitbürgerin mit Blick auf einen feudalen Berlusconi-Scheißhaufen drohend gefragt.
    «Selbstverständlich», lüge ich, warte, bis die Dame um die Ecke ist, gehe zurück ins Büro und setze mich auf die Toilette.
    Währenddessen tippe ich auf meinem neuen Alleskönnerangebertelefon herum und betrachte Franziska auf Urlaubsfotos. Schön ist sie, denke ich. Das hatte ich fast vergessen. Vieles an ihr ist fein. Eigentlich alles. Ihr

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