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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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reagierte nicht und drehte sich auch nicht um. »Hallo, warten Sie!«, rief Bergenhem und rannte wieder los.
    Der Mann ging den Fußweg am Wasser entlang. Er drehte sich um, sah Bergenhem und begann auch zu laufen.
    »Hallo, warten Sie! Edwards! Roger Edwards! Polizei!«
    Ohne sich umzudrehen, lief der Mann zwischen den Booten entlang, die vor kurzem an Land gezogen worden waren. Die Segelsaison war vorbei. Einige lagen noch im Wasser. Bergenhem konnte die Beine des Mannes unter den Kielen sehen. jetzt blieben sie stehen. Bergenhem umrundete das große Segelboot, hinter dem der Mann stand. Er hob die Hände, als würde er aufgeben. Was aufgeben? Bergenhem blieb vor ihm stehen. Der Mann starrte ihn einer Mischung aus Schrecken und Aggression an. Beide atmeten heftig. Bergenhem holte seinen Dienstausweis hervor. »Bergenhem«, keuchte er. »Polizei.«
    »Wa ... was ist los?« Der Mann starrte auf den Ausweis. »Roger Edwards?«, fragte Bergenhem. »Sind Sie Roger Edwards?« Der Mann schien zu zögern, als hätte er seinen Namen vergessen.
    »Es geht um ein Auto«, sagte Bergenhem, »um das Auto von Roger Edwards.«
    Der Mann nickte. »Sind Sie Edwards?«
    »Ja ... was ist mit dem Auto? Haben Sie es gefunden?« »Gefunden? Wie meinen Sie das?«
    »Es ist gestern gestohlen worden.«
    »Warum haben Sie den Diebstahl nicht gemeldet?« »Ich bin noch nicht dazu gekommen.«
    Edwards sah Bergenhem nicht an, als er das sagte. Es war natürlich eine verdammte Lüge.
    »Warum soll ich das glauben?«, fragte Bergenhem.
    »Wo haben Sie das Auto gefunden?«
    »Wo wurde es gestohlen?«
    »Äh ... am Käringberget. Vorm Supermarkt.« »Und wann?«
    »Gestern Abend, das hab ich doch gesagt. Am späten Abend, kurz vor zehn. Um zehn machen die zu. Ich hatte es eilig, bin schnell rein und hab eingekauft, und als ich zurückkam, war das Auto weg.«
    »War das Auto abgeschlossen?«, fragte Bergenhem. »Äh ... nein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich hatte es eilig, wie gesagt. Ich hab genau vor dem Eingang geparkt. Wer kommt denn auf die Idee, dass das Auto ausgerechnet dort geklaut wird?«
    »Warum nicht dort?«
    »Hier passiert so was doch nicht, oder? In diesem Teil der Stadt wohnen nur gesetzestreue Leute.«
    »Dann war es wohl jemand von außerhalb«, sagte Bergenhem. »Äh ... wa ... ja.«
    »Wo sind die Schlüssel?«
    »Die hab ich stecken lassen, fürchte ich.« »Was haben Sie eingekauft?«
    »Wie bitte?«
    »Was haben Sie im Supermarkt gekauft?« »Zigaretten.«
    »Okay, und als Sie wieder rauskamen, war das Auto weg. Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich bin nach Hause gegangen.«
    »Sie sind nach Hause gegangen? Ihr Lexus ist soeben gestohlen worden, und Sie gehen einfach nach Hause?« »Ich hatte es eilig.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Das ist meine Sache.«
    »Diese Geschichte ist alles andere als allein Ihre Sache«, sagte Bergenhem.
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Edwards. »Okay, ich bin nicht dazu gekommen, den Diebstahl zu melden. Ich wollte es heute Morgen machen. Wo ist das Auto?«
    Bergenhem dachte eine Sekunde nach. Möwen kreisten neugierig über ihnen. Wohin würde diese Geschichte führen? Bergenhem schaute auf seine Armbanduhr.
    »Wahrscheinlich in der Untersuchungshalle der Polizei«, sagte er.
    »Warum?«
    »In Ihrem Auto sind Schüsse abgegeben worden.« »Schüsse?«
    Bergenhem antwortete nicht.
    »Ich war das nicht«, sagte Edwards.

2
    Kriminalkommissar Erik Winter stand an seinem Bürofenster mit Aussicht auf den Fattighusån. Er wusste, dass der Fluss da war, konnte ihn in der Dunkelheit aber nicht sehen. Die Regentropfen an der Fensterscheibe waren von der Beleuchtung des Abends unterschiedlich gefärbt, wie ein Muster aus Perlen. Vielleicht konnte man es sogar als hübsch bezeichnen. Er trug seinen Regenmantel, bereit, in die Dunkelheit hinauszugehen. Das Einzige, was ihn noch zurückhielt, waren die Gedanken an einige der Angelegenheiten, die in zwei flachen Papierstapeln auf seinem Schreibtisch lagen. Bei der einen handelte es sich um ein Auto, das mit einem Einschussloch im Beifahrersitz verlassen auf der Älvsborgsbrücke gefunden worden war, bei der anderen ging es um verdächtige Aktivitäten auf der Hisingsseite, die vermutlich mit Rauschgiftschmuggel zusammenhingen. Das Fahndungsdezernat konnte nicht alles dem Rauschgiftdezernat aufladen.
    Sein Telefon klingelte. Winter ging zum Tisch und hob den Hörer ab. »Ja?«
    Ihm wurde sein abweisender Tonfall bewusst. Er gefiel ihm selber

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