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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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da. Aufgeregt wie ein Teenager öffne ich sie.
Ehre, wem Ehre gebührt … Schön, von dir zu hören. Du bist bei der Polizei? Stimmt das? Hab ich gegoogelt … Dich als Bullen kann ich mir gar nicht vorstellen.
Ich mich auch nicht.
Warum bist du’s dann?
Wegen der Gerechtigkeit natürlich.
    schreibe ich und möchte damit eigentlich irgendwie ironisch rüberkommen. Wenn ich die Chatsprache besser beherrschen würde, würde ich jetzt irgendwelche Zeichen dahintersetzen, die meinem Mailpartner klarmachen sollen, mit welcher Intensität ich zu scherzen versucht habe. Irgendwelche Klammern mit Doppelpunkten würde ich setzen, so was wie ((::.)(…, was weiß ich. Eine andere Möglichkeit wäre, diese kleinen gelben Grinsefressen zu nutzen. Aber die sind für mich ein absolutes No Go. Wobei No Go zu sagen ein noch größeres No Go ist. Das geht gar nicht. Ständig «Geht gar nicht» zu sagen ist auch ein No Go, jedoch für viele andere angestrengt Jungwirkenwollende ein absolutes «Must». Das alles ist so ähnlich wie pausenlos «Wie geil ist das denn?» zu schmettern, mit Betonung auf dem «das». Dies nur am Rande. Ich verzichte also auf Zusatzzeichen und hoffe, dass Sandra die Ironie auch so bemerkt. Wenn nicht, ist auch egal.
Oh, wegen der Gerechtigkeit … wie edel. Ich bin beeindruckt. Kämpfst du mit allem Mut gegen die Falschparker dieser Welt? Darf ich mich wegen dir in den Innenstädten dieser Welt sicherer fühlen?
    Sie macht sich über mich lustig. Eindeutig. Es stört mich. Ich bin in ihren Augen ein blöder banaler Spießer-Bulle, und vermutlich hat sie recht. Ich verliere ein wenig die Lust an diesem spätpuberalen Dialog, bin ein wenig beleidigt und überlege, mich auszuloggen. Dann aber schreibe ich:
Gib mir mal einen Tipp, wer du bist. Ich kann mich wirklich an keine Sandra erinnern. Oder hast du ein Foto? Vielleicht von früher?
Mal sehen. Eigentlich lade ich ungern Fotos von mir ins Internet … hab da ein bisschen Paranoia. Du wirst dich vermutlich eh nicht erinnern. Ich glaube, wir haben nie ein Wort miteinander gewechselt. Du warst damals mit einer aus deinem Jahrgang zusammen, oder? Wie hieß die nochmal?
Franziska.
    Ja. Franziska hieß die. Und so heißt sie immer noch. Ich spüre, wie der Rotwein mich breiter macht und wie ich beginne, immer sentimentaler zu werden.
    Wenn ich doch nur mal irgendetwas von ihr zu hören, zu lesen oder von Petra berichtet bekäme. Wie lange soll ich denn noch so weiterleben, als gäbe es sie gar nicht mehr? Ein wenig verliere ich bei diesen Gedanken die Lust auf dieses nichtig alberne Gechatte. Ich trinke mir aber noch ein bisschen Lust an und fühle mich daraufhin blöd genug, Und du? Was machst du so? zu tippen.
    Die Antwort lässt ein wenig auf sich warten. Dann:
    Zurzeit betreibe ich einen kleinen Bergbauernhof in der Schweiz.
Willst du mich verarschen?
Nein, wieso?
Klingt halt etwas unwirklich.
So kommt es mir manchmal auch vor, aber so ist es nun mal.
Kann man davon leben?
    Ich schäme mich für diese Frage. Doch zu spät, ich habe sie schon abgeschickt.
Nein, ich liege gerade im Sterben …
    Die Frau beginnt mir mehr und mehr zu gefallen. In einem Anfall von freudigem Übermut gieße ich auch noch den Rest aus der Dornfelderflasche in mein Glas.
Sorry für die blöde Frage. Aber erzähl doch mal. Wie geht das, Bergbauernhof?
Ganz einfach. Im Sommer mache ich Milch, Käse und Butter, für Wanderer biete ich Herberge, Kuchen, Bier und Brotzeit, und im Winter bringe ich Haus und Stall wieder in Schuss, und wenn ich damit fertig bin, mache ich gar nichts mehr.
Gar nichts mehr?
Gar nichts mehr! Ich konnte mir von einer Erbschaft dieses Haus hier kaufen, habe daher keine Schulden und keine sonstigen Verpflichtungen. So kann ich mir es leisten, dieses Leben zu führen.
Das heißt, du sitzt das ganze Jahr alleine auf der Hütte?
Na ja, von Frühjahr bis Herbst ist hier immer was los. Dann kommen häufig Wanderer. Ich bin hier auf 1500 m Höhe. Von meiner Hütte aus geht es dann, wenn man kann und will, auf 3000 m Höhe. Da kommen viele Kletterer, die hier Zwischenstation machen und übernachten. Ich habe 24 Betten. Da ist es nicht einsam …
Im Winter ist es wirklich ruhig hier. Das Vieh ist dann unten im Tal, und ich bleibe hier alleine im Schnee. Ich liebe das.
Wie lange machst du das schon so?
Drei Jahre. Direkt nach meiner Scheidung habe ich die Hütte gekauft und bin hier hoch.
    Ich bin beeindruckt und ein bisschen neidisch, obwohl ich nicht genau

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