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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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Herr Bärt wollte. Warum weiß er es und wir nicht?», fluche ich zwar recht laut, aber mit zu viel Resignation in der Stimme.
    «Ist es dann nicht wichtiger, dass sich einer von uns noch mal um den Drossmann kümmert, anstatt dass wir alle zu diesem Probenraum fahren?», schaltet sich meine Liebhaberin der letzten Nacht ein.
    Ich schweige. Teichner kratzt sich am Sack und sagt dann: «Ich hab direkt nach dem Mörtelspecht-Telefonat versucht, ihn zu erreichen. Ich habe ihn weder im Finanzamt erreicht noch zu Hause, noch mobil.»
    Teichner macht das wirklich nicht schlecht, denke ich. Irgendwann werde ihm das auch einmal sagen müssen. Dann aber trötet er mit Blick auf ein Autobahnparkplatzschild: «Ey, fahr mal hier raus, ich muss mal meinen Jürgen würgen.»
    So beschließe ich, das Lob auf unbestimmte Zeit aufzuschieben.
    Ganz Hauptkommissar, verkünde ich dann mit fester Stimme: «Wir gucken uns jetzt diesen Probenraum an, suchen nach Hinweisen, die uns vielleicht weiterbringen, und kümmern uns dann um Drossmann und Herr Bärt.»
    «Wir hätten uns aufteilen und parallel arbeiten müssen», bemerkt Miriam. «Nun verlieren wir zu viel Zeit, fürchte ich.»
    Sie hat recht, und doch will ich es von ihr nicht hören. Ich fühle mich kritisiert. Ich bin der Ermittlungsleiter und kann mich diesmal nicht hinter Markus Meirich verstecken. Mich nun auch noch hinter Teichner oder der unerfahrenen, jungen Miriam ins zweite Glied zu versetzen, lässt der letzte Rest meiner Selbstachtung nicht zu.
    Während ich wenig später den Parkplatz ansteuere und Teichner Gelegenheit gebe, seinen Dings zu dingsen, sitze ich für einen kurzen Moment allein mit Miriam im Auto. Ich sage nichts. Sie sagt nichts. Ich weiß nicht, ob ich mich für die letzte Nacht bei ihr entschuldigen, bedanken oder mich beklagen soll. Ich beschließe, nicht weiter darüber nachzudenken, und pfeife nervös tonlos vor mich hin. Dabei tue ich so, als würde ich meine Auto-CDs sortieren. Dann kommt Teichner wieder, und wir steuern Mannheim an.
     
    Natürlich, wie könnte es auch anders sein, sind wir zu spät. Ich hatte schon eine Vorahnung, als der leicht untersetzte Hausverwaltungswirt, oder wie auch immer man heute zu Hausmeistern sagt, den Schlüssel ins Schloss der Probenraumtür steckte. Der Raum befindet sich im Kellergeschoss eines nicht mehr allzu frischen mehrstöckigen Gebäudes in einem schmucklosen Mannheimer Industriegebiet.
    «Ei gugge mal dooo, da ist ja schon einer daa gewehse», singsangt Herr Stemmer, wie es nur Kurpfälzer können, während er die Tür öffnet.
    «Vielen Dank, Herr Stemmer, wir brauchen Sie jetzt nicht mehr», sage ich, weil das die Hauptkommissare in Fernsehkrimis auch immer zu den zu neugierigen Hausmeistern sagen.
    «Selbstverfreilich», kalauert Herr Stemmer. «Falls noch was sein sollte, tun Sie mich obe einfach anklingele.» Er beendet seinen Satz, bleibt aber wie alle Mannheimer am Ende seines Satzes mit der Stimme oben und geht anschließend genau dorthin.
    Der Raum ist nicht direkt verwüstet, aber eindeutig durchsucht worden. «Scheiße», sagt Miriam.
    «Nichts anfassen», blökt Teichner, als ich zielgerichtet handschuhlos einen Lichtschalter betätigen möchte. Teichner schüttelt überheblich den Kopf und verteilt Plastikhandschuhe.
    «Einbruchsspuren sehe ich keine», höre ich bei Betrachten der Eingangstür Miriam sagen. «Aber das sollten besser die Profis überprüfen.»
    «Lass mich mal», ächzt Teichner und studiert das Türschloss. «Yep, kein Einbruch.»
    «Ich meinte Profis, Teichner, Spurensicherung, verstehst du?», tritt Miriam nach.
    Im Raum stehen zwei Keyboards, ein Mikrophonständer und ein Schreibtisch mit Computerkabeln ohne dazugehörigen PC. Die Wandregale sind leer. Alles weg. Eine Videokamera finden wir natürlich auch nicht.
    «Wir müssen sofort zu Frank Drossmann», sagt Miriam mit fester Stimme. «Alles spricht dafür, dass er das Zeug geholt hat.»
    «Wieder nur Mailbox bei ihm», fügt Teichner hinzu und steckt sein Handy in sein hässliches Gürtelledertäschchen, das schon Mitte der Neunziger scheiße aussah.
    Dann klingelt mein Handy. Melina.
    «Daddy, Berlusconi ist in die Nidda gefallen.»
    «Wie viel?»
    «Hast du nicht gehört?», keift Miriam weinerlich in mein Ohr.
    «Berlusconi ist wohin gefallen?», frage ich.
    «In die Nidda!», antwortet Melina. «Du musst kommen.»
    «Wo isser denn jetzt genau?»
    «Ei, was weiß ich denn?»
    «Na, kannst du ihn sehen? Schwimmt er

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