Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
nicht.
    »Vielleicht sollte ich ein andermal anrufen«, sagte die Stimme am anderen Ende.
    »Entschuldige, Angela, ich dachte, es sei jemand anders.« »Wer denn?«
    »Irgendein blöder Kollege mit schlechten Neuigkeiten, die mich daran hindern würden, nach Hause zu gehen.« »Ich tue genau das Gegenteil, Erik.«
    »Danke.«
    »Jetzt kannst du getrost nach Hause kommen.« »Das sind doch gute Nachrichten.«
    »Es ist ein bisschen später geworden, als ich dachte.« »Schläft Lilly?«
    »Bald.«
    »Erzähl ihr, dass ich mein Bestes getan habe.« »Das wird sie auch bestimmt begreifen.« »Und morgen steh ich mit dem Hahn auf.« »Mit welchem Hahn?«
    »Das ist eine schwedische Redensart, Angela.«
    »Aha, in Deutschland steht man mit den Hühnern auf.«
    »Ich werde mit dem Hahn aufstehen, obwohl die ganze Woche Samstag ist.«
    »Genau das hat Elsa heute auch gesagt. Wahrscheinlich haben sie das Lied im Kindergarten gesungen. Die ganze Woche Samstag.«
    Angela war in Leipzig und Berlin aufgewachsen, bevor es Familie Hoffmann gelang, in den Westen in die Freiheit zu fliehen. Damals war Angela ein kleines Mädchen gewesen. Jetzt war sie eine noch relativ junge Allgemeinärztin am Sahlgrenska-Universitätskrankenhaus. Winter war allgemeinpraktizierender Kommissar beim Landeskriminalamt, immer noch relativ jung, um Kommissar zu sein, aber er war schon seit neunzehn Jahren Polizist. Bald hatte er sein zwanzigjähriges Jubiläum, noch bevor er fünfzig wurde. Jubiläum, Fest. Wahrhaftig, das Leben erschien ihm, als wäre die ganze Woche Samstag.
    Winter nahm den Weg über Heden nach Hause. Die Abenddämmerung war vorbei, war im Schotter versickert und von Dunkelheit zugedeckt worden. Eine Amateurmannschaft spielte in schwacher Beleuchtung Fußball. Nach wenigen Sekunden verhallten die Rufe. Winter war als Jugendlicher ein guter Mittelfeldspieler gewesen, er hätte eine glänzende Karriere machen können, wenn er sich nicht Ende der siebziger Jahre bei einem Spiel auf dem Slottsskogsvallen ernsthaft an der Kniescheibe verletzt hätte. Ein Jahr später musste der Sandarna Klub sich einen neuen Mann mit vielversprechender Zukunft suchen. Er traute sich nicht mehr so viel zu, obwohl er mit der Clique vom Dezernat gespielt hatte, bis Halders eines schönen Abends für ihren Rausschmiss sorgte, indem er den Schiedsrichter mehr oder weniger tottrat. An einem schönen Abend wie diesem. Der Himmel hatte sich nach Einbruch der Dunkelheit gelichtet, und die Stadt hatte einen blauen Glorienschein bekommen, der zur Jahreszeit passte. Von Nordwesten kam ein frischer Wind auf, und Winter zog seinen Mantel fester um sich. Der Wind kam immer noch von vorn, als er vom Södra vägen in die Vasagatan einbog und dann die Avenyn überquerte. In den Wartehäuschen gegenüber vom Zeitungskiosk warteten Leute auf Busse und Bahnen, es waren nur noch siebenhundert Meter bis nach Hause.
    Elsa zog ihm den zweiten Schuh aus. »Danke, meine Dienerin.«
    »Ich bin nicht deine Dienerin.« »Was bist du denn?«
    »Ich bin eine Königin!« Elsa ließ den Schuh auf den Holzfußboden plumpsen.
    »Schh, weck deine kleine Schwester nicht auf. Weck nicht die Prinzessin.«
    »Och, die schläft doch dauernd.«
    »Da habe ich aber etwas anderes gehört.« »Sie ist eine Siebenschläferin.«
    Winter hielt seinen Arm mit der Uhr hoch. »Das stimmt. Es ist gerade sieben.«
    »Ha, ha, ha.«
    »Wenn du eine Königin bist, dann finde ich, solltest du mir was zu trinken holen. Ich setze mich schon mal in den Salon.« »Was ist der Salon?«
    »Unser Wohnzimmer, vornehmere Familien nennen das Salon.« »Aber wir haben früher doch nie Salon gesagt?«
    »Nicht?«
    »Nein. Dann sind wir also keine vornehmere Familie?« »Klar sind wir das, Schätzchen. Eine der vornehmsten.« »Sind wir nicht die allervornehmste?«
    Winter hörte ein kurzes Lachen. Er schaute auf.
    »Wie willst du da wieder rauskommen?« Angela lächelte. »Wie vornehm sind wir, Erik?«
    »Genauso vornehm wie alle anderen, die auch vornehm sind.« Er richtete sich auf. »Kann eine der Königinnen dem König etwas Vornehmes zu trinken holen? Wir treffen uns dann im Salon.«
    Bergenhem bemerkte, dass er auf seinem Bürostuhl saß. Er erinnerte sich, dass er über die Älvsborgsbrücke und weiter in die Stadt gefahren war, doch danach erinnerte er sich an nichts mehr. Als hätte er sein Gehirn ausgeschaltet, als er durchs Zentrum gefahren war, vor dem Präsidium geparkt hatte und hinauf in sein Zimmer gegangen

Weitere Kostenlose Bücher