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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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begrüßt er mich wenig später. «Du hast auf dem Essensplan noch nicht eingetragen, was du morgen kochst. Bitte keine Nudeln, keinen Reis, keinen Salat. Das hatten wir letzte Woche schon dreimal.»
    «Ach du Scheiße», stammele ich. Das hatte ich natürlich überhaupt nicht auf dem Schirm. Kochen für die Kindergruppe. Wie das denn auch noch? Abgesehen davon, dass ich in den drei Jahren, in denen Laurin im Schlumpfloch ist, noch nie gekocht habe und ich außer Spaghetti mit Tomatensoße ohnehin nichts zustande bringe, abgesehen davon habe ich morgen ja nun mal gar keine Zeit. Ich muss mit Miriam und Teichner nach Mannheim.
    Wolle bemerkt meine verzweifelte Ratlosigkeit.
    «Henning», sagt er in aggressiv verständnisvollem Tonfall und berührt meinen Oberarm. «Sorry, ich weiß, dass das mit Franzi für dich bestimmt gerade nicht leicht ist.» Nun beginnt er meinen Arm zu streicheln. «Aber schau mal, Beate ist auch alleinerziehend, und sie kriegt das trotzdem hier hin mit den Kochdiensten. Beate ist sogar auch noch im Vorstand.»
    «Beate muss aber auch keinen Mordfall aufklären», rutscht es mir patziger als geplant heraus.
    «Ey, Henny, wir verstehen das gut, dass das alles mal too much sein kann. Klar gibt es auch andere Dinge, die wichtig sind. Aber sind unsere Kinder nicht auch wichtig?»
    Sein drängender, leicht ins Irre gehender Blick fixiert mich.
    «Mir persönlich sind sie wichtiger als alles andere, aber das muss jeder für sich selber wissen», erklärt er mir, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    «Nur, weil du dich Wolle nennen lässt, musst du mich nicht Henny nennen. Ich heiße Henning, o.k.?»
    «O.k., o.k., o.k., o.k.», beschwichtigt mich Wolle und fingert schon wieder an mir herum. Ich bin in der Zwickmühle. Am liebsten würde ich in diesem Moment den Zidane machen, doch ich will ja etwas von ihm. Ich muss ihn schließlich bitten, morgen Nachmittag Laurin mitzunehmen. Und irgendwie muss ich ja zudem aus dieser Kochnummer rauskommen.
    Also reiße ich mich extrem am Riemen, lasse meinen Kopf dort, wo er ist, und bedanke mich noch einmal grundsätzlich für sein Engagement. Wenn man das tut, so ist allgemein bekannt, dann bekommt man fast alles von Wolle. So ist es glücklicherweise auch diesmal.
    «Da freuen wir uns, wenn Laurin mal wieder bei uns zu Gast ist. Ich denke auch, dass eurem Laurin die Gesellschaft mit unserem Calvin-Manuel echt guttut.»
    Nachdem ich Wolle noch ein paar Minuten für seinen 15-Euro-Vollwertzuschusserfolg lobgepriesen habe, übernimmt er für mich auch noch den morgigen Kochdienst.
    «Ich weiß zwar nicht, wie ich das auch noch schaffen soll, aber irgendwie kriege ich das schon hin», fügt er, von sich selbst beseelt, mit dem Kopf schüttelnd hinzu.
    Ich übe mich in Gleichmut und verspreche ihm im Überschwang der kurzfristigen Entlastung etwas leichtfertig, dass ich in nächster Zukunft auch einmal einen Vertretungsdienst übernehmen würde.

[zur Inhaltsübersicht]
    15. KAPITEL
    N eun Uhr. Zwei Gläser Rotwein habe ich schon getrunken, als ich auf dem Wohnzimmersofa liegend mit meinem Notebook auf dem Schoß den Mut fasse, meinen Entschluss zu befolgen und virtuell die Kommunikation mit dieser Sandra wieder aufzunehmen. Ich logge mich ein und schreibe beschwingt folgende Nachricht:
Das freut natürlich einen alten Sack wie mich, wenn eine junge Dame wie du sich über ein Porträt-Foto positiv äußert. Ich bin gar leicht beschämt und schicke errötet herzlichste Grüße.
    Nun wird das dritte Glas gefüllt und auf den Bildschirm gestarrt, bis eine Antwort kommt.
     
    «Daaaddy», höre ich stattdessen meine Tochter brüllen. «Komm mal!»
    «Warum?», brülle ich zurück.
    «Hohhh, Mann», macht sie dann.
    «Komm du doch», rufe ich.
    «Ei, das geht jetzt net!», keift sie darauf.
    «Brüll doch nicht so durchs Haus», plärre ich zurück, «sonst wird Laurin wach.»
    «Papa?» Laurin steht bereits in der Tür. «Ich hab ins Bett gemacht.»
    Ich kippe das dritte Glas in einem Zug runter und nehme Laurin auf den Arm.
    «Macht nichts», lüge ich, «ich mach dir dein Bett frisch.»
    «DAAAADDY!», kreischt Melina.
    «SCHNAUZE!», kreische ich zurück. «ICH KOMM GLEICH!»
    Kann man nicht einmal in Ruhe weinselig vor dem Notebook hockend auf Facebook-Nachrichten warten? Nein, kann man offenbar nicht.
    Ich beziehe also Laurins Bett frisch, tröste ihn, unterschreibe dann Melinas 5 in Chemie und kehre dann an meinen Schreibtisch zurück.
     
    Eine neue Nachricht ist

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